Sie singen, plustern sich auf, stellen sich im schönsten Federkleid dar und hoffen, von ihrer Angebeteten erhöht zu werden: Bald beginnt der Frühling und mit ihm die Zeit der balzenden Vögel. „Vögel haben eine der aufwändigsten Balzspiele unter den Tieren“, erklärt Leonida Fusani, Leiter des Konrad-Lorenz-Instituts für Vergleichende Verhaltensforschung der Vetmeduni Wien. Ihr Balzverhalten ist für uns Menschen offensichtlich, da sie vor allem über Töne und Farben miteinander kommunizieren. Das ist nicht bei allen Tierarten so, wie der Experte anhand eines Beispiels erklärt: „Mäuse kommunizieren bei der Balz durch wunderbare Geruchsproben und sie erzeugen einen Ultraschall-Gesang. Das ist für die Mäuse wahrscheinlich sehr aufregend, aber wir Menschen bekommen davon nichts mit.“
Nun analysierte Leonida Fusani gemeinsam mit Thomas MacGillavry und Giovanni Spezie bereits publizierte wissenschaftliche Studien zur Vogelbalz. In der Forschung – sowie vermutlich auch in unserem Alltag – herrscht die Vorstellung, dass vor allem dominantes Verhalten und ausgefallene Balzhandlungen zum Erfolg führen. Doch das ist nicht immer bzw. nur der Fall.
Drei Hypothesen
Die Balz ist nämlich zeitlich strukturiert und hat mehrere Phasen, in denen die Vögel sich unterschiedlich verhalten. So wechseln sich zum Beispiel sehr intensive Bewegungen mit subtilen Gesten – etwa statischen Körperhaltungen oder Versteckspielen – ab. Diese subtilen Darstellungsmerkmale der Vögel bezeichnen die Wissenschafter als „schüchtern“ – und auch diese sorgen für Erfolg.
Die Wissenschafter stellten drei Hypothesen auf, warum auch die „schüchternen“ Gesten der Männchen überzeugen können: Die erste Hypothese besagt, dass „schüchterne“ Vögel weniger bedrohlich auf die Weibchen wirken. Die zweite Hypothese, dass die unterschiedlich starken Flirtgesten der Vögel auf bereits bestehende Vorlieben der Weibchen treffen. Als dritte Hypothese formulieren die Wissenschafter die Idee, dass „schüchterne“ männliche Vögel bei den Weibchen deren Neugier wecken. Zur dritten Hypothese sagt Leonida Fusani: „Man könnte davon ausgehen, dass bei einigen Arten die Männchen die Neugier der Weibchen wecken wollen, indem sie einige ihrer Fähigkeiten verstecken oder ein theatralisches Auftreten mit Zwischenakt vorbereiten.“
Alle Vögel balzen
Zudem balzen nicht nur Männchen, bei einigen Arten sind die Weibchen dafür zuständig. Bei den meisten Vogelarten stellen jedoch die Männchen ihre Fähigkeiten und ihren Optik zur Schau und die Weibchen wählen sehr sorgfältig aus, mit wem sie sich paaren möchten. Grundsätzlich balzen alle Vogelarten, wobei sie laut Leonida Fusani „eine sehr einfach und umkomplizierte Balz haben“. Sie balzen nämlich nur während der Paarungszeit. Eine Ausnahme bilden Vögel wie Papageien oder Seevögel, bei denen die Balz auch dazu dient, die Paarbindung zu stärken.
Die Balz der Vögel endet meist nicht erfolgreich, wie Leonida Fusani erläutert: „In den meisten Fällen endet die Balz ohne Paarung. Bei einigen Arten, wie den Laubenvögeln, besuchen die Weibchen die Männchen mehrmals, bevor diese sich entscheiden.“
Auch die Länge von eventuell durch die Balz entstehenden Beziehungen ist beinahe so unterschiedlich wie Vogelarten existieren. „Es gibt etwa 10.000 Vogelarten, und wir finden alle möglichen Kombinationen – von arktischen Arten, die sich nur wenige Wochen lang paaren und zusammenbleiben, bis hin zu langlebigen Arten wie Albatrosse, die Beziehungen bilden, die mehr als 20 Jahre andauern können.“