Der Klimawandel hat vielfältige Auswirkungen auf die Erde, so auch auf die Vegetation. Ein internationales Team von WissenschaftlerInnen um die TU Wien hat Datensätze neu analysiert und ist zu dem Schluss gekommen, dass die Wechselwirkung zwischen Pflanzenwachstum und Klimawandel anders sind, als gedacht.
Veränderung der Vegetation
Das Bild, dass WissenschaftlerInnen vom Einfluss des Klimawandels auf das Pflanzenwachstum haben, muss revidiert werden. Man ging davon aus, dass durch die Klimaerwärmung und die dadurch länger dauernde warme Saison die Pflanzen mehr wachsen würden, was im Zuge zu mehr Photosynthese führen würde – also die Umwandlung von CO2 durch Pflanzen zu Sauerstoff.
„Man hat lange gedacht, dass durch diese Veränderung das Pflanzenwachstum den Klimawandel abschwächen könnte, weil die Pflanzen im Frühjahr mehr CO2 aufnehmen”, erklärt Matthias Forkel von der TU Wien, der an dem Projekt mitgearbeitet hat.
Abholzung auf Satellitenbildern sichtbar
Aber woher wissen wir überhaupt, dass sich die Vegetation verändert? Dafür werden sogenannte phänologische Gärten verwendet – also Gärten, die als Beispiel für die örtliche Flora gelten und genau beobachtet werden. Das ist eine alte Methode, die wenig über weltweite Veränderungen aussagt. Heute verwenden WissenschaftlerInnen zusätzlich Satellitenbilder.
„Neuere Satellitendaten zeigen die Veränderungen der Baumbedeckung. Darin sieht man natürlich deutlich die Abholzung in tropischen Regenwaldregionen“, sagt Forkel. Er und die anderen Autoren des Papers haben mit Daten gearbeitet, die über dreißig Jahre hinweg gesammelt wurden.
Doch neben der Abholzung in bestimmten Regionen der Welt werden andere stetig grüner. „Insbesondere in nördlichen Nadelwäldern und in Europa nimmt die Baumbedeckung zu”, so Forkel über das sogenannte Greening. „Man sieht dieses Greening auch in großen Teilen Afrikas, insbesondere in den Savannen Nordafrikas.”
Klimamodelle revidieren
Dennoch können diese Veränderung in der Vegetation keinen Beitrag dazu leisten, den Klimawandel abzuschwächen. Das liegt daran, dass den Pflanzen, wenn sie im Frühjahr zu schnell wachsen, im Sommer und Herbst das Bodenwasser fehlt – ihnen geht also sozusagen die Puste aus. Dadurch betreiben sie nicht mehr Photosynthese, wie früher angenommen wurde.
„Es wird also weniger CO2 aus der Atmosphäre aufgenommen, als wir bisher gedacht haben”, bestätigt Forkel. Das hat weitreichende Folgen dafür, wie wir den Klimawandel einordnen. Klimamodelle, die darauf Bezug nehmen, könnten ihre Bedeutung verlieren: „Man müsste jetzt anfangen, diese Klimamodelle zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen”, sagt Forkel. „In ein paar Jahren werden sich unsere Ergebnisse dann hoffentlich in den Klimamodellen wiederspiegeln.”
Copyright Titelbild: Public Domain. Foto: Helge Klaus Rieder.