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22. Januar 2018

Wenn man sich als HochstaplerIn fühlt

Von Schrödingers Katze
Psyche
Sich selbst zu unterschätzen, kann auf der Karriereleiter den Weg nach oben verstellen. Wenn man sich als Hochstapler fühlt, obwohl man eigentlich qualifiziert ist, hat das einen Namen: Impostor-Phänomen.

70 Prozent irgendwann im Leben betroffen

Jeder von uns hat wahrscheinlich schon einmal etwas gar nicht erst versucht, aus Angst zu scheitern. Lehnt eine Person aus Prinzip Aufgaben mit mehr Verantwortung, als sie gerade hat, ab, weil sie sie sich nicht zutraut, spricht man vom Impostor-Phänomen. Betreffen kann es jeden von uns. “70% aller Menschen leiden in einer bestimmten Lebensphase unter dem Phänomen”, sagt Mirjam Zanchetta von der Abteilung Wirtschafts- und Organisationspsychologie der Universität Salzburg. Sie hat eine Studie zum Impostor-Phänomen durchgeführt. Ihr Ansatz: Ein Coaching soll gegen chronische Selbstunterschätzung von Angestellten helfen.

Meistens komme das vor, wenn eine Person in ihrem Beruf noch nicht etabliert ist. Sie traut sich keine Aufgaben zu, die über die altbekannten hinausgehen. Genauso kann es auch eine Person treffen, die sich in ihrem Beruf sehr sicher fühlt, eine verdiente Beförderung aber nicht annehmen will. Sie fühlt sich als Hochstapler in ihrer Position, weil sie sich nie qualifiziert genug fühlt.

Ein weibliches Problem?

Einige Studien haben Zusammenhänge zwischen bestimmten Persönlichkeitszügen und dem Impostor-Phänomen gezeigt. Neurotische Menschen sind zum Beispiel öfter betroffen. “Man hat früher angenommen, dass in erster Linie Frauen betroffen sind. Das zeigt sich aber in den neuen Studien kaum bis gar nicht mehr”, sagt Zanchetta. Dies habe allerdings nicht etwa biologische Gründe, sondern gesellschaftliche. “Für Frauen waren Karrieren eher ein ungewöhnlicher Weg. Sie hatten keine Vorbilder, Mentoren oder Unterstützer und deswegen auch größere Unsicherheitsgefühle und größere Angst davor, Fehler zu machen oder als unfähig angesehen zu werden.” Das habe sich in den letzten Jahren geändert, deshalb gibt es kaum mehr Frauen als Männer, die anfällig für das Impostor-Phänomen sind.

Heute glaubt man, dass die Entwicklung eine große Rolle für das Risiko, das Impostor-Phänomen zu bekommen, spielt. Personen, die in einer sehr leistungsorientierten Familie aufgewachsen sind, in der die Eltern ein starkes Kontrollverhalten an den Tag gelegt haben, sind eher betroffen. Auch wie Lob in der Familie verteilt wird, kann einen großen Einfluss haben. Wird ein Kind permanent mit Lob für alles überschüttet, was es tut, hat es den Eindruck, in allem perfekt sein zu müssen. Es hat dann Angst, diesen Ansprüchen nicht genügen zu können, und entwickelt später das Impostor-Phänomen. “Deswegen würde ich sagen, dass es für Eltern sehr wichtig ist, sehr spezifisch zu loben”, so Zanchetta. Loben an sich sei zwar sehr wichtig, man solle sich dabei allerdings vorher überlegen, ob das, was das Kind getan hat, wirklich etwas Lobenswertes ist.

Schon im Kindesalter kann der Grundstein für Selbstwirksamkeit gelegt werden.

Coaching gegen falsche Hochstapler

Bekämpfen könne man das Impostor-Phänomen etwa in einer Gesprächstherapie, wie das auch bei anderen Störungen oder Problemen der Fall ist. Zanchetta hat jedoch in ihrer kürzlich abgeschlossenen Studie gezeigt, dass es auch möglich ist, Angestellte gezielt anzusprechen. Dazu hat Zanchetta zusammen mit den Salzburger Forscherinnen Eva Traut-Mattausch und Anna Muck ein Coaching-Programm entwickelt. Dabei wird mit Betroffenen an deren Einstellung und ihrer Selbstwirksamkeit, also der persönlichen Einschätzung der eigenen Kompetenzen, gearbeitet.

Jede Führungskraft kann ihren Angestellten helfen, die eigenen Fähigkeiten richtig einzuschätzen. Wichtig sei, vorzuleben, dass Fehler manchmal passieren und ganz normal sind. Positive Fehlerkultur nennt sich das. Den Angestellten soll vermittelt werden, dass man aus Fehlern vor allem lernen kann und keine Angst vor ihnen haben muss. Selbst könne man sich helfen, indem man mit anderen Menschen über sein Problem spricht und sich Feedback einholt.

Dr. Mirjam Zanchetta, Universität Salzburg. Bild: Andreas Kolarik.

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