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Eine Zecke sitzt auf einer Pflanze.
18. April 2025

Hilfe, mein Tier hat Zecken

Von Schrödingers Katze
Naturwissenschaft
Zecken treten in ganz Österreich auf. Tierbesitzer*innen können und sollten ihre Tiere vor den Parasiten schützen.

Zecken können Menschen sowie (Haus-)Tieren den Alltag erschweren – und übertragen – mitunter gefährliche – Krankheiten. Eine davon ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), gegen die es eine Impfung für Menschen gibt (Schrödingers Katze berichtete). Doch wie sieht das bei Tieren aus? „Zecken sind in Gärten, Feldern, auf Wiesen und in Wäldern zuhause. Alle Tiere, die sich im Freien aufhalten, können somit Zecken haben. Die Parasiten stechen besonders Hunde und Katzen häufig, aber auch Pferde, Rinder, Schafe sowie Kaninchen, Hühner oder Schildkröten“, erklärt Anja Joachim, Leiterin der Veterinärparasitologie an der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

Blutsauger

Die Expertin betont, dass Zecken nicht beißen, sondern stechen. Dies tun sie mit Hilfe eines Stechapparates, der Speichel in den Stichkanal bringt „Dieser Speichel enthält Stoffe, die den Schmerz und den Juckreiz, die der Stich verursacht, beim gestochenen Tier lindern. Das ermöglicht es der Zecke, lange und in Ruhe Blut zu trinken.“ Zecken ernähren sich ausschließlich von Blut. Dieses brauchen sie für ihre Entwicklung und für die Bildung von Eiern. Eine Blutmahlzeit reicht ihnen sehr lange aus.

„Etliche Krankheitserreger, die von Zecken übertragen werden, können sowohl Tiere als auch Menschen betreffen, etwa die Borrelien, verschiedene Bakterien aus der Gruppe der Rickettsien und ihren Verwandten, oder das Virus der Frühsommer-Meningoencephalitis (FSME)“, betont die Expertin. Darüber hinaus gibt es auch eine Reihe an Erregern, die nur auf bestimmte Tierarten übertragen werden: „Dazu gehören Babesia canis, der Erreger der Hundebabesiose, Theileria equi, der Erreger der Pferdetheileriose, das sind Blutparasiten, die bei Pferden, Eseln und Zebras vorkommen, sowie Babesia divergens, ein Blutparasit des Rindes.“ Lediglich bei Schweinen finden sich relativ selten Zecken. Dies liegt daran, dass diese selten im Freien gehalten werden. Zudem kann ein starker Zeckenbefall bei kleinen Tieren zu Blutarmut führen.

Krankheitsüberträger

In Wildtieren zirkulieren viele Krankheitserreger, jedoch erkranken die Tiere nicht, da sie bereits an die Erreger angepasst sind. „Wenn Zecken diese Erreger mit dem Blut aufnehmen, dann kann es passieren, dass die Erreger von der Zecke verdaut werden und nicht übertragen werden. Gelingt es dem Krankheitserreger jedoch, in der Zecke von einer Blutmahlzeit zur nächsten zu überleben und sich noch in der Zecke zu vermehren, dann kann es zur Übertragung auf den nächsten Blutspender kommen“, erklärt Anja Joachim. Die Übertragung der Erreger ist komplex: Diese gelangen erst aus anderen Organen der Zecke in deren Speicheldrüse, um danach mit dem Speichel in den Stichkanal zu kommen. Von dort verteilen sie sich entweder über den Blutstrom und befallen unterschiedliche Körper- bzw. Blutzellen oder sie bleiben zunächst in der Nähe der Stichstelle der Haut und vermehren sich dort. Die Zecken werden durch die Krankheitserreger nicht nur oder nur sehr wenig beeinträchtigt.

Vorkommen

Zecken kommen weltweit vor, auch Österreich gilt als Risikoland – zumindest für FSME: Laut dem Gesundheitsministerium gehören wir zu den am stärksten von FSME betroffenen Ländern in Zentraleuropa – die Parasiten kommen in jedem Bundesland vor. „Zecken halten sich gern im Schatten von Pflanzen auf, bei niedrigeren Temperaturen auch auf sonnenbeschienenen Wiesen, das hängt von der Zeckenart ab und davon, wie Luftfeuchtigkeit und Temperatur sich zueinander verhalten. Die Tiere benötigen eine Mindesttemperatur und eine Mindestluftfeuchtigkeit, um aktiv zu sein. Sie ruhen bei ungünstigen  Wetterverhältnissen im Laub, so dass man das Gefühl hat sie sind nicht da, aber sie werden aktiv, wenn die Umgebungstemperatur und Luftfeuchtigkeit passen“, weiß Anja Joachim. Zecken suchen ab einer Außentemperatur von fünf bis sieben Grad nach einem Wirt, fühlen sich aber erst ab einer Temperatur von 15 bis 20 Grad und bei feuchtem Wetter richtig wohl.

Die Zecken sehr klein sind, bewegen sie sich kaum. Sie krabbeln meist auf eine kleine Pflanze und warten dort auf einen Wirt. Haben sie genug Blut gesaugt, fallen sie vom Wirten ab und krabbeln in den Schatten, um sich zu häuten. Man trifft vor allem dann auf Zecken, wenn diese auf Nahrungssuche sind – das ist im Frühjahr und im Herbst – wobei es auch Arten gibt, die auch im Winter (bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt) oder im Sommer auffindbar sind.

Zecken bekämpfen

Zur Prävention gegen die kleinen Spinnentiere, rät die Expertin, ein Zeckenschutzmittel – wie Halsbänder oder Präparate, die auf der Haut des Haustieres aufgetragen werden – einzusetzen. „Wenn eine Zecke bereits angesogen ist und entsprechend festsitzt, sollte man sie so vollständig wie möglich entfernen. Dafür gibt es eine Reihe verschiedener Zangen, Pinzetten und anderer kleiner Geräte. Es ist nicht so schlimm, wenn die Mundwerkzeuge in der Haut verbleiben. Den Hinterleib der Zecke sollte man aber zügig und ohne Einsatz von Öl oder Nagellack entfernen, damit keine Krankheitserreger in den Stichkanal gelangen.“ Die Tiere stechen Hunde und Katzen meist am Kopf und an der Vorderbrust oder auch in den Falten der Schenkel. Kaninchen erwischt es meistens ebenso am Kopf, Pferde wiederum zwischen den Unterkieferästen. Rinder werden an Hals, Ohren und am Bauch gestochen, bei Hunden finden sich Zecken manchmal auch zwischen den Zehen. Anja Joachim empfiehlt: „Nach der Handhabung von Zecken sollte man sich die Hände waschen. Zeckenschutzmittel sollte sorgfältig angewendet und die Reste so beseitigt werden, wie es der Hersteller empfiehlt. Die Zecke selbst kann man im Mist oder in der Toilette entsorgen.“

Privatdozentin für Veterinär-Parasitologie Anja Joachim
Anja Joachim ist Leiterin der Veterinärparasitologie an der Veterinärmedizinischen Universität Wien. © Veterinärmedizinische Universität Wien, M. Bernkopf

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