Ja, es soll Zeiten gegeben haben, in denen sollen Kinder heimlich abends unter der Bettdecke gelesen haben. Zusätzlich zum Schlafmangel, den das heimliche Wachbleiben auslöse („Morgen ist Schule!“), bekamen viele, die erwischt wurden die Warnung, das Lesen bei wenig bzw. schlechtem bzw. Taschenlampen-Licht sei „schlecht für die Augen“. Aber ist da was dran? Im Halbdunkeln müssen sich die Augen zwar ein bisschen mehr anstrengend, aber kann sich das negativ auf die Sehkraft auswirken?
„Lesen im Dunklen schwächt die Sehkraft insofern, als die zentralen Rezeptoren der Netzhaut, die für das Scharfsehen verantwortlich sind, im Dunklen nicht mehr so gut arbeiten können und sich darüber hinaus die Pupillen erweitern“, erzählt Dr. Jörg Schauersberger von der MedUni Wien. »Eine dauerhafte Sehschwäche kann dadurch aber nicht hervorgerufen werden.«
Zu viel Zeit am Laptop, Smartphone und Tablet führt zu Kurzsichtigkeit und trocknet die Augen aus
„Derzeit geht man in der Wissenschaft davon aus, dass die Zunahme von Tätigkeiten in der Nähe – dazu zählen neben der Verwendung von Elektrogeräten auch Lesen und andere Indoor-Aktivitäten – einen evolutionsbedingten Anstieg von kurzsichtigen Menschen bewirkt“, erklärt Dr. Schauersberger. Diese Entwicklung geschieht allerdings nicht von heute auf morgen. Lange geisterte auch der Mythos von schädlicher PC-Strahlung durch Großraumbüros, die die Netzhaut austrocknen soll. Aus wissenschaftlicher Sicht kann unser Experte entwarnen: „Vielmehr wird man bei längerem Gebrauch irgendwann müde, die Lidschlagfrequenz nimmt ab und dadurch werden die Augen trocken.“
Wenn man seine Brille nicht trägt, verschlechtert sich die Fehlsichtigkeit
All jene, die nicht ganz so konsequent ihre Brille tragen und das ein oder andere Mal darauf verzichten, können jetzt aufatmen: Aus medizinischer Sicht verschlechtert sich die Sehschwäche dadurch nicht zusätzlich. Universitätsprofessor Dr. Schauersberger meint im Interview: „Wer seine Brille nicht trägt, sieht dementsprechend schlecht, wird schneller müde und bekommt eventuell Kopfschmerzen, weil sich das Gehirn – speziell bei weit- und stabsichtigen Menschen – die verschwommenen Bilder ’schönrechnen‘ muss.“ Um Müdigkeit und Kopfschmerzen vorzubeugen, sollte man im Zweifelsfall dann eben doch zu seiner Brille greifen.
Tageslicht beugt Kurzsichtigkeit vor
„Aufgrund des evolutionären Anstiegs von Kurzsichtigkeit geht man derzeit davon aus“, erklärt Dr. Schauersberger. Eine empfohlene Dosis an Tageslicht gibt es aber nicht. Sicher ist, dass man zwischendurch auf Pausen achten sollte und seinen Augen auch mal eine Auszeit im Grünen, abseits von Laptop-Screen und Flimmerkiste, gönnen sollte.
Karotten sind gesund für die Augen
„Im Prinzip Ja“, meint Dr. Schauersberger. „Denn Karotten beinhalten Beta-Carotin, eine Vorstufe von Vitamin A, welches zur Produktion von dem Sehpigment Rhodopsin benötigt wird.“ Wer sich allerdings ausgewogen ernährt, muss nicht zwanghaft zum Hasen mutieren. Vitamin A findet sich nämlich in vielen Obst- und Gemüsesorten, in Fisch, Fleisch und Milchprodukten.