Das wenige Monate alte Elefantenbaby Kibali quiekt, brummt und trötet, um mit seiner Mutter Numbi zu kommunizieren. Die zwei werden dabei aktuell von einem Studenten der Uni Wien beobachtet, ihre Laute werden zur Auswertung durch KognitionsbiologInnen aufgenommen.
Elefanten ahmen Laute nach
Dass Elefanten nicht nur untereinander mittels Lauten kommunizieren, sondern auch Laute nachahmen, haben die VerhaltensbiologInnen der Uni Wien bereits vor einem Jahr gezeigt. Damit zählen Elefanten zu den wenigen Tieren, die das können. Bekannt ist dieses Verhalten außerdem von Singvögeln, Papageien, Marinesäugetieren, Fledermäusen – und natürlich Menschen.
Davon ausgenommen sind erstaunlicherweise Primaten. „In dem Ausmaß wie Elefanten das können scheint die Fähigkeit bei unseren nächsten Verwandten nicht ausgeprägt zu sein”, bestätigt die Leiterin des laufenden Forschungsprojektes, Angela Stöger-Horwath. Warum manche Tiere dazu fähig sind, Laute nachzuahmen, und manche nicht, ist nicht geklärt.
Vermutet wird aber laut Stöger-Horwath, dass Primaten die Fähigkeit schlicht nie benötigt und deshalb auch nicht entwickelt haben. Denn die Entwicklung des Gehirns braucht viel Energie. Was an neuronalen Verbindungen nicht gebraucht wird, wird also einfach nicht ausgebildet.
Dialekt in der Herde
Elefanten leben in der Natur in matriarchalen Gruppen, es leben also miteinander verwandte Weibchen gemeinsam mit den Kindern. Die Mitglieder so einer Herde bleiben aber nicht die gesamte Zeit über zusammen. Sie trennen sich etwa, um an verschiedenen Orten zu Fressen oder zu Trinken. Während der Trennung halten die Tiere miteinander Kontakt, indem sie Rufe von sich geben, die teils im Infraschallbereich liegen, also so tief sind, dass Menschen sie nicht hören können.
„Wenn die Herde sich wieder trifft, finden intensive Begrüßungsrituale statt“, sagt Stöger-Horwath. Es wird ausgiebig trompetet und „gerumbled“, also gemurrt. Die ForscherInnen sammeln nun Daten, um zu zeigen, dass Elefanten innerhalb einer Herde ihre Laute aneinander angleichen um, so die Theorie, anhand der Laute andere Herdenmitglieder zu erkennen. Sie entwickeln also familienspezifische Dialekte.
Elefanten erkennen Feinde an der Stimme
Das Elefantenbaby Kibali und seine Mutter werden wohl kaum so einen Dialekt entwickeln, da dies in menschlicher Obhut nicht nötig ist. Dennoch liefert die Beobachtung der Elefanten im Schönbrunner Zoo wichtige Informationen über die Kommunikation zwischen Elefantenbabys und -müttern. Mütter rufen nach ihren Kindern, wenn sich diese von ihnen entfernen, um sicherzugehen, dass ihnen nichts passiert. Passt den Kindern etwas nicht, schreien sie. Für Milch wird gequiekt.
In der Wildnis warnen Elefanten einander, wenn ihnen Gefahr droht. „Elefanten sind sehr gut darin, zu erkennen, wer ihnen gefährlich wird. Sie erkennen bei Menschen sogar den Dialekt von Kriegern, die ihnen schaden wollen“, so Stöger-Horwath.
Für ihr Forschungsprojekt untersuchen Stöger-Horwath und KollegInnen auch wilde Herden, die im Nationalpark Addo in Südafrika leben. Die Tiere dort sind an Autos gewöhnt und kommen ihnen auch von selbst nahe, wodurch den ForscherInnen bessere Tonaufnahmen möglich sind. Der Prozess ist dennoch langwierig und erfordert Geduld, das Forschungsprojekt ist deshalb auf 3,5 Jahre angesetzt.