Für viele liegt es bei jedem Einkauf am Band: das Einkaufssackerl aus Plastik. Bald soll es jedoch in Österreich Geschichte sein. Das zwingt Supermärkte dazu, Alternativen anzubieten. Doch gängige Alternativen sind nicht zwingend umweltfreundlicher als das Plastiksackerl.
Littering & Mikroplastik
Ein Problem, das mit dem Verbot von Einwegplastik gelöst werden soll, ist das sogenannte „littering“, also dass Plastiksackerl in die Umwelt geraten. Dort zersetzen sie sich nicht, sondern werden mit der Zeit zu Mikroplastik. Dadurch beleidigen sie zwar nicht das Auge, können aber schlimmstenfalls von der Umwelt in den menschlichen Körper gelangen. 5.000 bis 7.000 Tonnen Kunststofftragetaschen werden jährlich in Österreich entsorgt, einige davon gelangen auch in die Donau und von dort aus ins Meer.
„Das größte Problem ist das Littering“, sagt Sebastian Gollnow vom Institut für Abfallwirtschaft an der BOKU. „Wenn Kunststoffbeutel korrekt entsorgt werden, sind sie kein großes Problem für die Umwelt.“ Dieses Problem besteht bei anderen Tragetaschen nicht. Sowohl Papier- als auch Baumwolltragetaschen lösen sich nach einer gewissen Zeit auf und verrotten.
Die Alternativen
In Bezug auf das Littering ist das Papiersackerl eine umweltfreundlichere Alternative für den regelmäßigen Einkauf. „Bei Papier hat man nicht das Problem, dass es ewig in der Umwelt bleibt“, so Gollnow. Doch zur Nachhaltigkeit gehört mehr dazu. Wie steht es sonst um das Sackerl?
Eine Studie des dänischen Umwelt- und Ernährungsministeriums hat gängige Einkaufstaschen auf Herz und Nieren geprüft. Zusammengefasst kommt sie zu folgenden Ergebnissen: Herkömmliche Plastiksackerl aus LDPE (low-density polyethylene) sind die umweltfreundlichsten Sackerl, die man im Supermarkt bekommen kann.
Die Studie bezieht alle möglichen Faktoren ein, beispielsweise, wie viel Energie und Wasser verbraucht werden, um eine Sackerl herzustellen, wie viel CO2 bei der Produktion entsteht, oder auch, wie stark das Klima beeinflusst wird. LDPE schneidet durchschnittlich am besten ab. Zum Vergleich: Ein Papiersackerl müsste 43 Mal verwendet werden, bis sich der höhere Impact „rechnet“, ein konventionell produziertes Baumwollsackerl 7.000 Mal. Das würde bedeuten, dass man den Stoffbeutel bei zwei wöchentlichen Einkäufen 67 Jahre lang verwenden müsste.
Was bringt ein Verbot?
Wenn man sich an der dänischen Studie orientiert, ist ein Verbot von Plastiksackerln, wie es eingeführt werden soll, nicht wirklich sinnvoll – zumindest, wenn man alle Faktoren betrachtet. „Je nachdem, welche Umwelteinwirkung man einschränken will, ist ein Verbot sinnvoll oder nicht“, meint Gollnow.
Geht es allein um das Problem des Litterings, kann das Verbot durchaus Wirkung zeigen. Manche Supermärkte reagieren bereits jetzt und stellen auf Sackerl aus Biopolymer um, die kompostierbar sind. Doch auch diese sollten laut den StudienautorInnen 43 Mal wiederverwendet werden.
Letztendlich könnte das Plastiksackerl-Verbot sogar dazu führen, dass an anderer Stelle Plastik gebraucht wird. Wenn beispielsweise Menschen, die ihr Einkaufssackerl später für den Restmüll verwendet haben, plötzlich Müllbeutel kaufen müssen.