Alle, die in einer Stadt leben, kennen die Situation. Es ist Hochsommer und heiß: Das Thermometer zeigt über 30°C an und auch die nächtlichen Stunden bieten kaum mehr Abkühlung. Die Flucht vor der Hitze aufs Land, seit dem 19 Jahrhundert auch als Sommerfrische bekannt, drängt sich an diesen Tagen auf. Aber warum ist das so und was kann dagegen tun?
DI Florian Reinwald, der am Institut für Landschaftsplanung der Universität für Bodenkultur Wien forscht, macht deutlich, warum sich Städte im Sommer in Hitzeinsel verwandeln. „Jede bebaute Struktur nimmt Wärme auf, speichert diese, und gibt sie dann erst langsam wieder ab.
Der Temperaturunterschied zwischen Stadt und Land ist dann gerade in der Nacht größer als tagsüber, weil diese Speicher die Hitze erst in der Nacht wieder abgeben“. Vor allem in Städten wie Wien, die stark am Wachsen sind, nimmt die Baudichte oft zu, wodurch der Effekt verstärkt wird.
Hot Points
Zugleich ist eine Stadt von diesem Phänomen nicht überall im gleichem Ausmaß betroffen. Vielmehr gibt es bestimmte ‚Hot Points‘, wie Reinwald weiter ausführt. „Wenn man sich das Thermalbild der Stadt Wien ansieht, dann erkennt man, dass sich vor allem Industrie- und Gewerbegebiete und auch Straßen – also alle stark versiegelten Bereiche – am meisten erhitzen.“
Was im Winter durchaus auch positive Effekte haben kann, ist im Hochsommer gerade für ältere Menschen, chronisch kranke, aber auch Personen, die im Freien arbeiten müssen, ein besonderes Problem. Problematisch ist auch, so Reinwald, dass Personen aus niedrigen sozialen Schichten tendenziell in Gebieten leben, die am stärksten von der Hitze betroffen sind, denn diese können sich oft nicht ausreichend vor der Hitze schützen.
Wohltemperierte grüne Inseln
Welche Maßnahmen nun am besten gegen die aufkommende Hitze wirken? „Kurzfristig zum einen natürlich Informationen verbreiten, wie man sich richtig bei Hitze verhält“, sagt Reinwald. Viel Wasser trinken, nur in den Morgenstunden lüften und sportliche Aktivitäten tagsüber vermeiden lauten hierbei die zentralen Regeln. Mehr solcher Tipps gibt es zum Beispiel im vom Gesundheitsdienst der Stadt Wien verfassten Hitzeratgeber.
Es lohnt sich außerdem, Grünflächen aufzusuchen. Durch die Verdunstung von Wasser regulieren Grünflächen ihre Temperatur nämlich selbstständig nach unten. Als Evapotranspiration wird dieser natürliche Vorgang auch bezeichnet, der bei bebauten Strukturen nicht existiert. Einen messbaren Einfluss auf das Stadtklima haben Parks ab einer Größe von 2,5 Hektar. „Ab 10 Hektar wird rund die doppelte Umgebungsfläche klimatisch positiv beeinflusst. Parks, wie der Augarten in Wien, die mehr als 50 Hektar Fläche aufweisen, haben dann schon eine ausgeprägte Fernwirkung“.
Ein Plan gegen die Hitze
Um der durch Verbauung wachsenden Hitzeentwicklung entgegenzuwirken, hilft daher nur eine richtige strategische Stadtplanung, die ermöglicht, dass kalte Luft in eine Stadt strömt. „Außerdem muss man möglichst viele Grünstrukturen erhalten. Dies ist ohnehin ein europaweiter Trend in Städten: Weg von grauen Stadtstrukturen hin zu grünen“, resümiert Reinwald. Für die Stadt Wien beispielsweise wurde daher eine Strategie gegen Hitzeinseln entwickelt. Was unmittelbarer hilft, ist ein Sprung ins kühle Nass. Wo dies in Wien am besten möglich ist, findet ihr hier.