Die Globalisierung der Wirtschaft, die in den vergangenen Jahrzehnten stattgefunden hat, wirft viele Fragen auf. Welche Auswirkungen hat ökonomische Offenheit? Und wie ist es möglich, international wettbewerbsfähig zu sein? Stephan Pühringer von der Uni Linz ist Teil eines Forschungsteams, das versucht, Antworten zu finden. Untersucht werden diese Gesichtspunkte auch anhand des Wiener Wohnungsmarkts.
Der (perfekte) Wettbewerb
Obwohl der Wettbewerb der Wirtschaft zugrunde liegt, wissen wir eigentlich recht wenig über den Begriff. Begonnen hat alles bei Adam Smith (1723-1790), er gilt als Begründer der klassischen Nationalökonomie. Mit ihm hat der Wettbewerb in die Theoriebildung gefunden. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Wettbewerb dann sehr funktionalistisch definiert: Er ist da, um ein Ziel zu erreichen, und dieses Ziel heißt Effizienz.
Das oberste Ziel der Effizienz ist, alle Ressourcen auszuschöpfen und sie so gut als möglich zu verteilen. „Man spricht dann vom perfekten Wettbewerb. Das ist das, was letztlich heute in der einen oder anderen Variante jedem neoklassischen Mikromodell zugrunde liegt”, erklärt Stephan Pühringer „Das ist natürlich zunächst nur eine theoretische Überlegung, die aber, und das war unser Ansatzpunkt für das Projekt, später rausgeht aus einer theoretischen Debatte und performativ für Politik und Gesellschaft wirkmächtig wird.“
Der Wiener Wohnungsmarkt
Wie Wettbewerb im Kleinen funktioniert, untersucht das Forschungsteam der Uni Linz am Beispiel des Wiener Wohnungsmarkts. „Wien ist spannend, weil man hier viele Tendenzen sieht, wo versucht wird, Wettbewerbslogik implizit oder auch explizit in diese Branchen hereinzutragen”, sagt Pühringer.
Da die Stadt Wien mit Genossenschaftswohnungen und Gemeindebauten eine Tradition untypischen Wettbewerbs geschaffen hat, unterliegt der Wohnungsmarkt in Wien in vielen Bereichen nicht der klassischen Marktlogik.
Der Wiener Wohnungsmarkt ist aus dem sozialdemokratischen Wien der 1920er Jahre gewachsen, er wurde auf gesellschaftspolitischen Visionen aufgebaut. Heute, so Pühringer, entwickelt sich der Markt in eine rein ökonomisch denkende Richtung. Ein angespannter Wohnungsmarkt, wie er derzeit in Wien existiert, ist das Ergebnis.
Ökonomie statt Ökologie
„Es stellt sich die Frage, wie eine Gesellschaft gut funktionieren kann und inwiefern ist es ein Problem, wenn sie stark von ökonomischer Logik geprägt wird? Was geht dann verloren?”, meint Pühringer. Dies seien auch Fragen, mit denen sich sein Forschungsprojekt in weiterem Sinne auf interdisziplinärer Ebene auseinandersetzen wird.
Die ökologische Frage sei eine, die in den vergangenen Jahren zwar immer wichtiger geworden sei, aber dennoch derzeit verloren gehe, so der Ökonom. Menschen müssten wieder einen gesamtheitlichen Blick dafür entwickeln, was nötig ist, damit eine Gesellschaft funktioniert, wie etwa Solidarität. Doch Pühringer stellt diesem Umstand kein gutes Zeugnis aus: „Die Diagnose der letzten Jahre ist, dass dieser Blick immer enger wird.”