Laut einer Studie der Universität für Bodenkultur (BOKU) und des Umweltministeriums sind in Österreich jedes Jahr etwa 1,4 Millionen Tonnen Kunststoff im Umlauf. Davon gelangen vergleichsweise wenig, nämlich 40 Tonnen pro Jahr, in die Donau, und auf diesem Weg ins Schwarze Meer. Was können wir dagegen tun?
Bald mehr Plastik als Fische im Meer
Pro Minute gelangen weltweit zirka acht Tonnen Kunststoff ins Meer, er wurde sogar schon bis in die Antarktis geschwemmt. Wenn das so bleibt, wird es 2050 mehr Kunststoff im Meer geben als Fische. Nur etwa fünf Prozent des Plastikmülls werden auch recycelt. Doch was passiert mit dem Rest?
„Der Großteil der in Österreich produzierten Kunststoffe wird in der Abfallwirtschaft verbrannt”, so Dr. Martin Wellacher von der Uni Leoben. Was übrig bleibt, wird stofflich recycelt. Aus altem Kunststoff werden also neue Kunststoffprodukte. Der Prozess des Verbrennens ist schon sehr lange Usus und stellt keine größere Belastung für die Umwelt dar, so lange im Kunststoff selbst keine gefährlichen Stoffe zu finden sind.
Großteil des Mikroplastiks liegt am Meeresboden
Sehr gut recyceln lässt sich zum Beispiel PET, also der Stoff, aus dem Einwegtrinkflaschen gemacht sind. Schwerer recycelbar sind Kunststoffe mit verschiedenen Zusatzstoffen, auch Additiven genannt. Sie machen den Kunststoff je nach Nutzung lichtundurchlässig, biegsam, farbig oder länger haltbar. „So ist jeder Kunststoff im Grunde ein Unikat”, sagt Wellacher. Besonders gummiartige Kunststoffe, sogenannte Duroplaste, lassen sich sehr schwer recyceln.
Kunststoff, der in den Weltmeeren landet, führt dort zu großen Problemen. Tiere fressen ihn und verhungern schließlich, weil ihr Magen voll mit unverdaulichen Plastikteilchen ist. Doch auch Kunststoff in seiner kleinsten Form, dem Mikroplastik, ist eine große Bedrohung für das empfindliche Ökosystem Meer. „Das, woran die Tiere sterben, ist nur die Spitze des Eisbergs”, sagt Wellacher. „Der Großteil des Kunststoffes liegt am Meeresboden.”
Plastikfressende Bakterien als Lösung?
Mikroplastik, also Kunststoffteilchen, die kleiner als fünf Millimeter sind, nehmen mit der Zeit Wasser auf, werden schwerer und sinken zu Boden. „Die marine Fauna ist massiv auf den Meeresboden angewiesen”, so Wellacher. Was das Mikroplastik am Meeresboden für Auswirkungen hat, ist noch nicht bekannt. Es sei aber wahrscheinlich, dass frei schwimmende Schadstoffe an Mikroplastikteilchen anhaften und mit ihm auf den Meeresgrund sinken.
Neben dem Verbrennen gibt es noch weitere Ansätze, um Kunststoff loszuwerden. Japanische Forscher zum Beispiel haben ein Bakterium entdeckt, das PET-Flaschen zersetzen kann. Doch diese Methode ist laut Wellacher wenig zukunftsträchtig, denn der Prozess dauert sehr lange. „Die Problematik der Kunststoffe in der Umwelt kann nur über die Quelle gelöst werden”, sagt Wellacher. „Das heißt wir müssen den Eintrag in die Umwelt verringern.”
Plastik, aber kompostierbar
Der meiste Kunststoffmüll entsteht durch Verpackungen, zum Beispiel von Lebensmitteln. Eine mögliche Lösung für diesen Teil des Problems ist, Verpackungen aus sogenannten Biokunststoffen herzustellen. Sie sehen fast genauso aus wie herkömmliche Plastiverpackungen, bestehen aber aus Zellulose, also Pflanzenfasern. Einige von ihnen können sogar zusammen mit dem Biomüll entsorgt und kompostiert werden.
Doch unter den Bioplastikverpackungen gibt es auch einige, die nur zu 80 Prozent oder weniger kompostierbar sind. Eine einheitliche Kennzeichnung für kompostierbare Verpackungen gibt es noch nicht. Wellacher meint, hier liegt die Verantwortung auch bei den Herstellern: „Leider sind keine durchgängigen Bemühungen der Hersteller zu sehen.”
Die Suche nach einer Lösung für das Plastikproblem drängt. Denn je mehr Kunststoff in der Umwelt landet, desto größer ist auch der Anteil an Mikroplastik, der in den menschlichen Körper gerät. „Diese Kunststoffe gehen ins Blut, in die Muttermilch, überall hin”, so Wellacher. „Wir sind meistens Endverbraucher auf dieser Erde für viele Dinge.”