Blackout. Wenn technische Systeme, auf denen unsere Gesellschaft aufgebaut ist, ausfallen, kann das weitreichende Konsequenzen haben. Das betrifft auch das die Erde umgebende Netz aus Satelliten.
Wir hängen im Netz
„Dann geht eben das Navi nicht, na und?“, denken sich jetzt vielleicht viele. Doch es hängt wesentlich mehr von der Funktion der Satelliten ab. Nicht nur die Navigation von Autos, Flugzeugen und Schiffen wäre von einem Ausfall betroffen, sondern auch Dinge, die für die meisten Menschen ganz alltäglich sind, wie etwa das Abheben von Geld beim Bankomaten, Tanken oder auch der Betrieb von Ampelanlagen. Das würde laut Experten zu einem Dominoeffekt führen. „Da kann es wirklich zu einem beachtlichen Ausfall kommen, weil auch viele Energiesteuerungsmechanismen über GPS laufen“, sagt Gerhard Grossmann, Soziologe an der Uni Graz.
Die Folgen wären gravierend, alleine schon für den Verkehr. „Das sind Kleinigkeiten, die sich addieren und im urbanen Bereich schon ordentlich Probleme bereiten können“, so Grossmann. Europaweite Umfragen haben ergeben, dass die Mehrheit der Menschen darüber erstaunt ist, was alles am Satellitennetz hängt. „Nachdem alle so erstaunt sind, kann man sich vorstellen, dass es wenig Back-Up Strategien gibt“, meint der Soziologe.
Am Rande der Wahrnehmung
Doch wie kommt es eigentlich zu so einem Ausfall? Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ähnlich wie über das Internet können Kriminelle am Satellitennetz große Schäden anrichten. Möglich ist auch, dass Satelliten schlichtweg ausfallen oder mit dem sich anhäufenden Weltraummüll kollidieren. Dies sei allerdings nur wenigen Menschen bewusst, so der Experte.
„Nachdem Satellitennetze am Rande der gesellschaftlichen Wahrnehmung stattfinden, wird auch gesellschaftspolitisch nicht so sehr darauf geschaut“, erklärt Grossmann. „Das Netz wird einfach benutzt, ungeachtet dessen, was für Folgeerscheinungen ein Ausfall haben kann.“
Was tun wenn es kracht?
Warnungen vor Katastrophenfällen träfen laut Grossmann besonders im urbanen Raum häufig auf taube Ohren. Neben dem hohen Vertrauen in die Technik liege das auch an den Lebensumständen der StädterInnen: „Soziale Interaktionsmechanismen aufgrund der Isolationstendenzen im Wohnbereich führen dazu, dass jeder nur auf sich selber schaut“, meint Grossmann.
Auf dem Land gäbe es bessere Supportsysteme gegenüber Krisenfällen, beispielsweise Nachbarschaftswachen. Ausnahmezustände wie Hochwasser oder übermäßiger Schneefall wie im vergangenen Winter seien zudem in der Stadt weniger erlebbar und werden dadurch auch nicht so ernst genommen.
Am wichtigsten ist deswegen laut Grossmann, Bewusstsein für das mögliche Eintreten solcher Notsituationen zu schaffen. „Wir befinden uns in einer sozialen Inkubationszeit. Solange wir nichts spüren, tun wir so, als wäre da auch nichts“, sagt Grossmann, und warnt: „Das könnte ein Trugschluss sein und relativ schnell zu großen Problemen führen.“
Neben der Bewusstseinsbildung rät der Soziologe für Krisensituationen, so wie auch andere Experten, dazu, jederzeit genug Lebensmittel im Haus zu haben, um davon eine Woche leben zu können. Wenn möglich sollte es eine Kochstelle geben, außerdem genug Trinkwasser und ein batteriebetriebenes Radio. „Das, was jeder auch auf der Alm hat“, sagt Grossmann.