Ein trauriger Keanu Reeves sitzt auf einer Parkbank, Philip J. Fry aus der Serie „Futurama“ hält Geldscheine in der Hand und unter ihm ist „Shut up and take my money!“ zu lesen oder ein Mann ist etwas zu sehr von einer anderen Frau abgelenkt: Das sind nur drei Beispiele für Memes.
Memes können unterschiedliche mediale Ausdrucksformen haben – oft sind es Fotos mit Texten – die im Internet kursieren und sich meist auf aktuelle Themen beziehen. Jede*r kann Memes ändern und verbreiten. Da sie auch bei jungen Menschen gut ankommen und Teil von deren Alltag sind, können Memes auch in der Schule eingesetzt werden. Wie das gelingen könnte, damit befasste sich Tizian Joseph Ruckenbauer im Rahmen seiner Masterarbeit an der Universität Graz, für die er kürzlich den Viktor-Obendrauf-Preis erhielt.
Image Macros
„Schüler*innen sollen Memes kritisch konsumieren, aber auch die Fähigkeit erlangen, Memes selbst zu erstellen“, so Tizian Joseph Ruckenbauer. Entscheidend sind dabei die besonderen Eigenschaften von Memes. Viele Memes sind sogenannte Image Macros, sie bestehen aus einem Bild und zwei Textzeilen ober- und unterhalb des Bildes. Auch die Funktionen eines Memes sollten diskutierten werden: „Welche Aufgaben erfüllen die Bild- und Textelemente? Wie spielen diese zusammen, um gemeinsam eine Aussage zu tätigen? Sind die Elemente beliebig austauschbar? Wo referenzieren Memes auf kulturelle Inhalte?“ Die Schüler*innen sollen verstehen, dass Memes bestimmen Regeln folgen – und dass man diese Regeln bewusst brechen kann.
Memes im Unterricht
Tizian Joseph Ruckenbauer nennt verschiedene Einsatzmöglichkeiten für Memes in der Schule: „Im (Fremd-)Sprachenunterricht kann man beispielsweise die Art, wie mit Memes kommuniziert wird, untersuchen, oder kulturelle Vergleiche anstellen. In der politischen Bildung kann untersucht werden, wie memetische Inhalte den politischen Diskurs widerspiegeln und beeinflussen. Der Kunst- und Musikunterricht kann thematisieren, wie Elemente der (Pop-)Kultur in Memes aufgenommen werden. Und im naturwissenschaftlichen Unterricht können Inhalte in Form von Memes zusammengefasst werden.“
Besonders gut lassen sich Memes im Fremdsprachenunterricht mit dem Fokus auf kultursensibles Arbeiten einsetzen: „In Wahrheit hat der Fremdsprachenunterricht hier sogar einen Vorteil gegenüber anderen Unterrichtsfächern, denn wir beschäftigen uns aufgrund der Konzeption des Faches seit jeher mit verschiedenen Kulturräumen.“
Humorcurriculum
In seiner Masterarbeit entwickelte Ruckenbauer, der bereits zwei Bücher mit Übungen für die Mathematik-Zentralmatura verfasst hat, ein eigenes „Humorcurriculum“. „Das Ziel des Fremdsprachenunterrichts ist der Erwerb kommunikativer Kompetenz. Die Humorkompetenz ist Bestandteil dieser kommunikativen Kompetenz und kann wesentlich zur Ausbildung derselben beitragen. Indem das Humorcurriculum einen Bezug zur kommunikativen Kompetenz herstellt, ist auch die Grundlage dafür geschaffen, sich im Unterricht mit Humor auseinanderzusetzen“, erklärt Ruckenbauer.
Humor in der Schule
Welche Rolle spielt Humor – auch abseits von Memes – an der Schule? Menschliches Zusammenleben wäre ohne Humor unvorstellbar. Dennoch stehen Lehrkräfte vor einer Herausforderung: „Einerseits sagen uns die Intuition und die überwiegende Mehrheit der Fachliteratur, dass Humor positive Effekt auf das Lernen hat. Andererseits fehlen eben empirische Daten und es gibt Hürden beim Humoreinsatz im Unterricht.“ Humor stellt einen (gewollten) Kontrollverlust dar, daher braucht es einen sensiblen didaktischen Umgang, so Ruckenbauer. Manche Lehrkräfte betrachten Humor als unpassend für den Unterricht, andere wiederum fürchten, dass ihr Humor nicht bei den Schüler*innen ankommt. „Dieser Sorge liegt aber ein falsches Konzept von Humor im Unterricht zugrunde. Wir wollen Lehrpersonen nicht zu Kabarettist*innen machen, sondern es geht darum, eine humorvolle Grundhaltung einzunehmen, mit humorvollen Materialien zu arbeiten und deren Mechanismen zu dekonstruieren.“
Memes und Medienkompetenz
Da Memes stets gewisse Denkmuster und Einstellungen transportieren, eignen sie sich auch perfekt, um kritisches Denken zu fördern. Zudem kommen die Schüler*innen ohnehin mit Memes in ihrem Alltag in Berührung, daher sollten sie auch in der Schule kritisch beleuchtet werden. So kann Medienkompetenz gefördert werden. Tizian Joseph Ruckenbauer hat das Lehramtsstudium für die Fächer Spanisch sowie Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung abgeschlossen. Aktuell absolviert er noch ein weiteres Lehramtsstudium für die Fächer Mathematik sowie Biologie und Umweltkunde. Über seine Intention, sich mit Humor im Unterricht zu beschäftigen, sagt er: „Vor allen Dingen hoffe ich, dass meine Arbeit Lehrpersonen dazu motivieren wird, Humor die Türen der Klassenzimmer zu öffnen.“