Der Klimawandel zwingt immer mehr Menschen zur Flucht. Das kann in den betroffenen Gebieten zu Konflikten führen. Eine Studie der Uni Salzburg hat nun gezeigt, dass Geflüchtete unterschiedlich willkommen sind, je nachdem, aus welchem Grund sie geflüchtet sind.
143 Millionen potenzielle Geflüchtete
Die Flüchtlingskrise ist auch eine Klimakrise. Der Worldbank Report warnte bereits 2018 davor, dass 2050 aufgrund des Klimawandels 143 Millionen Menschen dazu gezwungen sein werden, ihre Heimat zu verlassen. Genauer gesagt bezieht sich der Report auf die Regionen Subsahara-Afrika, Südasien und Lateinamerika.
Die Krise trifft dort die Ärmsten. Schlechte Ernten, Wassermangel und ein steigender Meeresspiegel zwingt Menschen dazu, in urbane Regionen zu ziehen. Ein internationales Forschungsteam hat sich die Frage gestellt, ob diese Urbanisierung zu Konflikten führen könnte. Befragt wurden dazu 2400 Menschen in Vietnam und Kenia. Jede*r Zweite findet demnach, dass Umweltprobleme ein legitimer Grund sind, um zu migrieren. Skeptisch waren die Befragten jedoch gegenüber Geflüchteten, denen sie keine gute Wirtschaftsleistung zutrauen.
Skepsis gegenüber Geflüchteten
Die Politikwissenschaft gehe generell davon aus, dass Migration in urbanen Gebieten Konfliktpotenzial hat, da sie soziale und ökonomische Unterschiede verstärken kann, so die Politikwissenschaftlerin Gabriele Spilker. Dieser Effekt wird vor allem in ärmeren Ländern, die keine institutionelle Unterstützung für diese Vorgänge haben, sichtbar.
Die Studienautor*innen, darunter auch Spilker, wollten wissen, welche Rolle die Klimawandel-bedingte Migration für dieses Konfliktpotenzial spielt. Dazu haben sie je 400 Menschen aus Städten in Kenia und Vietnam befragt, was für sie ein legitimer Migrationsgrund ist. Zwar antwortete die Hälfte von ihnen positiv in Bezug auf die Klimakrise, andere Gründe wurden jedoch öfter angegeben, etwa die Familienzusammenführung. Die Politikwissenschaftlerin und Autorin der Studie Gabriele Spilker von der Uni Salzburg merkt an, dass gegenüber Menschen, die scheinbar kein erhebliches Potenzial für die Wirtschaft darstellen, große Skepsis besteht.
Zu alt für den Jobmarkt?
Wer als zu alt oder zu wenig gebildet angesehen wird, um wirtschaftlich leistungsfähig zu sein, ist nicht so willkommen. So das Ergebnis der Studie, das sich auch in Europa spiegelt. Dahinter stecke die Angst, selbst zu kurz zu kommen, so die Politikwissenschaftlerin Spilker: „Sprich die Sorge ist, dass Menschen kommen, die dann nicht für sich selbst sorgen können und damit wahrscheinlich in einen Wettbewerb um Ressourcen eintreten, welche sowieso schon knapp sind. In der Form von wohlfahrtsstaatlicher Unterstützung – knapper Wohnraum und knappe Arbeitsplätze für wenig qualifizierte Arbeitnehmer*innen.“
„Das zusätzlich Beunruhigende in unserer Studie ist, dass viele Umweltmigrant*innen, weil diese eben genau aus dem ländlichen Raum kommen und damit in Entwicklungsländern häufig genau zu der Kategorie der (gering-qualifizierten) Arbeitnehmer*innen gehören, auf diese zusätzliche Skepsis treffen könnten“, warnt Spilker.
Möglicherweise wird dieses Skepsis allerdings nicht so groß ausfallen wie befürchtet. Die von der World Bank prophezeiten 143 Millionen Geflüchteten müssen nicht Realität werden. Würde rechtzeitig gehandelt und der Klimawandel verlangsamt, so der Report, könnten bis zu achtzig Prozent dieser Menschen in ihren Wohngebieten bleiben und müsste nicht flüchten.