Skifahren ist heute weniger beliebt als in der Vergangenheit: Nur 25 % der österreichischen Bevölkerung über 16 Jahre fährt regelmäßig Ski. Für viele Menschen ist der Sport zu teuer geworden und der Klimawandel mit seinen wärmer werdenden Wintern tut sein Übriges. So müssen viele Pisten beschneit werden, um für den Wintersport genutzt zu werden: „Skitourismus auf der Piste ohne Beschneiung ist schon heute aufgrund der stark gestiegenen Gästeansprüche kaum mehr denkbar“, sagt Robert Steiger, Geograph und Volkswirt an der Universität Innsbruck. Er befasst sich mit nachhaltigen Tourismus und hat kürzlich – gemeinsam mit Kolleg*innen der Universität Waterloo (Kanada) – die Umweltauswirkungen von künstlicher Beschneiung sowie ihren Einfluss auf die Nachhaltigkeit des Skitourismus untersucht. Die Wissenschafter*innen studierten das anhand von Kanada, jedoch lassen sich die Aussagen auf Mitteleuropa umlegen.
Wasser und Energie
In der Studie konnten die Wissenschafter*innen zeigen, dass in Kanada in einem durchschnittlichen Winter der Jahresenergieverbrauch von ca. 17.000 Haushalten für die Erzeugung von ca. 42 Mio. Kubikmeter Kunstschnee benötigt wird. Dadurch werden 130.000 Tonnen CO₂ jährlich freigesetzt. In Zukunft muss aufgrund des Klimawandels noch mehr künstlicher Schnee erzeugt werden, somit wird auch der Wasser- und Energie-Bedarf steigen.
Bei der Frage der Beschneiung ist wichtig, ob die dafür benötigte Energie von fossilen oder erneuerbaren Energieträgern kommt. Davon hängt ab, wie hoch die Treibhausgas-Emissionen ausfallen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Wasserbedarf: „Dieser wird in Zukunft weiter steigen, allerdings ist es so dass das Wasser nicht verbraucht wird, sondern temporär in Form von Schnee gespeichert wird und am Ende als Schmelzwasser zurück in den Kreislauf geht.“
Weitere Faktoren
Daneben gib es noch weitere Punkte, die die Forscher*innen aber in dieser Studie nicht untersucht haben: So spielt es eine Rolle, wie die Pisten bestellt sind: „Das heißt zum Beispiel, ob nach Bauarbeiten die Oberfläche vegetationsfrei ist und dementsprechend stärker der Erosion ausgesetzt ist oder ob sich die Biodiversität durch Beschneiung verändert.“ Zudem stellt sich die Frage, wie sich die Beschneiung und der Skitourismus auf vulnerable Gesellschaftsschichten auswirken, etwa ob ärmere Bevölkerungsschichten aufgrund der hohen Wohnungspreise, die der Skitourismus mit sich bringen kann, verdrängt werden. „Tourismusdestinationen sind attraktiv für Gäste aber auch für Investor*innen bzw. für Menschen, die gerne einen Freizeitwohnsitz in einem attraktiven Urlaubsort hätten. Dies lässt die Nachfrage nach Grund und Wohnraum steigen und dadurch steigen die Preise, die von den Einheimischen dann häufig mit den vor Ort erzielbaren Gehältern nicht bezahlt werden können. In den Bergen kommt noch erschwerend hinzu, dass der verfügbare Grund aufgrund der Topographie und der Naturgefahren sehr begrenzt ist, was sich nochmals preissteigernd auswirken kann.“
75 % Beschneiung
In Österreich werden aktuell 75 % aller Skipisten beschneit. Studien zeigen sowohl positive als auch negative Effekte davon: Positiv ist, dass durch Beschneiung eine größere Schneehöhe erreicht wird, dadurch sind die Pflanzen besser geschützt. Aber durch die Beschneiung sind die Pisten im Frühjahr durch den schmelzenden Schnee stärker bewässert – und das kann sich auf die Zusammensetzung der Pflanzen auswirken. Zudem stellt Erosion ein Problem dar, also die Abtragung von Gestein oder Boden durch Wind oder Wasser, besonders wenn es während der Schmelzperiode viel regnet. Durch die Beschneiung ist zudem länger Schnee auf den Pisten, dadurch verkürzt sich die Dauer der Vegetationsperiode, also die Zeit, in der Pflanzen wachsen.
Wintersport der Zukunft
Robert Steiger gibt eine Prognose zur Zukunft des Skisports in Österreich ab: „Man wird in Österreich auch noch Ende des Jahrhunderts Skifahren können – allerdings nur mit Beschneiung oder dank Schneedepots (Snowfarming), also gelagerten Schnee aus der letzten Saison.“ So werden bis zur Mitte des Jahrhunderts mit den aktuellen Beschneiungstechnologien rund 80 % der Skigebiete Schnee haben, Ende des Jahrhunderts wird dieser Wert – bei hohen Treibhausgas-Emissionen – auf 30 % sinken. Nicht alle Skigebiete werden sich auch die Kosten für die Beschneiung leisten können, gibt Robert Seiger zu bedenken.
Erneuerbare Energie
Für einen nachhaltigen Skisport braucht es energieeffiziente Beschneiungstechnologien, die Förderung von Wassersparmaßnahmen und den verstärken Einsatz erneuerbarer Energie. Letzteres kann durch verschiedene Maßnahmen geschehen: Etwa durch den Bezug von Ökostrom oder der Produktion eigener erneuerbarer Energie direkt im Skigebiet. Zudem sollte nur dort beschneit werden, wo es wirklich nötig ist, hier kann die kontinuierliche Messung der Schneehöhen helfen. Bei der Präparierung der Pisten sollte weiters auf Biokraftstoffe, E-Fuels oder Wasserstoff gesetzt werden: Robert Steiger: „Hier existieren schon erste Fahrzeuge auf dem Markt und diese werden in manchen Skigebieten bereits eingesetzt. Ich gehe davon aus, dass sich dies in den nächsten Jahren weiterverbreiten und letztendlich durchsetzen wird.“