Österreich hinkt bei der finanziellen Bildung von Kindern hinterher. Eine Studie der Uni Wien zeigt, dass mit Kindern viel zu selten über Geld gesprochen wird. Und das, obwohl die meisten schon Taschengeld bekommen.
Können wir mit Geld umgehen?
„Unter Jugendlichen in Österreich nehmen Verschuldungen zu“, sagt Daniel Graf von der Uni Wien über die Ausgangslage der Studie. „Außerdem lassen sich Defizite in der Finanzkompetenz von Jugendlichen und jungen Erwachsenen beobachten.“ Junge Erwachsene würden nicht wirklich verstehen, dass sie ein Teil der Wirtschaft sind, und wie sie damit umgehen sollen.
In der Schule ist Geld kaum Thema
Damit finanzielle Bildung auch fußt, sollte die sogenannte finanzielle Sozialisierung schon im Kindesalter beginnen. Jugendliche sollen begreifen, dass sie eine Rolle im Wirtschaftssystem spielen. Das ist allerdings oft nicht der Fall.
Eine größere Rolle in diesem Bereich sollte die Schule spielen. Zwar steht im sogenannten Unterrichtsprinzip, das vom Bildungsministerium herausgegeben wird, dass Schulen die finanzielle Sozialisierung mit übernehmen sollten. Dass das aber selten passiert, zeigt die Studie der Uni Wien.
„Obwohl Taschengeld gängige Praxis ist, berichten die meisten Schülerinnen und Schüler, dass im Unterricht kaum über Geld gesprochen wird,“ so Graf. Wird im Unterricht über Geld gesprochen, kommt dieses meist nur in Textbeispielen im Fach Mathematik vor. Wie man mit Geld verantwortungsvoll umgeht, ist kaum Thema.
So gehen Familien mit Taschengeld um
Die meisten Schülerinnen und Schüler erhalten pro Monat in etwa 20 Euro Taschengeld. Sie erhalten so eine Art „Übungskapital”, mit dem sie lernen können, mit Geld umzugehen. Doch die Taschengeld-Studie zeigt auch, dass ungefähr die Hälfte der Kinder sich zwar Geld ausborgt, es aber nicht immer zurückzahlt. Hier mangelt es an der finanziellen Sozialisierung, denn solch ein Verhalten kann später zu hohen Verschuldungen führen.
Doch woran liegt das? In Familien ist Geld zumindest häufiger Thema als in der Schule. „In vielen Familien wird häufiger über Geld gesprochen. Allerdings eher sehr allgemein und nicht über konkrete alltagsnahe und wirtschaftlich geprägte Situationen“, kritisiert Graf. Die Verantwortung liegt bei den Erziehungsberechtigten, da sie diejenigen sind, die das Taschengeld austeilen,
Empfehlungen zur Taschengeldmenge
„Um solche Defizite zu bearbeiten, ist es wichtig, früh in der Bildungskarriere damit anzufangen, Schülerinnen und Schüler finanziell zu bilden“, appelliert Graf. „Das Taschengeld ist hier ein alltagsnahes und praktisches Beispiel an dem man ansetzen kann.“
Wichtig sei auch, wie viel Taschengeld Kinder bekommen. Banken empfehlen, 13- bis 19-jährigen pro Monat zwei bis drei Euro 60 mal dem Lebensjahr zu geben. Jüngere sollten 30 bis 50 Cent mal dem Lebensjahr bekommen, allerdings pro Woche. Einen ganzen Monat zu überblicken ist für so kleine Kinder nämlich noch zu kompliziert.
So weit können also Eltern ihre Kinder finanziell sozialisieren – indem sie ihnen das nötige Kapital zur Übung in die Hand drücken und ihnen erklären, wie sie damit verantwortungsvoll umgehen. Doch finanzielle Bildung sollte auch Sache der Schulen sein. Deshalb fordern die Autoren der Studie eine nationale Strategie zur finanziellen Bildung, die schon im Kindesalter ansetzt.