Gerhard Widmer hat damit die am höchsten dotierten österreichischen Wissenschaftspreise bereits erhalten. Er ist Professor für Informatik am Institut für Computational Perception der Johannes Kepler Universität Linz. Mit seinem neuesten Forschungsprojekt bringt er seine Leidenschaft zur Musik und seine Arbeit als Informatiker zusammen. Schrödingers Katze hat er erzählt, wofür er sonst noch brennt.
Schrödingers Katze: Was wollten Sie als Kind werden?
Gerhard Widmer: Nicht erwachsen. Im Ernst: ich konnte nicht verstehen, warum Freunde und Schulkollegen (Kolleginnen hatte ich keine in einem reinen Bubengymnasium) unbedingt schon erwachsen oder zumindest älter sein wollten. Ich wollte am liebsten nie erwachsen werden. Konkretere Vorstellungen hatte ich nie. Ob ich das geschafft habe, müssen andere beantworten. Mir selbst kommt’s manchmal so vor.
Welche persönlichen Gegenstände stehen auf Ihrem Schreibtisch?
Ein paar kleine Dinge, die unser Sohn in der Volksschule gebastelt und mir fürs Büro mitgegeben hat, weil es so weit weg war – wir leben ja in Wien, aber mein Büro ist in Linz. Das ist jetzt auch schon wieder einige Jahre her, aber ich bringe es nicht über’s Herz, sie einfach wegzutun. Inzwischen ist er mit seinen 18 Jahren auch schon mehr oder weniger erwachsen – und weiß auch noch nicht, was er werden will. Aber als Gedenkdiener in Berlin macht er ja auf jeden Fall schon mal etwas Sinnvolles.
Haben Sie eine besondere Erinnerung aus Ihrer Studienzeit?
Das ist schon lang her. Meine schönsten Erinnerungen sind sozialer Natur – Tischfußballspielen mit Freunden den ganzen Tag, statt zur Vorlesung zu gehen. Ich war ziemlich gut damals.
Welcher ist Ihr Lieblingsort am Campus der JKU und warum?
Unser Institut im Science Park und speziell unser „Multimedia Lab“.
Mit zwei billigen Ikea-Sofas haben wir es ziemlich gemütlich dort, und ich habe das Gefühl, dass alle Mitglieder unseres Teams gern dort sind. Wir treffen uns dort zum Kaffeetrinken und manchmal zum Frühstücken genauso wie zu unseren wöchentlichen Meetings, die auch mindestens so viel soziales wie wissenschaftliches Events sind. Das ist echt wie ein zweites Wohnzimmer.
Welches Buch würden Sie jedem empfehlen?
Beethoven, Die 32 Klaviersonaten, Notentext, zwei Bände, G. Henle Verlag. Ich weiß, das ist nicht für jedermann oder jederfrau, aber das sind derzeit (und schon seit langem, und wohl noch lange) meine Lieblingsbücher, und ich schaue oft und gern hinein. Beethovens Klaviersonaten sind für mich eines der ganz großen Weltwunder der menschlichen Geistesgeschichte. Und jetzt meine wirkliche Empfehlung an alle, die einmal einen kleinen Einblick in dieses Wunder bekommen wollen: hören Sie sich Andras Schiffs Konzerteinführungen zu den 32 Sonaten an.