Besonders in Wien haben österreichische Jugendliche oft einen multinationalen Hintergrund. Eine Studie der Uni Wien hat untersucht, wie sich ihre Identität zusammensetzt.
Multinationalität
Wie fühlen sich Jugendliche mit gemischtem nationalen Hintergrund: Eher Österreich, einem anderen Land, oder sogar Europa zugehörig? Eine Erhebung von der Didaktikerin Christiane Hintermann hat ergeben, dass sich viele Jugendliche als multinational auffassen. „Mehr als 60 Prozent der Jugendlichen haben angegeben, dass sie sich mehr als einem Land national zuordnen würden”, so Hintermann.
Die europäische Identität war unter den befragten TeenagerInnen besonders ausgeprägt. „Dieses Zugehörigkeitsgefühl zu Europa war für uns sehr überraschend”, meint Hintermann. Dies sei vor einigen Jahren noch nicht der Fall gewesen. Früher hätten junge Menschen sich vor allem kleineren Einheiten, wie dem Wohnort oder sogar dem Grätzl, zugeordnet, so die Didaktikerin.
Ausstieg aus Europa
Woher dieser Sinnungswandel kommt? Die Didaktikerin vermutet, dass dies daran liegt, dass Diskussionen über Europa in den letzten Jahren in den Alltag der Jugendlichen gesickert sind, besonders in Bezug auf den Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union. „Meine Hypothese ist, dass durch die Diskussion über den Brexit diese Zugehörigkeit zu Europa gestiegen ist”, sagt Hintermann.
Nationalität ist ein wichtiger Teil der Identität und hat so auch Einfluss auf die Zugehörigkeit in sozialen Gruppen, wie auch die Sprache. „Sprache hat etwas verbindendes, aber natürlich auch etwas ausgrenzendes”, sagt Hintermann. Jugendliche fänden in der Sprache einen gemeinsamen Nenner, der sie zusammenbringt. So wird in manchen Gruppen Bosnisch gesprochen, in manchen Türkisch, doch treffen die Gruppen aufeinander, sprechen sie Deutsch.
Identität in sozialen Medien
1372 Wiener SchülerInnen in der Sekundarstufe 2 wurden für die Studie befragt. Untersucht wurde auch ihr Mediennutzungsverhalten. Besonders in den Gruppendiskussionen zeigte sich, dass Jugendliche Social Media zur Darstellung ihrer nationalen Identitäten nutzen.
Ebenso nutzen Jugendliche Medien wie Instagram um sich einer bestimmten Gruppe zuzuordnen und sich von Anderen abzuheben. „Zusammengehörigkeit zeigt sich am Verhalten, andere Gruppen erkennt man aber eher am Aussehen”, erklärt Hintermann das Sozialverhalten von TeenagerInnen.
Die Studie fand im Rahmen des Sparkling Science Projektes MiDENTITY statt. Abschließend zu dem Projekt arbeiten Hintermann und TeamkollegInnen an Wegen, um Medienkompetenz in den täglichen Schulunterricht zu integrieren.
Titelbild: Walter Skokanitsch.