Beschleunigter Puls, erweiterte Pupillen, ein Gefühl von Euphorie. MDMA erhöht den Serotonin-Spiegel im Gehirn – das ist ein Botenstoff im Nervensystem, der u.a. als Glückshormon fungiert. Zudem verstärkt die Substanz Empfindungen und erleichtert den Zugang zu Gefühlen. Sie gilt als Partydroge – vor allem in der Technoszene. Seit den 1980er Jahren ist die Droge in Tablettenform unter den Namen Ecstasy bekannt, seit den 2010er Jahren werden auch die Bezeichnungen Molly und Emma verwendet. Fünf bis sechs Prozent der österreichischen Bevölkerung haben im Jahr 2022 Erfahrungen mit dem Konsum von MDMA gemacht (Quelle: Bericht zur Drogensituation 2023, Gesundheit Österreich GmbH). Wie alle mißbräuchlich verwendeten Substanzen kann sich MDMA aber auch negativ auf Körper und Psyche auswirken: Zu den häufig unmittelbaren Nebenwirkungen zählen laut der Stiftung Sucht Schweiz etwa verschwommenes Sehen, Muskelverkrampfungen, Schwindel, Übelkeit, motorische Störungen und verminderte Urteilsfähigkeit. Schlaflosigkeit, Antriebslosigkeit, depressive Verstimmungen und Ängste können zudem Stunden bis Tage nach dem Konsum einsetzen. Überdosierter Konsum und Mischkonsum (etwa mit Alkohol) kann lebensbedrohlich sein, vor allem, wenn die betroffenen Personen zugleich (etwa auf einem Rave) viel tanzen und zu wenig trinken, Krampfanfälle, Austrocknung und Überhitzung des Körpers, Blutdruckabfall, Herz-Kreislauf-Störungen, Lungenödeme sowie Leber- und Nierenversagen können die Folge sein.
Medizinische Verwendung
Der Einsatz von MDMA wird jedoch auch erforscht, um psychische Erkrankungen zu therapieren. Einem internationalen Forschungsteam unter der Leitung der Medizinischen Universität Wien ist es nun gelungen, drei neue Varianten von MDMA zu identifizieren. „MDMA ist chemisch gesehen 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin und gehört zu den substituierten Amphetaminen. Die Substanz ist ein sogenanntes Psychostimulans, gelangt in das Zentralnervensystem und löst dort anregende Effekte aus“, erklärt Studienleiter Harald Sitte vom Zentrum für Physiologie und Pharmakologie der MedUni Wien. Drei neue Varianten von MDMA wurde als Medikation getestet – und das in zwei klinischen Studien über die Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), einer Beeinträchtigung, die nach schwerwiegenden Ereignissen – wie psychische Traumata, Vergewaltigung, Katastrophen oder Krieg – auftreten kann. PTBS zeigt sich laut den Berufsverbänden für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland mitunter durch Albträume, Teilnahmslosigkeit, Schlafstörungen und Konzentrationsstörungen. „In den Studien wurde die Gabe von MDMA mit Psychotherapie kombiniert, die Teilnehmer*innen erhielten MDMA insgesamt dreimal“, erklärt Harald Sitte.
Beim ersten Mal erhielten die Proband*innen eine einzelne Dosis von 80 mg MDMA, gefolgt von einer zusätzlichen halben Dosis von 40 mg. Beim zweiten und dritten Mal folgte auf eine Anfangsdosis von 120 mg noch eine zusätzliche Halbdosis von 60 mg. Was bewirkt MDMA nun in in einem medizinischen Rahmen? Harald Sitte erklärt, dass es den Proband*innen mit ihrer PTBS deutlich besser ging (dies messen Expert*innen anhand des sogenannten CAPS-5-Scores), die Gabe von MDMA führte ebenso nicht zu unerwünschten Ereignissen wie Missbrauch der Substanz oder Suizidalität.
Drei Varianten
Um MDMA im medizinischen Setting besser und sicherer anwenden zu können, muss es verändert werden: Die in dieser Studie modifizierten Varianten (ODMA, TDMA und SeDMA) sind so gestaltet, dass die positiven Effekte der Substanz erhalten, die negativen jedoch reduziert werden und sie wirken ähnlich wie MDMA auf die relevanten klinischen Zielstrukturen im Gehirn (hauptsächlich den Serotonin-, aber auch die Dopamin- und Noradrenalin-Transporter), die verantwortlich für die Regulierung von Gefühlen sind.
„Dies gelang insofern, da die modifizierten MDMA-Varianten anders im Körper verstoffwechselt werden – und dadurch möglicherweise weniger von einem toxischen MDMA-Abbauprodukt entsteht und zugleich die Bindung an bestimmte Serotonin-Rezeptoren (das sind an der Oberfläche von Zellen ausgebildete Eiweißstoffe, die als Zellbestandteile auf bestimmte Reize reagieren nd Signale weiterleiten, Anm.), die für MDMA ausgelöste unerwünschte Wirkungen verantwortlich sind, reduziert wurde.“
Die drei MDMA-Varianten unterscheiden sich laut dem Experten nur „geringgradig“ – und das war das Ziel der Forscher*innen. „Wir wollten eben genau die positiven Effekte erhalten und gleichzeitig unerwünschte Wirkungen möglicherweise reduzieren. Das ist gelungen – zu mindestens zu einem gewissen Maß.“ Die neuen MDMA-Varianten könnten künftig bei der Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), aber auch bei Epilepsie eingesetzt werden. Es braucht jedoch noch mehr Forschung, so Harald Sitte, auch um die Frage potenzieller Nebenwirkungen bzw. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu klären.