Musik, die von Graupapageien gemacht wurde, hört sich für Menschen vielleicht nicht unbedingt wie Musik an. Doch sie kann erheblich zum Wohlbefinden der Tiere beitragen.
Der tanzende Kakadu
Das Video von Snowball, dem tanzenden Kakadu, kennen viele Leute aus der Zeit, in der YouTube noch in den Kinderschuhen gesteckt hat. Snowball ist seitdem nicht nur eine kleine Berühmtheit. Forscher*innen haben mittels Videoanalyse gezeigt, dass der Vogel tatsächlich tanzt, denn die Bewegungen waren zu synchron zu der Musik, um zufällig zu sein.
Dass manche Tiere (neben Papageien und Kakadus auch Elefanten und Schimpansen) einen Sinn fürs Musikalische haben, wird genutzt, um ihnen ihr Leben in Gefangenschaft angenehmer zu gestalten. Solche Maßnahmen nennt man auch „Enrichment“. „Es ist schon gang und gäbe, dass man versucht, die Lebensumstände von Tieren in Gefangenschaft durch akustisches Enrichment zu verbessern“, so Reinhard Gupfinger. Er hat seine Doktorarbeit im Rahmen des Projekts metamusic darüber geschrieben, wie man Musikinstrumente für Graupapageien baut.
Die zeigen nämlich ein großes musikalisches Talent und können Geräusche auch erstaunlich gut nachahmen. Das kann schon einmal fast gruselige Züge annehmen: „Manchmal steht man in der Voliere und plötzlich spricht einem der Papagei mit der eigenen Stimme ins Ohr“, erzählt Gupfinger.
Queen oder Beethoven?
Das Forschungsteam um Reinhard Gupfinger hat zuerst getestet, ob die Graupapageien prinzipiell Musik mögen und sie auch gerne selbst erzeugen. Dafür haben die Forscher*innen ein einfaches Joystick-Instrument mit zwei Hebeln gebaut (s. Foto unten). Wird der eine Hebel betätigt, spielt es Musik ab, beim anderen Hebel passiert nichts. Dadurch, dass die Graupapageien sich öfter auf den Musik erzeugenden Hebel setzten, war klar, dass sie Gefallen an den Geräuschen fanden.
Durch solche Experimente haben die Forscher*innen viel über die Musikpräferenzen der Vögel herausgefunden: Musik mit Gesang wird zum Beispiel bevorzugt. Das Lieblingsgenre variiert von Vogel zu Vogel. „Manche Vögel hören lieber Klassik, andere Rock-Musik“, sagt der Projektmitarbeiter Reinhard Gupfinger.
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Mehr InformationenKonzert mit Papageien und Musiker*innen
Neben der Forschung stand bei dem Projekt auch im Vordergrund, das Leben der Tiere in Gefangenschaft zu verbessern, indem man ihnen die Möglichkeit gibt, zu musizieren. Wichtig war, dass die Graupapageien selbst auf die Instrumente zugehen und durch Mitwippen im Takt oder durch das Imitieren der Melodie zeigen, dass sie Gefallen an den Geräuschen finden.
Entstanden ist das Forschungs- und Kunstprojekt mit dem Titel „metamusic“ aus der Idee der Kunstgruppe alien productions, die sich mit Sound, Kunstinstallation und Tieren beschäftigt. Die richtigen Tiere dafür haben sie mit den Graupapageien im Tierheim der ARGE Papageienschutz gefunden. Das Projekt wurde 2019 abgeschlossen, die Instrumente stehen nun alien productions zur Verfügung, die damit auch Papageien-Mensch-Konzerte gestaltet haben. Reinhard Gupfingers Dissertation zum Bau von Papagei-Instrumenten kann man hier lesen.
Geleitet wurde das Projekt metamusic von Martin Kaltenbrunner. Die Mitglieder von alien productions sind Martin Breindl Andrea Sodomka und Norbert Math. Norbert Schweizer war der Projektkoordinator. Irene Peppenberg und Daniel Gilfillan begleiteten das Projekt wissenschaftlich. Gefördert wurde das Projekt von PEEK (Projekt zur Entwicklung und Erschließung der Künste) vom FWF (Fond zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung).