Jeden Tag um acht Uhr in der Arbeit sein und dann bis spät nachts aufbleiben – Unsere Schlafgewohnheiten schaden uns mehr, als wir denken. Wer dann im Urlaub versucht, Schlaf nachzuholen, macht damit manches noch schlimmer.
Urlaub ist kein Ersatz für genug Schlaf
Viele Gewohnheiten schaden unserem natürlichen Schlafrhythmus. Genug zu schlafen gestaltet sich schwierig, wenn der Arbeitstag lang und die Nächte noch länger sind. Die Lösung für viele: Am Wochenende einmal so richtig ausschlafen. Oder gleich eine Woche Urlaub machen und dort die Tage auf der Sonnenliege verbringen. Gesund ist das auf Dauer aber nicht.
„Wir wissen, dass schon 12- bis 13-jährige schlafdepriviert sind, da sie am Wochenende Schlaf aufholen und länger schlafen”, sagt Manuel Schabus von der Uni Salzburg. „Die Empfehlung für Erwachsene liegt bei sieben bis neun Stunden Schlaf, das schafft in der westlichen Welt jedoch fast keiner.” Das liegt teilweise an dem früh beginnenden Arbeits- oder Schultag, an den viele Menschen in in unseren Breiten gebunden sind. Dort, wo die Arbeit um acht Uhr beginnt, leiden auch viel mehr Menschen an Schlafstörungen.
Schlafen baut Toxine ab
„Das kommt daher, dass es in unserer schnelllebigen Zeit häufig zu kortikaler Übererregungen („Hyperarousal“) kommt”, erklärt Schabus. „Das Gehirn kann sich am Abend nicht beruhigen. Dann liegt man im Bett und ist müde, kann aber nicht einschlafen, weil das Gehirn immer weiter rattert.” Zu wenig Schlaf schlägt zudem nicht nur auf die Stimmung, er kann auf Dauer auch dem Gehirn schaden.
Beim täglichen Stoffwechsel im Gehirn fallen als Beiprodukt Toxine an. Schlafen wir genug, kann die Flüssigkeit, in der sich das Gehirn befindet, diese Toxine abtransportieren. Wenn nicht, bleiben sie im Gehirn, wo sie auf Dauer Schaden anrichten können. „Das Gehirn versucht praktisch, alles wieder im Schlaf auszubalancieren”, fasst Schabus zusammen.
Verlorener Schlaf kann nicht aufgeholt werden
Im Alltag zu wenig zu schlafen und dann im Urlaub oder am Wochenende diesen Schlaf nachzuholen, funktioniert nicht. „Das Problem ist, dass man nicht viel Schlaf nachholen kann”, erklärt Schabus. „Selbst Menschen, die sich für mehrere Tage künstlich Schlaf entziehen, können nur wenige Stunden Schlaf nachholen. Der Rest ist für immer verloren.”
Im Schlaf werden die Informationen, die wir tagsüber aufnehmen, verarbeitet und gespeichert. Das funktioniert allerdings nur, wenn wir relativ bald nach dem Lernen oder Arbeiten genug Schlaf bekommen. Deswegen kann man Schlaf auch so schlecht nachholen. Ist er einmal verpasst, gehen auch die Informationen verloren, die wir dabei hätten speichern können. „Wesentlich gesünder wäre es, jeden Tag den Schlafbedarf zu decken und einen regelmäßigen Rhythmus zu halten”, rät Schabus.
Kann man „vorschlafen“?
Fast genauso wichtig ist es, immer zur selben Zeit schlafen zu gehen. Denn der Stoffwechsel im Gehirn folgt dem Schlafrhythmus. Wird der Rhythmus unterbrochen, ist das Gehirn verwirrt: Ist jetzt Tag oder Nacht? In der Folge können Hormonspiegel nicht ausgeglichen und Toxine nicht aus dem Gehirn geschwemmt werden.
Für Menschen, die lange aufbleiben müssen, ist es ratsam, nachmittags ein Nickerchen zu halten. Das sollte allerdings nach strikten Regeln erfolgen: Fünfzehn Minuten auf der Couch, jeden Tag zur selben Uhrzeit. Das Aufwachen sollte auf natürlichem Wege geschehen, sonst kann es passieren, dass man in einer Tiefschlafphase geweckt wird und irritierter ist als vor dem Nickerchen.
Was hilft gegen Schlafstörungen?
Menschen mit Insomnie sollten allerdings auf gar keinen Fall „vorschlafen“. Dadurch sind sie nämlich am Abend wacher und das Einschlafen fällt noch schwerer. Bei Schlafstörungen helfen Entspannungsrituale: Das Handy und den Laptop sollte man kurz vor dem Zubettgehen nicht mehr verwenden und auch keine spannenden Filme mehr ansehen. Ruhige Aktivitäten wie Lesen sind allerdings gut geeignet für Menschen, die unter Schlafstörungen leiden.
Den Urlaub sollte man also nicht als Gelegenheit nutzen, um möglichst viel zu schlafen. Lieber sollte man in dieser Zeit, die man sich selbst einteilen kann, einem regelmäßigen Tag-Nacht-Rhythmus folgen, den man nach Möglichkeit auch im Alltag beibehält.