Erkältungssymptome wie Schnupfen, Husten oder leichtes Fieber treten gerade in den Wintermonaten vermehrt auf – von einer Grippe spricht man allerdings nur dann, wenn die Infektion von Influenzaviren hervorgerufen wurde. Insgesamt können für eine Erkältung oder einen grippalen Infekt mehr als 200 verschiedene Erreger wie etwa Coronaviren, Adenoviren oder Rhinoviren verantwortlich sein. Während sich diese meist mit einem langsam einsetzenden Schnupfen, Abgeschlagenheit, leichtem Fieber, schleimigen Husten, sowie Kopf-, Hals und Gliederschmerzen äußern und nach etwa einer Woche wieder abklingen, ist für die echte Grippe vor allem der plötzliche Beginn mit hohem Fieber bis zu 41°C typisch.
Früherkennung einer Epidemie durch ein Netzwerk
Um festzustellen, ob es sich um einen Grippefall handelt und welches Virus ihn verursacht, nehmen zahlreiche Ärzte in Österreich Abstriche und schicken diese wiederum zur Bestimmung an das „Diagnostisches Influenza Netzwerk“ (kurz: DINÖ) , ein Projekt der Medizinischen Universität Wien. Seit über zehn Jahren erforschen Mediziner hier die Ausbreitung des Influenzavirus und können dadurch bereits in einer Frühphase erstaunlich genaue Aussagen darüber treffen, welche Viren im Umlauf sind, wie schnell sie sich verbreiten und wie lange eine Grippewelle andauern wird.
Ein Indikator für den Beginn einer Grippewelle in Österreich ist der Anstieg der Neuerkrankungen in Wien auf über 10.000 Fälle. Durchschnittlich sind die Viren etwa acht bis zwölf Wochen im Umlauf – in diesem Jahr begann das Virus jedoch besonders bald zu zirkulieren. „In der Regel beginnt die Grippewelle im Jänner – in diesem Jahr waren wir allerdings sehr früh dran und deshalb wurde bereits im Dezember eine Grippeepidemie ausgerufen. Das ist ungewöhnlich, aber die Influenzaviren sind immer für eine Überraschung gut“, erklärt Virologin Monika Redlberger-Fritz von der Medizinischen Universität Wien. Überraschend ist allerdings nicht nur der frühe Beginn, sondern auch die starke Ausbreitung. In der zweiten Januarwoche gab es allein in Wien 19.000 Fälle – so viele wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr.
Ein Virus, das sich ständig verändert
Wieso kann eine Impfung nicht vollständig vor dem Virus schützen? Neben den Erkrankungszahlen wird im DINÖ auch festgestellt, welche Viren aktuell zirkulieren und inwiefern das Virus mit dem Impfstoff übereinstimmt. Diese laufende Überprüfung ist notwendig, da das Virus ständig mutiert. Wer geimpft worden ist oder eine Infektion durchgemacht hat, ist zwar gegen einen bestimmten Influenza-Stamm immun, im Laufe der Zeit verändert sich dieser jedoch.
„Das Virus mutiert genau an den Stellen, wo die vorhandenen Antikörper andocken. Dadurch können die bisherigen Antikörper nicht mehr andocken und das Virus nicht mehr neutralisieren. Die Viren haben dann einen Selektionsvorteil und können sich besser ausbreiten. Dadurch kommt es immer wieder zu neuen Infektionswellen mit veränderten Viren“, so Monika Redlberger-Fritz.
Doch auch wenn die Impfung keinen hundertprozentigen Schutz bietet, kann sie beispielsweise zu einem komplikationsfreieren Verlauf der Erkrankung führen. Überzeugend ist dies für die meisten Menschen hierzulande dennoch nicht: Mit einer Durchimpfungsrate von nur etwa sechs Prozent liegt Österreich im internationalen Vergleich im hinteren Bereich.
Wann wird die Epidemie zur Pandemie?
Während eine geringe Mutation der Viren üblich ist, können stärkere Veränderungen, wie beispielsweise zuletzt 2009 beim H1N1 Virus – meist als Schweinegrippe bezeichnet –, zu einer längerfristigen und räumlich unbegrenzten Ausbreitung führen – man spricht dann von einer Pandemie. „Das Influenzavirus hat nicht eine Nukleinsäure, sondern die genetische Information ist in insgesamt acht Segmente unterteilt.
Es kann vorkommen, dass ein Wirt, beispielsweise in der Tierwelt, von zwei Influenzastämmen befallen wird. Dann können diese acht Gensegmente neu sortiert werden. So entsteht ein neues Virus mit drei Gensegmenten vom einen, und fünf Gensegmenten vom anderen Stamm. Tritt eine solche Veränderung auf, spricht man von einem antigenen Shift“, erklärt die Virologin.
Autorin: Yasmin Vihaus