Die Wollmaus ist ein scheues Tier: kaum erblickt sie einen Staubsauger ist sie auch schon weg, nur um ein paar Tage später wieder aufzutauchen. Bevorzugt hält sie sich unter Betten auf, da sie dort weitgehend ungestört ist. Beim Aufstehen, wirkt die Matratze wie eine Pumpe und zieht dabei Staubteilchen an.
Auch in der Nähe der Heizung ist die Wollmaus – umgangssprachlich auch als „der Lurch“ bekannt – häufig anzutreffen: Dort erwärmt sich die Luft und lässt eine Luftwalze entstehen. Da die Staubteilchen zu schwer sind um aufzusteigen, sinken sie ab und sammeln sich. Zusätzlich werden die Fasern, aus denen Staub besteht, durch Reibung elektrostatisch aufgeladen und ziehen so weitere Fasern an. Fertig ist die Wollmaus.
Staubproduzent Mensch
Als einzige Maus wird die Wollmaus nicht erst zu Staub, sondern besteht immer schon daraus. Jeden Tag wächst sie um etwa 6 Milligramm. So viel Staub fällt in einer Wohnung pro Quadratmeter und Tag im Durschnitt an. Hauptbestandteil des Hausstaubs sind Textilfasern, die von unserer Kleidung und unterschiedlichsten Wohntextilien stammen. Zusätzlich tragen wir von draußen winzig kleine Steine in die Wohnung hinein. Wir sind aber auch direkt an der Staubproduktion beteiligt: täglich verlieren wir Haare und Hautschuppen (bis zu zwei Gramm täglich). Selbiges gilt für unsere Haustiere.
Milben ernähren sich von Hautschuppen
Die Hautschuppen wiederum sind für Milben ein gefundenes Fressen. „Von der Hausstaubmilbe geht an sich keine Gefahr aus. Durch erhöhten Befall kann es aber zu allergischen Reaktionen kommen“, erklärt Gerald Ruckenbauer vom Institut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin der MedUni Graz. Milben sind winzige Spinnentierchen, kaum einen halben Millimeter groß: „Mit freiem Auge sind die weißen bis gräulichen Tiere nur auf stark kontrastreichem Hintergrund sichtbar“, so der Experte. Dass die Milbe die Gesundheit beeinträchtigen kann, liegt aber nicht daran, dass sie sich parasitär vom Menschen ernähren würde. Schuld sind ihre Stoffwechselprodukte: abgestoßene Chitin-Panzer und Kot. Werden diese von einem Luftstrom aufgewirbelt können sie in die Lunge gelangen. Die Enzyme, die in diesen enthalten sind, können dort allergische Reaktionen auslösen – ähnlich wie bei er Tierhaarallergie. Etwa zehn Prozent der Bevölkerung sollen an einer solchen Hausstaub-Allergie leiden.
Kein Grund zur Milbenpanik
„Am besten kann sie dort überleben, wo es warm und feucht ist und wo es Nahrung gibt. Im Bett findet sie all das: Körperwärme, Schweiß und Hautschuppen“, so Ruckenabuer. Zur Vorbeugung gegen die unliebsamen Mitbewohner gilt es ihnen das Leben so schwer wie möglich zu machen: Bettwäsche regelmäßig waschen, um ihnen die Nahrungsquelle zu entziehen und die Matratze gut durchlüften, damit sie auskühlen und abtrocknen kann. Ohne Feuchtigkeit können die Spinnentiere nicht überleben. Wer schon immer nach einer Ausrede gesucht hat, warum er oder sie das Bett nicht machen will, hier ist sie: Die Matratze trocknet natürlich schneller, wenn keine Decke drauf liegt.
Feinstaub, Pollen, Sporen, Bakterien und Viren
Zusätzlich finden sich im Hausstaub auch Bakterien, Viren, Pollen und Sporen. Die Konzentration ist aber im Regelfall so niedrig, dass Menschen dadurch nicht beeinträchtigt werden. „Eine erhöhte Sporenkonzentration findet sich meistens nur bei einem nicht entdeckten Schimmelbefall in der Wohnung“, erklärt Ruckenbauer. Im Fall der Bakterien ist es zudem so, dass diese fast ausschließlich mittels Tröpfchen übertragen werden.
Genau wie Sporen und Pollen dringt Feinstaub von außen in die Wohnung ein: „Hauptverursacher sind Industrie und Straßenverkehr. Raucher erzeugen den allerdings selber“, gibt Ruckenbauer zu bedenken. Bis zu 4 mg Staub fallen bei einer Zigarette an. Im Regelfall nimmt die Feinstaubbelastung im Inneren von Räumen aber keine gesundheitsbedrohlichen Ausmaße an. Bei der Zigarette überwiegen die schädlichen Wirkungen der Inhaltsstoffe, jene der freigesetzten Staubpartikel.
Spurensuche im Staub
Zwischen 9 und 28 Milliardstel Gramm DANN pro Quadratzentimeter fanden ForscherInnen in Hausstaubproben, die an einer Universität gesammelt wurden. Allerdings stammte nur ein Zehntausendstel der gefundenen Menge von Menschen, der Rest entfiel auf Bakterien und Pilze. Die Menge ist aber ausreichend groß um herausgefiltert werden zu können. Das Profil einzelner Menschen kann allerdings nicht isoliert werden. Hier ist die Kriminalistik noch auf Haare, Hautschuppen und Körperflüssigkeiten angewiesen.
Staub zu Staub
Apropos (Staub-)Wischen: Im Staub finden sich auch Rückstände chemischer Bestandteile unterschiedlicher Konsumgüter: ForscherInnen in den USA entdeckten überwiegend die vieldiskutierten Phtalate (Weichmacher) aber auch Phenole, wie sie in Reinigungsmitteln häufig vorkommen. Es scheint also unweigerlich so zu sein, dass wir beim Staub entfernen selbst wieder Staub – Textilfasern und chemische Rückstände – hinterlassen. Wenn man nicht alles falsch macht, sollte es aber nachher deutlich sauberer als vorher sein.