Das Uni-Leben ist kein Ponyhof, auch nicht auf der VetMed und weder für die Lehrenden noch für die Studierenden. Doch wie das alltägliche Leben als „fertiger“ Veterinärmediziner aussehen soll, das Professorenleben, kann man sich während des sechsjährigen Diplomstudiums letztlich doch nur vorstellen.
Umso interessanter, im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Aus dem Leben eines Profs“ die Möglichkeit zu haben, bei jenen nachzufragen, die wissen müssen, wie die Praxis läuft – bei den Professorinnen und Professoren –, und sich nebenbei die kuriosesten Episoden aus dem Arbeitsalltag erzählen zu lassen.
Unter dem Hashtag #Professorenleben findet man auch auf Twitter einiges aus dem Alltag mancher ProfessorInnen. Schrödingers Katze hat direkt bei drei Lehrenden nachgefragt, was hinter den Toren der Veterinärmediinischen Universität Wien so los ist:
Ass. Prof. Katharina Hittmair ist spezialisiert auf Diagnostik und behauptet in ihrem beruflichen Alltag viel zu lachen zu haben: „ Kein Tag vergeht, an dem ich nicht wieder über einen neuen kuriosen Fund im Magen eines Tieres lachen muss. Kleine Bälle sind da das geringste Übel.“ Das harmlose Spektrum reiche dabei von verschluckten Safe-Schlüsseln über gelbe Überraschungseier-Plastikbehältnisse bis hin zu Kronkorken und Christbaumketten – aber auch scharfe Gegenstände wie Faschiermesser oder Rasierklingen wären durchaus keine Seltenheit:
„Ein besonders schräges Highlight war, als vor Kurzem eine Katze in die Praxis gebracht wurde und wir nicht glauben konnten, was sie im Magen hatte: Auf dem Röntgenbild war – von einem Ende des Tieres bis zum anderen – ein Grillspieß zu sehen“, erinnert sich Hittmair.
Das Herrl gleich mitverarzten
Und auch um’s Herrl muss man sich auf der VetMed kümmern: „Viele irren übrigens, wenn sie glauben, dass wir in der Praxis nur tierische Patienten hätten. Bei den dazugehörigen Menschen müssen wir auch ran – unsere Sekundärpatienten. Angefangen bei den ‚Stammkunden‘, die regelmäßig die wildesten Krankheiten auf ihre Tiere projizieren – bis hin zu denen, die sich vor Ort regelrecht aufführen.“
Da könne es schon mal passieren, dass ein Hundebesitzer ohne Vorwarnung – ob aus Protest oder aus Verzweiflung bliebe dahingestellt, so Hittmair – mit beiden Füßen gegen die Tür „donnere“. Solche Erlebnisse würden laut Katharina Hittmair allerdings zu einer wertvollen Lektion führen: „In der Veterinärmedizin lernt man ziemlich schnell, dass die Besitzer meist viel unberechenbarer als ihre Tiere sind.“
Operation Dressurpferd
Unberechenbar ist manchmal auch das eigene Curriculum Vitae: Priv.-Doz. Eva Eberspächer, Anästhesiologin und perioperative Intensivmedizinerin, hat erst beim dritten Anlauf – über das professionelle Turnen und die Überlegung, Pilotin zu werden – zum beruflichen Plan A wie Anästhesie gefunden.
Unvergesslich bleibt Eberspächer eine Begebenheit mit einem Unpaarhufer: „Ein recht bekanntes Dressurpferd wurde vor Jahren mit einer Kolik mitten in der Nacht in die Klinik eingeliefert“, erzählt die Veterinärmedizinerin amüsiert. „Der Patient musste sofort operiert werden, was zur Folge hatte, dass das 620 Kilogramm schwere Pferd narkotisiert auf dem Rücken lag und an allen vier Füßen mit Schlaufen an einem Kran befestigt werden musste.“ Nach so einer komplizierten Operation wäre es besonders wichtig für das Pferd gewesen, möglichst schnell in die Aufwachbox gehoben zu werden, so Eberspächer.
Eine Studentin hat die Aufforderung, dass es schnell gehen müsse, wohl etwas zu wörtlich genommen: „Während das Pferd am Kran erst langsam heruntergefahren wurde, warf sie schon die Türe zur Box zu.“ Dabei sei außerdem noch das Stromkabel eingezwickt worden und dem Kran so die Stromzufuhr abgeschnitten.
„Nach einigen Flüchen allerseits und zahlreichen Tränen der Studentin griffen wir zu einer recht umständlichen Lösungsvariante: Wir befreiten das Pferd mithilfe eines zweiten, bis zum Anschlag ausgefahrenen Hebetisches und einem Rettungsmesser. Der Patient – das Pferd – hat davon nichts mitgekriegt und alles unbeschadet überstanden.“
“So lange niemand umkippt, ist es nicht so tragisch”
Auf die Frage, ob die Studierenden in seinen Kursen anfangs gehemmt wären, entgegnet Prof. Gerald Weissengruber: „Ganz im Gegenteil. Die sind regelrecht Feuer und Flamme. Sie wollen mehr über die Anatomie der Tiere erfahren.“ Weissengruber lehrt am Institut für Anatomie, Histologie und Embryologie und hat es – im Gegensatz zu seinen Kolleginnen – mit nicht mehr lebenden Tieren zu tun.
Dass trotzdem nicht alles im Umgang mit den Körpern von Hunden, Katzen, Pferden, Rindern, Schweinen oder Hühnern von Beginn an einfach von der Hand gehe, würden manchmal die Anfangsschwierigkeiten mit dem medizinischen Besteck zeigen, erzählt Weissengruber: „Einmal ist ein Skalpell sogar im Oberschenkel eines Studenten gelandet.“
So etwas müsse man dann natürlich ärztlich untersuchen lassen, meint Weissengruber. „In dem Fall ist dem Studenten aber nichts passiert. Solange niemand wie ein Stückl Holz umkippt und das Ausmaß der Verletzung bei einer kleinen Hautwunde bleibt, ist das nicht so tragisch.“
Autorin: Nadine Obermüller