Technologien im Bausektor
Im neuen Roboterlabor am BOKU-Standort im niederösterreichischen Groß-Enzersdorf soll künftig der Einsatz neuer Technologien im Bausektor erforscht werden: digitalisierte Bauplanung und die automatisierte Umsetzung von Tragstrukturen aus Holz und Beton etwa. Auch ein Industrieroboter soll in der Forschung zum Einsatz kommen. Und seine allererste Aufgabe war, die Komponenten für seine eigene Einhausung aus Holz anzufertigen.
„Wir hatten die Idee, dass der Roboter zuerst geliefert wird und dann die Teile für seine Einhausung bereits selbst bearbeitet“, erzählt Benjamin Kromoser. Er leitet die Arbeitsgruppe für ressourceneffizienten Hoch- und Ingenieurbau an der BOKU, die an der Schnittstelle von Wissenschaft, Wirtschaft und Handwerk forscht. „Der Bau der Einhausung habe sich perfekt für die erstmalige, praktische Anwendung des Industrieroboters geeignet.“
Automatisierung „dringend notwendig“
Im Roboterlabor will man sich intensiv der Erforschung von zukunftsweisenden Technologien im Bausektor widmen. Und auch in der Lehre der Universität soll die Anlage in Groß-Enzersdorf rund um Themengebiete des automatisierten Bauens zum Einsatz kommen. Denn im Vergleich zur Industrie ist der Personaleinsatz im Bausektor hoch und die Automatisierung gering.
„Die im Bauwesen angewandten Fertigungsmethoden sind oft noch handwerklich geprägt“, sagt Kromoser. Der hohe Personaleinsatz verstärke den Bedarf nach Fortschritt in der Branche. Hinzu komme die steigende Nachfrage nach ökologischen Baumaterialien wie Holz. Eine Automatisierung der Prozesse sei dringend notwendig – nicht zuletzt auch aufgrund des Facharbeitermangels. „Roboter werden aber keine Arbeitsplätze verdrängen, sondern den akuten Mangel etwas ausgleichen und auch die Arbeitsbedingungen für die Arbeiter verbessern.“
Größter Forschungsroboter Österreichs
Er wolle mit seiner Arbeitsgruppe aktiv zur Forschung auf diesem Gebiet beitragen, so Kromoser. Deshalb habe er sich entschlossen, den Industrieroboter für automatisierte Herstellungsversuche anzuschaffen. Im Holz- und Betonbau kann etwa das Fräsen und Schneiden von Holz und das Bohren von Beton automatisiert werden. Langfristiges Ziel sei auch die Erforschung von autonomen mobilen Robotersysteme für Baustellenanwendungen.
Der neue Forschungsroboter ist das Herzstück des Roboterlabors in Groß-Enzersdorf. Er hat eine maximale Traglast von 325 Kilogramm bei ausgestrecktem Arm und eine maximale Reichweite von knapp über drei Metern – und er ist laut BOKU der größte Forschungsroboter des Landes. Alleine wird er wohl nicht lange bleiben: „Wir haben bereits Projekte in Planung für die noch weitere Roboter angeschafft werden sollen“, so Kromoser.