Global agierende Unternehmen stellen durchschnittlich mehr Frauen an, das hat unter anderem eine Studie der WU Wien gezeigt. Die Studienautorin Alyssa Schneebaum erklärt, warum das so ist.
Bis zu sieben Prozent Unterschied
Unternehmen, die exportieren oder in externem Besitz sind, stellen mehr Frauen an. Bei Vollzeitangestellten macht das einen Unterschied von sechs bis sieben Prozent aus, so eine Studie der WU Wien. Allerdings ist dieser Effekt am deutlichsten bei den schlecht bezahlten Jobs in der Produktion. Bei Büroangestellten ist der Unterschied nicht so groß, in der Chef*innenetage gibt es gar keinen.
Auffällig an den Studienergebnissen ist, dass diese Unterschiede besonders stark bei jenen Unternehmen sind, die in Ländern agieren, in denen eine höhere Gleichberechtigung der Geschlechter herrscht. „Die Analyse hat uns also gezeigt, dass die Geschlechtsnormen in den Ländern, mit denen ein Unternehmen interagiert, die eigenen geschlechtsspezifischen Einstellungs-entscheidungen des Unternehmens beeinflussen“, erklärt Schneebaum, eine der Studienautor*innen. Das hat sich besonders bei multinationalen Konzernen gezeigt, deren Investor*innen in Ländern mit hoher Gleichberechtigung sitzen: Bei ihnen arbeiten zwischen 17 und 18 Prozent mehr Frauen.
Der Gender Pay Gap besteht
Die Studie zeigt den sogenannten Gender Gap auf. Er bezeichnet die Unterschiede, die es zwischen den Geschlechtern in der Arbeitswelt (und in anderen Bereichen) gibt. In Österreich verdienen Frauen fast zwanzig Prozent weniger als Männer, das sind um etwa fünf Prozent mehr als der EU-Durchschnitt. Die Gründe dafür sind vielfältig. Frauen sind beispielsweise öfter in Teilzeit oder gar nicht angestellt, weil sie viel unbezahlte Pflegearbeit innerhalb der Familie leisten. Typische „Frauenberufe“ wie Pfleger*in und Pädagog*in zählen außerdem zu den schlechter bezahlten Jobs.
In den letzten Jahren hat sich manches verbessert, 2009 lag der Gender Pay Gap noch bei mehr als 25 Prozent. Das kann man teils darauf zurückführen, dass Frauen heute durchschnittlich höher gebildet sind als Männer. Seit dem Studienjahr 2004/5 sind fast immer zirka 55 Prozent der Uni-Absolvent*innen in Österreich weiblich. „Die Tatsache, dass Frauen im Durchschnitt höher gebildet sind und der internationale Gender Pay Gap dennoch so hoch ist, sagt viel darüber aus, wie unterschiedlich wir Arbeit bewerten, je nachdem, wer sie tut“, so die Ökonomin Alyssa Schneebaum.
Unternehmen müssen ihren Mitarbeiterinnen mehr bieten
Doch warum gibt es immer noch so wenige Frauen in Führungspositionen? Sollte höhere Bildung nicht auch einen schnelleren Aufstieg auf der Karriereleiter bedeuten?
Die Ökonomin Alyssa Schneebaum erklärt das mit den kulturellen Konventionen, die schwer zu verändern sind: „Überall auf der Welt vermitteln Kulturen in unterschiedlichem Maße die Botschaft, dass Management-Positionen von Männern ausgeführt werden sollten und dass es nicht angemessen oder sinnvoll wäre, Frauen in diesen Positionen zu haben.“
Um das zu ändern, brauche es die Initiative der Unternehmen. Sie müssten beweisen, dass ihnen Frauen in Führungspositionen wichtig sind, so Schneebaum. Manche Firmen ziehen das Thema Gleichberechtigung auch durch und besetzen frei gewordene, höhere Stellen mit Frauen nach. Doch das reicht leider nicht.
„Unternehmen müssen auch anerkennen, dass Frauen aufgrund einer Reihe von Faktoren ihre eigene Karriere immer noch als zweitrangig gegenüber der ihrer Ehemänner betrachten“, meint Schneebaum. „Die Firmen müssen Frauen daher viel mehr bieten, um sicherzustellen, dass sie genügend Anreize haben, den Job anzunehmen.“