Heute lassen sich das Beamen und der leidenschaftliche Forschergeist der Sternenflotte des Raumschiffes Enterprise aus unserer Vorstellung der Zukunft nicht mehr wegdenken. An der Universität Klagenfurt widmet man sich in einer Ringvorlesung namens „Faszinierend!“ – 50 Jahre Raumschiff Enterprise: eine interdisziplinäre Reise durch das Star Trek-Universum“ Themen, die von der Ökologie über die in Star Trek erforschten Planeten, die 80 polygutturalen Dialekte des Klingonischen bis zur Rolle der Technologie in der Kultserie reichen. Auch James Forsher, US-amerikanischer Produzent, Regisseur und Filmwissenschaftler, der sich unter anderem mit Elvis‘ österreichischer Sekretärin und dem Kampf des Star Trek Erfinders Gene Roddenberry gegen die Zensur beschäftigt, hat dort als Fulbright Specialist einen Vortrag gehalten. Hier verrät er, warum er die Enterprise so spannend findet.
Science und Fiction vertragen sich nicht immer so gut. Was macht Star Trek trotzdem zu einem Thema, das man in einer Vorlesung besprechen soll?
Science Fiction ist eine großartige Möglichkeit, aktuelle Herausforderungen zu analysieren. Problematische Themen können in der Zukunft gefahrlos betrachtet werden.
Welche Auswirkungen hatte ihrer Meinung Gene Roddenberrys Leben, seine Erfahrungen als Pilot und als Polizist und seine Erlebnisse im zweiten Weltkrieg auf seine Arbeit an Star Trek?
Er ist zweimal beinahe umgekommen, während des Kriegs und danach als Pilot. Er erlebte die gesellschaftlichen Probleme als Polizist. Sowohl Krieg als auch Gerechtigkeit wurden essentielle Bestandteile seiner Serien, obwohl er diese 200 Jahre in der Zukunft stattfinden ließ.
Star Trek geht davon aus, dass die Menschheit ihre inneren Probleme überwunden hat und sich nach außen wenden kann. Hält die Geschichte irgendwelche Lösungen parat?
Nope. Roddenberry nimmt einfach an, dass wir das schaffen – das ist der Vorteil eines Vorsprungs von 200 Jahren.
Würde sich Roddenberry die Zukunft anders vorstellen, wenn er Star Trek im 21. Jahrhuntert schreiben würde?
Er war ein Optimist und Humanist. Ich bin mir sicher, dass er immer noch an diese Werte glauben würde.
Star Trek baut auf vielen Dualitäten auf: Das Bekannte und das Fremde, Rationalität und Intuition oder Heimat und Ferne. Sind diese Vereinfachungen nötig, um eine Science Fiction Geschichte wirkungsvoll zu erzählen?
Ja, du hast eine Stunde Zeit, eine Geschichte zu erzählen. Keep it simple.
Hat Star Trek einen Einfluss darauf, wie wir die Zukunft der Menschheit, die Erforschung des Weltraums und außerirdisches Leben sehen?
Offensichtlich hatte es den. Viele Leute in Raumfahrt und Wissenschaft haben ihre Leidenschaft für ihre Fachgebiete durch Star Trek entdeckt.
In Star Trek dreht sich alles um Technologie, aber am Ende rettet die Menschlichkeit dann doch immer wieder alles. Gehen die Charaktere in der Serie besser mit Technologie um als wir das können?
Das ist eine traurige Tatsache. Aber die Technologie, die sie verwenden ist größtenteils schon veraltet. Nur am Warp-Antrieb und am Beamen arbeiten wir noch.
Können wir von der Art, wie Kapitän Kirk sein Raumschiff kommandiert, etwas lernen?
Shakespeare auswendig zu lernen!
Eine Star Trek Timeline – von der Vergangenheit in die Zukunft
1964 – NBC lehnt den ersten Pilotfilm, damals noch mit einer Frau als erster Offizierin, ab. Gene Roddenberry bekommt aber eine zweite Chance.
1966 – Auf den zweiten Versuch klappt es: NBC strahlte die erste Staffel Star Trek aus. Das Fortbestehen der Serie konnte nach schwachen Quoten aber nur der Protest eines prominenten Personenkomitees erwirken.
1967 – In der ersten Folge der zweiten Staffel wird erstmals der bekannte Vulkaniergruß eingeführt.
1968 – Auch die Produktion einer dritten Staffel konnte nur durch eine Protestwelle erzwungen werden. Nach weiteren 24 Folgen, die unter anderem den ersten Kuss zwischen einer schwarzen Frau und einem weißen Mann im amerikanischen Fernsehen beinhalteten, reichte es NBC endgültig: Star Trek wurde nach nur drei Staffeln eingestellt.
1969 – Die Popularität von Weltraumgeschichten steigt nach der Mondlandung an und dem Durchbruch von Star Trek steht nach dem Verkauf der Ausstrahlungsrechte nichts mehr im Weg. 1972 ist die Serie bereits im Programm von 170 Sendern.
1977 – Das erste Space Shuttle der NASA wird nach dem Raumschiff in Star Trek „Enterprise“ getauft.
1979 – Der erste Spielfilm im Star Trek-Universum kommt in die Kinos. Es sollen von 1982 bis 2013 12 weitere folgen.
1987 – Die Nachfolgeserie StarTrek: The Next Generation wird ausgestrahlt und läuft bis 1994. Sie spielt etwa ein Jahrhundert nach der originalen Serie. Ihr folgen Star Trek: Deep Space Nine (1993 bis 1999), Star Trek: Voyager (1995 bis 2001) mit der ersten weiblichen Kapitänin und Star Trek: Enterprise (2001 bis 2005), das etwa 100 Jahre vor der originalen Serie angesetzt ist und die Anfänge der Weltraumerforschung zeigt.
2016 – Der Film Star Trek Beyond feiert in den Kinos Premiere. 2019 folgt Star Trek 4.
2063 – Die Vulkanier nehmen erstmals Kontakt zu den Menschen auf.
2161 – Gründung der Vereinigten Föderation der Planeten
2265 – Kapitän Kirk bricht mit der Enterprise in die Weiten des Weltalls auf.
2305 – Jean-Luc Picard wird geboren.
Interview und Text: Gabriel Roland