Viele der Held*innen, die Kinder aus Filmen und Fernsehserien kennen, lagen in den unterschiedlichsten Formen wohl auch in diesem Jahr unter vielen Weihnachtsbäumen: Elsa aus dem Film „Die Eiskönigin“ als Puppe, ein Hündchen aus „Paw Patrol“ als kuschelige Wärmeflasche und der Zauberer Harry Potter als Legofigur.
„Mediale Konsumerlebniswelten“ nennt Caroline Roth-Ebner vom Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft der Alpen-Adria-Universität in Klagenfurt diesen Trend. Sie untersuchte, wie Kinder und Eltern dies wahrnehmen. Für die Studie wurden 13 Volksschulkinder im Alter von fünf bis elf Jahren und elf Eltern in Österreich und Deutschland in qualitativen Interviews befragt. 327 Eltern nahmen außerdem an einer quantitativen Fragebogenerhebung teil.
Kreativität wird angeregt
„Der Medienkonsum beginnt bei Kindern heute sehr früh“, sagt Roth-Ebner. „Sie stoßen in ihren ersten Lebensjahren auf Figuren, die medial vermittelt werden – und ihnen darüber hinaus in anderen Lebensbereichen begegnen: Die Serie ,Bibi und Tina‘ läuft nicht nur im Fernsehen, sondern die Figuren finden sich auch auf der Jausenbox, am Regenschirm und als Spielfiguren wieder.“
Die Untersuchung zeigt: Mediale Konsumerlebniswelten erfüllen für Kinder viele Zwecke. Zwei Drittel der befragten Eltern gaben an, dass sich die Kinder intensiv in die Geschichten vertiefen. Viele entwickeln Geschichten selbst kreativ weiter und beschäftigen sich gemeinsam mit Freund*innen damit. Manche Kinder werden auch zum Lesen angeregt oder konsumieren Medieninhalte in Fremdsprachen.
Produkte oft von schlechter Qualität
Viele Eltern äußerten sich aber auch besorgt, denn: Mediale Konsumerlebniswelten verführen zu mehr Bildschirmzeit, Internetnutzung und Konsum. Die Produkte seien oft von schlechter Qualität und nicht nachhaltig. Einige vermitteln zudem „unerwünschte Werte“ und „verzerrte Botschaften über Männlichkeit und Weiblichkeit“.
Peer-Group-Effekte verstärken den Druck auf Eltern, ihre Kinder an diesen kollektiven Erfahrungen teilhaben zu lassen, so Roth-Ebner: „Mehr als ein Drittel der Eltern geben an, zumindest teilweise einen Druck zu verspüren, ihren Kindern Produkte aus medialen Konsumerlebniswelten zu kaufen.“
Stereotype hinterfragen
Roth-Ebner plädiert für Medien- und Konsumerziehung in Kindergärten und Schulen. Wie diese aussehen kann, dafür hat die die Medien- und Kommunikationswissenschaftlerin viele Vorschläge: Man könne Zeitschriften für Kinder gemeinsam durchblättern und schauen, wie viel Werbung enthalten ist. „Mit Volksschulkinder kann man bereits sehr gut Vermarktungsstrategien besprechen, damit sie diese im Alltag erkennen.“
Stereotype Darstellungen von Geschlechtern könne man etwa anhand der Figuren aus dem Film „Die Eiskönigin“ analysieren. Und auch die oft minderwertige Qualität von Merchandisingprodukten lasse sich gemeinsam mit Kindern hinterfragen: „Gerade wenn die Artikel aus billigstem Kunststoff bestehen, lassen sich die Produktionsbedingungen auch in Bezug auf Nachhaltigkeit kritisch besprechen.“
Studie: Roth-Ebner, C. (in Vorbereitung). “You just have to join in” – A mixed-methods study on children’s media consumption worlds and parental mediation. Communications. The European Journal of Communication Research.