Expert*innen diskutieren bereits länger über das österreichische Pensionssystem und inwiefern dieses auch für zukünftige Generationen gesichert ist, schließlich altert die österreichische Bevölkerung und damit wächst die Anzahl der Pensionist*innen. Ihr Anteil wird gemäß der Statistik Austria künftig die Anzahl der Erwerbstätigen übertreffen.
„Das österreichische Pensionssystem basiert auf dem Umlageverfahren. Die Beiträge der aktiv Erwerbstätigen finanzieren die Pensionen der früher Erwerbstätigen“, erklärt Rudolf Mosler, Herausgeber des kürzlich erschienenen Buches „Sind unsere Pensionen nachhaltig?“. Laut ihm ist das österreichische System im internationalen Vergleich gut aufgestellt, jedoch liegt die Herausforderung darin, „die erworbenen Ansprüche dauerhaft gewährleisten zu können“. Lösungen dafür gibt es – jedenfalls theoretisch – einige: Die Einzahlung von mehr Beiträgen, ein höherer Staatszuschuss, eine längere Erwerbstätigkeit oder Leistungskürzungen. „Bei den Beitragseinnahmen sind geringe Arbeitslosigkeit und eine hohe Zahl von Beschäftigten mit möglichst hohen Einkommen für das Pensionssystem besonders wichtig“, so der Experte weiters. Die Bemühungen zur Erhöhung des faktischen Pensionsantrittsalters sind zu verstärken, mittel- bis langfristig könnte auch eine Erhöhung des gesetzlichen Pensionsalters erforderlich werden.
Pensionen: Drei Säulen
Nicht jedes Land hat sich für das Umlageverfahren entschieden, in manchen Staaten wird die Pension durch das sogenannte Kapitaldeckungsverfahren finanziert. „Es werden – vereinfacht gesagt – Beiträge einbezahlt und diese am Kapitalmarkt veranlagt, um dann letztlich die jeweilige Pension zu finanzieren“, erklärt Rudolf Mosler. Hier trägt der einzelne Versicherte das Veranlagungsrisiko, denn diese Veranlagungen können sich positiv oder negativ entwickeln.
In Österreich hat das Pensionssystem drei Säulen – die gesetzliche und die betriebliche Pension sowie die private Vorsorge. In den letzten Jahren gab es Stimmen, die v. a. die betriebliche Pension und die private Vorsorge gestärkt sehen wollen. Laut Rudolf Mosler sind Privatpensionen nur für Besserverdiener*innen eine Option, „weil Niedrigverdiener*innen keinen Spielraum für Investitionen haben“ und Betriebspensionen gibt es nur in größeren Unternehmen – von beiden Optionen profitieren somit nur relativ wenige Menschen.
Gender-Pension-Gap
Ein Punkt, der beim Thema Pensionen immer wieder angesprochen wird, ist der Gender-Pension-Gap: „Die durchschnittliche Frauenpension ist in Österreich um ca. 35 % geringer als die durchschnittliche Männerpension“. Die Gründe dafür sind die niedrigeren Einkommen der Frauen sowie die geringeren Zeiten der Erwerbstätigkeit. „Die Angleichung des Pensionsantrittsalters wird langfristig zu etwas höheren Frauenpensionen führen. Es wird notwendig sein, auf gesundheitliche Einschränkungen und die Bedürfnisse älterer Arbeitnehmerinnen verstärkt einzugehen. Maßnahmen zur Verringerung der Teilzeitarbeit von Frauen (v. a. durch ein besseres Kinderbetreuungsangebot) sowie eine Höherbewertung der Arbeit in frauendominierten Bereichen (z. B. Gesundheits- und Sozialwesen) könnten den Gender-Pension-Gap ebenso verringern“, sagt der Experte.
Weitere Maßnahmen
Pensionsreformen gab es in den letzten Jahrzehnten viele, die größte Auswirkung hatte laut Rudolf Mosler die sukzessive Verlängerung des Bemessungszeitraums – von den besten 15 auf die (ab 2028) besten 40 Jahre der Erwerbstätigkeit, nach denen wird nun die Höhe der Pension berechnet. Die Angleichung des Pensionsantrittalters der Frauen an das der Männer, Vollbeschäftigung und längere Erwerbsphasen sind die wichtigsten Schlüssel für die Aufrechterhaltung des Systems – und dafür braucht es zudem Maßnahmen außerhalb des Pensionssystems – wie etwa eine aktive Arbeitsmarktpolitik, verstärkte Bemühungen um Ausbildungen, frühkindliche Bildungseinrichtungen sowie einen Fokus auf die Gesundheit der Beschäftigten, erinnert Rudolf Mosler.