Am Valentinstag wird es aufsperren. Ein besonderer Tag für viele Verliebte, die sich selbst vielleicht einen Aufenthalt in einem neuen Hotel schenken wollen, um turtelnd durch das Foyer zu schlendern, im Café an heißer Schokalde zu nippen oder trotz Kälte einen Blick in den Garten zu werfen und mit dem benachbarten Riesenrad zu fahren. Valentin ist ja auch Patron der Reisenden – trifft sich also gut. Doch der 14. Februar 2015 wird nicht nur für Pärchen, die sich das neue Magdas Hotel ansehen, ein besonderer Tag sondern vor allem für die Belegschaft: für viele dort Angestellte wird es der erste „richtige“ Arbeitstag seit langer Zeit.
Chancen
Das Magdas Hotel bietet Flüchtlingen die Chance auf einen Arbeitsplatz. Zusammen mit Profis der Hotellerie und unter der Leitung von Sebastian de Vos werden sie das Hotel in den Räumlichkeiten eines ehemaligen Caritas Senioren- und Pflegehauses beim Wiener Prater betreiben. Oft warten Flüchtlinge jahrelang auf einen positiven Bescheid – während dieser Zeit dürfen sie nicht, oder können nur sehr schwer arbeiten. Erhalten sie den Bescheid dann endlich, haben sie Jahre des möglichen Berufslebens gezwungen untätig verbracht und wegen mangelnder Erfahrung kaum noch Chancen am ohnehin heiß umkämpften Arbeitsmarkt. Dennoch sind auch im Magdas Hotel die Plätze begrenzt – über das AMS und die eigene Website wurden die circa 30 zu besetzenden Ausbildungs- und Arbeitsplätze ausgeschrieben; der Bewerbungsprozess lief völlig normal, außer, dass die Ausschreibung auf Personen mit Fluchthintergrund eingeschränkt war, erzählt Clemens Foschi, der Geschäftsführer der Caritas Services GmbH, einer Tochtergesellschaft der Caritas der Erzdiözese Wien, welche zum Ziel hat, soziale Unternehmen zu gründen bzw. bestehende Projekte in ein Social Business zu transformieren.
Crowdfunding und Upcycling
Um ein Hotel mit circa 80 Betten einzurichten, das nicht nur Gutes tun, sondern auch gut aussehen will, hat man auch auf Crowdfunding gesetzt – für eine Spende von 100 Euro erhielt man zum Beispiel einen Übernachtungsgutschein; beim Design greift man zu Upcycling. „Alles Wird Gut-Architekten sind Generalplaner und haben das Gestaltungskonzept erstellt. Upcycling spielt im Design eine zentrale Rolle. Noch brauchbare Möbel aus dem ehemaligen Pflegehaus werden wiederverwendet. Bestandteile alter Einbaumöbel werden zu neuen Möbelstücken umgebaut.“, so Foschi.
„Upcycling spielt im Design eine zentrale Rolle.“ – Clemens Foschi
Und die Möbel? Kann man einfach vorbeibringen! Beim Magdas Hotel geht es um Zusammenarbeit, Zusammenleben und darum, zusammen etwas zu schaffen. Sowohl zahlreiche Firmen als auch Privatpersonen geben immer wieder Sachspenden im Hotel ab; ab nächstem Jahr würde sich Foschi über Unterstützung bei der Gartenpflege oder bei Veranstaltungen freuen. Auch Kinderbetreuung von Leihomas und Leihopas soll es geben. Denn Magdas will eben nicht nur ein Hotel sein, sondern ein Begegnungsort, an dem diskutiert wird, geworkshopt, zusammen gekocht, gelesen und und und…
Angekupfert
Die Einbeziehung der Gäste wird dabei nicht nur im und rund um das Hotel stattfinden, sondern – wenn diese wollen – am Hotel selbst. Bei der Frage, wer sich um die Fassadengestaltung kümmern wird, kamen der Caritas sofort die eigenen Nachbarn in den Sinn. Gleich beim Prater beherbergt die Akademie für Bildende Künste Werkstätten und Ateliers. Für die Fassadengestaltung wurde dann ein eigener Wettbewerb ausgeschrieben, den Christian Gattringer und Marc Werner für sich entscheiden konnten. Die beiden Preisträger wollen die Gäste und andere Unterstützer bei der Fassadengestaltung miteinbeziehen: So können von Gästen und Unterstützenden kleine Kupferpaneele erworben werden, die an den Balkonen angebracht werden. Die Paneele sind mit einer Plastikschiene versehen, die – ähnlich wie bei „Vier gewinnt“ – in vorgefertigte Metallprofile, die sich an den Brüstungen der Balkone befinden, gesteckt werden. Dass die Anbringung der Paneele möglichst einfach ist, war den Gestaltern sehr wichtig. Immerhin machen die Gäste ja Urlaub in einem Hotel und nicht auf einer Baustelle.
„Keine Angst vor dem Kupferdiebstahl, der immer wieder Schlagzeilen macht“, fragen wir Marc Werner. „Diese Frage haben wir uns zu Beginn des Projekts selbst gestellt, nachdem das Konzept mit dem wertbeständigen Material feststand. Sie war jedoch schnell geklärt, da die eigenständige Anbringung der Paneele durch die Gäste im Vordergrund stand. So entstand die Idee, hierfür die Balkon-Brüstungen zu verwenden, was nicht nur den Vorteil bietet, dass diese von den Zimmern aus einfach zu erreichen sind, sondern auch den, dass die angebrachten Paneele vom Bodenniveau aus nicht erreicht werden können. Ebenso ist geplant, dass vollständig gefüllte Schienen mit einer Sicherung versehen werden.“, so der Gewinner.
Der Fassadenschmuck aus Kupfer hat nicht nur symbolischen Wert und dient zur Einbeziehung der Gäste, sondern kann jeder Zeit wieder zu einer monetären Spende, die dem Haus zu Gute kommt, umgewandelt werden. Neben dem Fassadeprojekt mit dem passenden Namen „Did you see where I put my money?“ werden Studierende der Akademie auch bei der künstlerischen Gestaltung der Zimmer einbezogen – so wurde in Form eines weiteren Wettbewerbs um Werkspenden von Studierenden und Alumni gebeten, von denen 40 ausgesucht wurden, erzählt Andrea B. Braidt, Vizerektorin für Kunst an der Akademie der Bildenden Künste. Das Institut für das künstlerische Lehramt veranstaltet außerdem Workshops für die minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge, die auch in Magdas Hotel wohnen. Darüber hinaus wird es ein Stipendium und Apartment im Rahmen eines Artist-in-Residence-Programms geben, das für Künstlerinnen und Künstler aus so genannten Drittstaaten vorgesehen ist und von der Akademie koordiniert wird. Es lohnt sich also auch nach dem 14. Februar, dem Magdas Hotel einen Besuch abzustatten.
Für weitere Informationen und Möglichkeiten mitzuhelfen, lohnt sich ein Blick auf die Facebook Page des Magdas Hotels. Mehr zum Fassadenwettbewerb finden sich auf der Website der Akademie. Das erste Bild unseres Artikels stammt von Lisa Maria Leutner.