Eine neue App soll durch den Etikettendschungel helfen, und das in jedem Supermarkt innerhalb der EU.
Ohne Chemie, ohne Zucker, aus Österreich?
Glutenfrei, Bio, ohne Konservierungsstoffe… Die Liste der möglichen Kriterien, nach denen wir einkaufen können, ist endlos. Dem einen ist wichtig, dass ein Produkt keine chemischen Zusatzstoffe enthält, die nächste möchte nichts kaufen, was außerhalb von Europa produziert wurde. Wieder andere verzichten auf Tierprodukte oder legen Wert auf eine kurze Zutatenliste.
Hersteller heben deswegen die wichtigsten Eigenschaften ihrer Produkte auf der Verpackung hervor. Viele verwenden dazu Gütesiegel, die suggerieren, dass das Produkt beispielsweise fair gehandelt oder in Österreich produziert wurde.
Bei der Fülle an Informationen, die auf Etiketten zu lesen ist, fällt es allerdings vielen schwer, auf den ersten Blick jenes Produkt zu finden, das am ehesten den eigenen Kriterien entspricht.
Produkte im fremden Supermarkt
„Man will sich ja für das Produkt entscheiden, das am ehesten den eigenen Wertvorstellung entspricht”, sagt Johannes Klinglmayer. Der Mathematiker aus Oberösterreich hat deshalb eine App entwickeln lassen, die genau diese Lücke im Regal füllen soll. Und das nicht nur im Supermarkt um die Ecke.
Denn noch größer wird das Problem der Produktinfos, befindet man sich in einem nicht-heimischen Geschäft. „Wenn man im Ausland im Supermarkt ist und sich nicht auskennt, dann ist es extrem schwierig, eine Entscheidung zu treffen”, so Klinglmayer. „Das einzige, woran man sich orientieren kann, ist der Preis.” Denn den Preis sieht man auf einen Blick, alles andere aber nicht.
Gütesiegel verwirren, anstatt zu helfen
Besonders kompliziert wird es allerdings nicht etwa bei den Inhaltsstoffen, die man meist in einer Tabelle am Etikett lesen kann, sondern bei den Gütesiegeln. Die sollen eigentlich den Einkauf erleichtern, stattdessen sorgen sie für zusätzliche Verwirrung.
Bei Eiern, beispielsweise, unterscheiden sich die Haltungsbedingungen der Hühner von Land zu Land. Dementsprechend bedeutet ein Tierschutz-Siegel in Frankreich etwas anderes als eines in Norwegen. „Zum einen hat man einen Informationsüberfluss. Gleichzeitig habe ich als Konsument keine Durchsicht mehr, was das jetzt für mich heißt”, meint Klinglmayr.
Neue App durch Kooperation mit Linzer Uni
Es gibt schon mehrere Apps auf dem Markt, die Konsumenten beim Einkaufen die Entscheidung erleichtern wollen. Doch wenige unter ihnen hatten das, was Klinglmayr sich unter einem wirklich hilfreichen Produkt vorstellte: „Das System muss sich in den Einkaufsprozess integrieren lassen”, so Klinglmayr. Denn wenn die App selbst noch mehr verwirrende Informationen liefert, hilft das nicht.
An der App „Asset” arbeitet er seit drei Jahren. Das Unternehmen LCM, für das er arbeitet, kooperiert mit der Johannes-Kepler-Universität Linz. Damit ist LCM eines der Unternehmen, das Österreich zum EU-Spitzenreiter bei Kooperationen zwischen Unternehmen und Universitäten macht.
Ändert sich unser Kaufverhalten?
In der unter Klinglmayr entwickelten App können Nutzer ihre Präferenzen für Produkte speichern. Mit der App scannen sie dann den Barcode auf dem Etikett und sehen sofort, in wie vielen Punkten das Produkt ihren Wertvorstellungen entspricht.
Doch bis die App marktfähig ist, wird es noch eine Weile dauern. Bis jetzt wurde sie in Österreich und Estland an bis zu 6.000 Produkten getestet. An der Auswertung arbeitet eine Universität in der Schweiz. Was dann besonders interessant sein wird, ist, ob gezieltere und klare Information zu Produkten das Kaufverhalten von Konsumenten auch nachhaltig verändern.
Damit wüsste man bei Einkäufen nicht nur um die Inhaltsstoffe des Produktes. Den Käufern fiele es auch leichter, das nachhaltigste Produkt unter jenen im Regal zu finden. Bewusst einzukaufen und zu konsumieren wäre so einfacher als je zuvor.