Jedes Jahr werden über eine Milliarden Tonnen Lebensmittel verschwendet. Ein Teil davon fällt in der Gastronomie an, wo viele Essen aus hygienischen Gründen weggeworfen werden muss. Forscher der Uni Linz haben eine Methode entwickelt, wie diese Lebensmittel zu Kohle verarbeitet werden können.
Besonders für Restaurants geeignet
14 Prozent der verschwendeten Lebensmittel gehen auf das Konto der Gastronomie. In Österreich dürfen Lebensmittelabfälle in der Gastronomie seit ein paar Jahren nicht mehr an Tiere verfüttert werden. Dadurch bleibt vor allem Wirten am Land eine große Menge an Lebensmitteln, die sie entsprechend lagern und entsorgen müssen. Meist werden diese Lebensmittel dann zu Biogas oder Kompost verarbeitet.
Linzer Wissenschaftler arbeiten jetzt an einer Methode, die bereits vor etwa 100 Jahren entwickelt wurde. Friedrich Bergius erfand die sogenannte hydrothermale Carbonisierung, für die er 1931 den Nobelpreis für Chemie erhielt. Damit kann die natürliche Herstellung von Kohle, die in der Natur tausende von Jahren dauert, sehr schnell reproduziert werden.
Hydrokohle braucht viel Wasser
Anna Stadler und weitere Forscher von der Uni Linz haben das Verfahren jetzt so weit entwickelt, dass es theoretisch jeder zuhause verwenden kann, um aus Essensresten Kohle herzustellen. Alles, was dafür benötigt wird, ist ein Edelstahlbehälter mit einem druckdichten Deckel und ein Heizelement, das den Behälter rundum erhitzt.
In den Behälter kommen Lebensmittelabfälle, die möglichst einen Wassergehalt von über sechzig Prozent haben sollten. „Lebensmittel haben ohnehin einen extrem hohen Wassergehalt”, sagt Stadler. Den Müll muss also nicht noch extra Wasser hinzugefügt werden, damit die hydrothermale Carbonisierung funktioniert.
So funktioniert das Verfahren
Der Behälter wird auf 180 bis 250 Grad Celsius erhitzt, das ist also theoretisch noch im Rahmen der Leistung eines Backrohrs. Durch die Hitze entsteht Druck im Behälter, der zusammen mit der Wärme die Eigenschaften des enthaltenen Wassers verändert, so dass es als Katalysator für die folgende chemische Reaktion dient.
Welche Zusammensetzung von Speiseresten am besten geeignet ist, ist schwer zu sagen. Die hydrothermale Carbonisierung wurde nämlich seit ihrer Entdeckung kaum mehr untersucht. Erst in den letzten zwanzig Jahren hat man begonnen, sie wieder zu erforschen. „Bis heute sind noch nicht alle chemischen Reaktionsmechanismen, die während der Carbonisierung auftreten, vollständig erforscht”, sagt Stadler.
Auch geeignet für Kleinstverbraucher
Im Labor konnte Stadler so bei 200 Grad über sechs Stunden aus Lebensmittelresten Kohle herstellen. Je nach Zusammensetzung der Lebensmittelreste kann der Prozess auch länger dauern. Der Prototyp wurde so entwickelt, dass er auch für kleine Betriebe oder einige private Haushalte zusammen verwendet werden kann.
„Wir wollten sichergehen, dass es sich auch für eine Kleinstanlage mit 50 Litern rentiert”, so Stadler. Nachdem die chemische Reaktion abgeschlossen ist, muss das übrige Wasser abgegossen und die Kohle zwei bis drei Tage getrocknet werden. Dann ist sie theoretisch bereit, um zu Pellets verarbeitet und zum Grillen verwendet zu werden.
Gesetzlich in Österreich nicht möglich
Damit wäre sie ein guter Ersatz für herkömmliche Grillkohle, die meist aus Tropenholz hergestellt wird. Landet also in Zukunft nur noch „Recycling-Kohle“ auf österreichischen Grillern? Stadler verneint: „Theoretisch kann das jeder machen, praktisch leider nicht.“ Denn die Verbrennung von Speiseresten ist gesetzlich streng geregelt. „Die Kohle gilt noch als Biomüll, und darf deshalb nicht verbrannt werden”, so Stadler.
Noch können vom Wirt oder von Privathaushalten zu Kohle verarbeitete Lebensmittelreste also nicht auf dem Griller landen. Gut, dass sich die Hydrokohle auch als Dünger eignet.