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Eine Frau schläft im Bett, im Vordergrund ist ein Wecker.
25. Mai 2022

Schlaflos durch die Nacht

Von Schrödingers Katze
Medizin
Die Corona-Pandemie hat deutliche negative Auswirkungen auf unseren Schlaf, wie Schlafforscher Manuel Schabus von der Universität Salzburg berichten kann.

Rund ein Drittel der Österreicher*innen schläft schlecht und diese Zahlen haben sich seit der Corona-Pandemie nicht verbessert, wie der an der Universität Salzburg tätige Schlafforscher Manuel Schabus weiß: „In der Tat wurde durch Corona der Schlaf noch einmal merkbar schlechter.“ In der „Jetzt Sprichst Du!“-Umfrage, die von Manuel Schabus und Esther-Sevil Eigl durchgeführt wurde, gab jedes dritte Kind bzw. jeder dritte Jugendliche unter 18 Jahren (37 %) an, seit Corona an einer schlechteren Schlafqualität zu leiden. „38,9  % der Kinder berichten sogar, nun Probleme mit dem Schlaf zu haben, was für dieses junge Alter (6.–18. Lebensjahr) äußerst ungewöhnlich ist“, merkt Schabus weiters an. Diejenigen, die unter Schlafproblemen leiden, berichten von Problemen beim Einschlafen (42,5 %) und von Durchschlafschwierigkeiten (20,3 %). Die Jüngsten von ihnen werden ebenso von Albträumen geplagt (16,3 %). 

„Bei den Erwachsenen sieht man ebenfalls eine alarmierende Häufung der Schlafprobleme, obwohl während der Lockdowns sogar mehr geschlafen wurde.“ Schabus geht davon aus, dass erhöhte Belastung und Angst während der Pandemie zu einer schlechteren Schlafqualität führen. 

Grundsätzlich haben, so Schabus, vor allem Menschen über 35 Jahren mit Schlafproblemen zu kämpfen. 25 % der Bevölkerung geben bei Befragungen an, regelmäßig unter Probleme mit dem Einschlafen, Durchschlafen sowie frühzeitigem Erwachem zu leiden. Die so genannte Schlafapnoe tritt dabei laut Schabus in klinischen Schlaflaboren besonders häufig auf. Darunter versteht man periodisch auftretende Atemaussetzer im Schlaf. Doch es gibt noch weitere Auffälligkeiten: „Parsomnien sind ein weiteres Problem, das bekannt ist, und unübliche Verhaltensweisen im Schlaf beschreibt – wie Schlafwandeln, Sprechen im Schlaf oder Bruxismus (Zähneknirschen)“, führt der Experte aus. Er ist am Labor für Schlaf & Bewusstseinsforschung (Zentrum für Kognitive Neurowissenschaften Salzburg (CCNS) der Universität Salzburg tätig.

Folgen von Schlafmangel bzw. schlechtem Schlaf

Dass schlechter bzw. ungenügender Schlaf zu ebenso schlechter Laune sowie vermindertem Leistungsbewusstsein führt, davon kann wohl jede*r berichten. Der Experte kennt jedoch viele weiteren Probleme: „Die Folgen von schlechtem Schlaf sind mannigfaltig. Sie umfassen die Schwächung des Immunsystems und häufigere Infektionen, schlechtere Gedächtniskonsolidierung (darunter versteht man die Speicherung von Sinneswahrnehmungen im Gedächtnis, Anm. d. Red.) im Schlaf, oder Stimmungsschwankungen und psychische Probleme, die auf regelmäßig unzureichenden Schlaf zurückzuführen sind. Auch weiß man das Glukoseintoleranz und Adipositas bei schlechtem Schlaf gehäuft auftauchen. In der Literatur berichtet ist zudem eine verkürzte Lebenserwartung bei chronisch zu kurzem Schlaf, d. h. am Schlaf sollte man wirklich nie sparen – denn am Ende wird jedenfalls abgerechnet.“

Tipps für einen besseren Schlaf

Manuel Schabus’ Empfehlung: „Was man dagegen tun kann, ist regelmäßiger und länger zu schlafen. Bei Erwachsenen liegt die empfohlene Schlafenszeit zwischen sieben und neuen Stunden, was in der industriellen Welt aber nicht eingehalten wird. Es sind meist um die 6,5 Stunden während der Arbeitswoche und so merklich zu wenig.“

Der Experte hat noch viele weitere Tipps für einen erholsamen Schlaf:

  • den täglichen Schlafbedarf decken
  • einen regelmäßigen Schlafrhythmus einhalten
  • auf die Ernährung achten (keine späten, schweren Mahlzeiten)
  • keine schlafstörenden Substanzen vor dem Schlafengehen zu sich nehmen (Alkohol, Koffein, Nikotin, …)
  • abends Stress vermeiden (etwa auch beim Medienkonsum)
  • Schlafrituale beginnen
  • ggf. kein Sport vor dem Schlafengehen
  • während des Tages wach sein
  • Schlafumgebung angenehm gestalten (Temperatur, Lärm, Licht, …)
  • Schlafstätte bequem herrichten (Polster, Zudecke, Matratze, Lattenrost, …)
  • einen Schlafexperten/eine Schlafexpertin aufsuchen, wenn man über ein Monat dreimal die Woche schlecht schläft

Schlafumfrage und weitere Infos

Um sich ein besseres Bild über die Schlafqualität der Österreicher*innen zu machen und um all jene zu unterstützen, die ihren Schlaf verbessern möchten, arbeitet Schabus an einigen Projekten, „aktuell an einem professionellen und digitalen Angebot, um wieder Ruhe vor dem Schlaf zu finden, Schlafrituale einzuführen und vor allem seine Schlaffortschritte ambulant mit einfachen Brustsensoren täglich überwachen zu können.“ Nähere Informationen gibt es hier.

Dort gibt es auch die Schlafumfrage „Wie schläft Österreich (besser)?“, die von Manuel Schabus und seinem Team jedes Jahr zum Weltschlaftag durchgeführt wird: „Aktuell sind wir besonders daran interessiert, wie sich der Schlaf der Österreicher*innen von vor zu während (und hoffentlich demnächst „nach“) der Corona-Pandemie in Österreich verändert hat. Indem wir besser verstehen, wie die Österreicherinnen und Österreicher schlafen, hoffen wir auch bessere und maßgeschneiderte Angebote zur Verbesserung des Schlafs für die Bevölkerung stricken zu können.“

Schlafforscher Manuel Schabus
Der studierte Psychologe und Schlafforscher Manuel Schabus. © Leitner

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