Momentan sind Roboter wieder in aller Munde – Verbesserungen der Sensorik und Rechenleistung bieten neue Möglichkeiten in der Weiterentwicklung. Erstmals haben Roboter auch taktiles Gefühl – das bedeutet, sie sind in der Lage, Tätigkeiten auszuführen, die haptisches Feingefühl erfordern.
Hilfsroboter für den Heimgebrauch
Es gibt zwei Arten von Robotern. Jene, die auf eine Aufgabe spezialisiert in der Industrie eingesetzt werden, und sogenannte humanoide Roboter. Zu letzteren zählt der Pflegeroboter „Hobbit“, an dessen Entwicklung Markus Vincze, Professor an der Technischen Universität Wien, sowie auch Studenten der TU beteiligt sind.
Der „Hobbit“ soll Senioren in ihrem Alltag unterstützen; er sei „wie ein Hund“, so Vincze. Durch eine eingebaute Kamera ist der mobile Heimassistent in der Lage zu erkennen, wenn eine Person gestürzt ist und kann den Unfall sofort melden. Auftretende Folgeschäden wie Dehydrierung, wenn der Sturz nicht rechtzeitig entdeckt wird, könne der Roboter verhindern. Eine weitere Besonderheit des „Hobbits“ ist sein Greifarm. Mit diesem kann er Dinge vom Boden aufheben, um so einerseits die Sturzgefahr präventiv zu minimieren und andererseits dem Benutzer das Bücken zu ersparen.
Denken Sie an ein günstiges Auto. Gönnen Sie sich das zweite oder dritte Auto für die Familie oder den ersten Roboter? Ein weiteres Gedankenexperiment: Sie haben Eltern, die irgendwann einmal altern, und Sie sind nicht mehr direkt daneben, können also keine Betreuungsfunktion mehr übernehmen. Was machen Sie? Sie könnten sich mit ihren Geschwistern zusammentun, und den Roboter mieten, damit dieser auf ihre Eltern aufpasst. – Professor Markus Vincze
Einsatz in der Industrie
Die Entwicklung, die Industrie zunehmend zu automatisieren, wird unter dem Begriff Industrie 4.0 zusammengefasst – hier nutzt man das Internet zur Kommunikation zwischen Mensch und Maschine.
Andreas Kugi, ebenfalls Professor an der TU Wien, sagt, der nächste Schritt in der Entwicklung bestehe in der Interaktion von Mensch und Maschine. Eine direkte Verständigung ist bis dato noch nicht möglich – neue Vernetzungssysteme sollen dabei helfen.
Grenzen der Entwicklung
Im Moment haben Roboter noch große Probleme in der Erkennung kleiner Objekte – die eingebauten Sensoren sind in ihrer Auflösung nicht gut genug, um die Existenz kleinerer Gegenstände optisch zu erfassen. Auch mechanisch ist man noch nicht dort, wo man sein möchte. Im Gegensatz zur rasanten Entwicklung der Rechenleistung geht der mechanische Fortschritt weitaus langsamer vonstatten. In der Theorie lassen sich bereits Roboter mit erstaunlichen Fähigkeiten programmieren, mechanisch ist das aber noch nicht möglich. Hohe Kosten, rechtliche Grauzonen und natürliche Grenzen, wie die Grundgesetze der Physik, schränken die Weiterentwicklung von Robotern zusätzlich ein.
Mensch und Maschine
Wir sind die ersten die den greifenden Roboter wirklich in Wohnungen hineinbringen und Leute baten, ihn zu testen. Wir haben sie gefragt – Seht ihr den Bedarf dafür? – Markus Vince
Es ist zu beobachten, dass die Reaktionen der Menschen beim direkten Kontakt mit Robotern ähnlich sind. So wurde der „Hobbit“ mehreren Senioren zum Test zur Verfügung gestellt. Obwohl zu Beginn bei allen eine skeptische Haltung zu bemerken war, konnte der Roboter durch seine Warnfunktion und Hilfestellung überzeugen.
Die Firma Taurob produziert mobile Roboter, die Feuerwehrleute in Gefahrensituationen unterstützen. Bei einem Einsatz wird der Roboter vorab zum Unfallort gesendet, wo er verschiedene Daten misst, anhand derer abgeschätzt werden kann, ob man Menschen risikofrei in das Einsatzgebiet schicken kann. Auch bei den Feuerwehrleuten (es gibt mittlerweile auch einige Frauen) musste zunächst etwas Überzeugungsarbeit geleistet werden, damit der Roboter als Hilfsmittel akzeptiert wurde, so Wolfgang Netzer von Taurob.
Wolfgang Holl ist Geschäftsführer von DS Automotion – einer Firma, die auf die Entwicklung des automatisierten Transports von Waren spezialisiert ist. Laut ihm bestehe großer Bedarf in der Interlogistik, also innerhalb einer Produktion, sowie in Krankenhäusern, beispielsweise beim Essenstransport von der Küche zur Station. Noch fährt der Roboter nicht zum Patienten, beim Schwesternstützpunkt übernimmt das Krankenhauspersonal, um das Essen selbst zum Patienten zu bringen. Diese „letzte Meile“ soll auch automatisiert werden. Aber, will man das überhaupt?
Angst um Arbeitsplätze
Georg Aichholzer, von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, widmet sich Fragen rund um die Einbettung von Technik in der Gesellschaft. Viele Menschen haben die Sorge, von Robotern ersetzt zu werden – die Frage, die sich hier stellt: ist die Angst begründet?
Teilweise kann das bejaht werden. Durch automatisierte Prozesse werden vor allem Arbeitsschritte, die eine geringe Ausbildung erfordern, ersetzt. Geschaffen werden dagegen welche, für die es ein höheres Ausbildungslevel braucht. Verändern sich aber nur die Jobs und nicht die Menschen in ihrer Qualifikation, steht man natürlich vor einem Problem der Industrie 4.0, das Roboter allein (noch) nicht lösen können.
Text: Eléna Seitaridis, Header-Bild: DS Automotion