In Leoben studierte er Umwelt- und Energietechnik, jetzt schreibt er in Innsbruck an seiner Dissertation. Anfangs beschäftige sich Michael Meirer mit dem Recycling von Elektroschrott und der thermischen Abfallaufbereitung, in Innbruck liegt der Schwerpunkt dagegen auf biologischer Abfallaufbereitung in Kombination mit Mikrobiologie (Kompostierung, Vergärung).
Wohin mit dem Müll?
Man müsse zwischen Stadt und Land unterscheiden, wenn es um die Herausforderungen der Mülltrennung gehe. „Am Land haben die Menschen in der Regel eher wenig Probleme mit der Mülltrennung“, sagt Meirer. Restabfall- und Bioabfall-Tonne stehen vor der Tür, Fehlwürfe bei Bio werden meist schon von den Müllmännern vor Ort beanstandet. Die Fraktionen Kunststoff, Glas, Metall und Papier werden je nach Ort unterschiedlich gesammelt, in kleineren Gemeinden müssen diese zu Recyclinghöfen gebracht werden: „Und dort wird geschaut, ob alles sauber getrennt wurde.“
Wer dagegen in einem Wohnblock in Wien lebt, findet eine andere Situation vor: Meist stehen im Innenhof die einzelnen Mülleimer, es gibt keine Kontrolle. „Hier ist die Zahl der Fehlwürfe viel höher als im ländlichen Gebiet.“ Es sei noch mehr Öffentlichkeitsarbeit nötig, obwohl schon einiges passiert sei. Beispielweise Werbeplakate mit Robert Palfrader, auf denen die häufigsten Abfallirrtümer enttarnt wurden. „Klassische Fehlwürfe findet man bei den Kunststoff-Verpackungen“, berichtet Meirer.
Es ginge hier eben um Verpackungen, nicht um irgendetwas aus Plastik: „Die Kunststoff-Ente gehört nicht in die gelbe Tonne, die ist dort falsch.“ Sie muss mechanisch abgetrennt werden und wandert in den Restmüll. Übrigens: Reinigen muss man die Verpackungen nicht, es ist ausreichend, wenn sie restentleert werden – das gilt für Joghurtbecher genauso wie für Glasflaschen und Konservendosen. Eeinen Überblick darüber, welcher Müll wohin gehört und in welchem Zustand, gibt das Abfall-Trenn-ABC des BMLFUW.
Warum eigentlich trennen?
Wird am Ende nicht sowieso wieder alles zusammengeschmissen? Und überhaupt: Könnten Maschinen das nicht alles viel sauberer und genauer machen? Man könne beides mit „Ja, aber“ beantworten. Ersteres stimme lediglich bei Fehlwürfen, wenn etwa der Metallkochtopf bei den Metallverpackungen landet. „Wenn man richtig trennt, macht es aber sehr wohl Sinn“, stellt der Abfallexperte klar.
Zwar würden Maschinen natürlich einen besseren Job machen – es gebe heutzutage Nahinfrarot- und Röntgen-Anlagen, die beispielweise bei Kunststoffen alle einzelnen Bestandteile analysieren. „Es ist möglich, mechanisch alles zu trennen, auch Bio- von Restmüll.“ Allerdings kosten solche Verfahren eine Menge Geld, viel höhere Entsorgungsgebühren wären die Folge.
Österreicher sind Europameister
Michael Meirer beschäftigt sich intensiv mit dem Restabfall. Seit eineinhalb Jahren forscht er, was so im Müll landet: „Alles.“ Auch Problemstoffe wie Batterien oder sperriger Elektroschrott. Dennoch sei Österreich in puncto Recycling vorbildhaft: „Zusammen mit Deutschen und Dänen sind wir eigentlich Europameister und haben eine sehr gute, teure Abfallwirtschaft.“ Weit abgeschlagen dagegen die Rumänen, die über 90% ihres Mülls deponieren, was so ziemlich das Schlechteste sei, was man tun könne. Doch irgendwann stelle sich auch die Frage: Wie viel Recycling ist überhaupt sinnvoll? Je näher man den 100% käme, desto höher die Kosten. Und dann geht es noch um Umweltschutz im Gesamten. „Wann überschreiten wir den Punkt, wo es sogar kontraproduktiv ist?“ Denn es sei zu bedenken, dass es beispielweise bei Kunststoffen zu einer Schadstoff-Akkumulation kommen kann: Toxische Stoffe gelangen durch Recycling in andere Produkte, in denen sie gar nichts verloren haben.
Wertvoller Biomüll
Ein besonderes Anliegen ist Michael Meirer die seperate Entsorgung des Bioabfalls. Dazu bräuchte es viel mehr Tonnen, besonders in Wien, und zahlreiche Aufklärungskampagnen. „Die wenigsten Leute wissen, was der eigentlich wert ist.“ Zwei Möglichkeiten gibt es, um ihn abzubauen. Zum einen mit Sauerstoff, also die klassische Kompostierung, wo perfekter Humus aufbereit wird, der besser als jeder künstliche Dünger ist.
Daneben geht es auch ohne Luft, und zwar in der Biogasanlage: Dort werden 60% Methan und 40% Kohlenstoffdioxid erzeugt. Das reine Methan wird getrennt und ins Erdgas-Netz eingespeist oder für Gas-Autos genutzt.Und dann wäre da noch die Sache mit dem Phosphor: „Es wird weltweit sehr bald einen Mangel an Phosphor geben.“ Deshalb sei der Kreislauf so enorm wichtig. Denn wenn Bio- im Restmüll landet, gelangt er fast ausschließlich in die Verbrennung und ist verloren.
Diese klimaneutrale, zu 100% erneuerbare Energie hat nicht nur eine energetische Nutzung: Lediglich ein kleiner Teil der Masse geht ins Gas über, der Rest bleibt und kann auf den Feldern als Dünger eingesetzt werden; der Bioabfall birgt also auch eine stoffliche Nutzung. „Es ist einfach perfekt, was die Natur uns gegeben hat“, schwärmt Meirer. „Daher gehört der Biomüll unbedingt getrennt gesammelt und nicht in den Restabfall.“
Autor: Stefan Kluger