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Roboterhund „Spot“ am Maindeck des Ars Eletronica Center in Linz
24. Juni 2021

Ein Roboterhund an der Leine

Von Schrödingers Katze
Mobilität, Technik & Zeit
Die Johannes Kepler Universität Linz führte einen Roboterhund als Aktion Gassi. Sie testet dabei die Reaktionen und eröffnet einen Diskurs über die Zukunft der Technik.

Als ein Hund unlängst in der Linzer Innenstadt Gassi geführt wurde, staunten viele Passant*innen nicht schlecht. Denn an der Leine war kein echtes Tier – sondern ein vierbeiniger Roboterhund.

Ob als Staubsauger, Rasenmäher oder sogar als Kellner im Lokal: Roboter tauchen immer öfter im Alltag auf. Und darüber müsse gesprochen werden, dachte man an der Johannes Kepler Universität Linz (JKU). Also schnappte sich Rektor Meinhard Lukas Roboterhund „Spot“ und spazierte mit ihm durch die Stadt.

Mit der Aktion mit dem Roboterhund wollte die JKU einen Diskurs um eine „positive, menschenzentrierte Technikzukunft“ anstoßen: Welche Roboter wollen wir in unserem Leben haben? Wie sollen sie aussehen? Welche Aufgaben sollen sie übernehmen?

„Ein bisschen Grusel“

„Irgendwo zwischen Faszination, Belustigung und ein bisschen Grusel“, beschreibt Martina Mara die Reaktionen auf den vermeintlichen Hund an der Leine. Die Professorin für Robopsychology an der JKU begleitete Lukas und „Spot“ und plauderte mit Passant*innen: „Mehrere meinten, dass sie sich eher keine Zukunft wünschten, in der Roboter allzu tier- oder gar menschenähnlich würden“.

Rektor Meinhard Lukas mit „Spot“ in der Linzer Fußgängerzone
Rektor Meinhard Lukas mit „Spot“ in der Linzer Fußgängerzone © JKU

Was bei „Spot“, einem Roboter des US-Robotik-Unternehmens Boston Dynamics, sofort auffällt: Seine Bewegungsabläufe erinnern stark an einen echten Hund. Und gerade das scheinbar Lebendige in der Maschine könne Menschen unheimlich werden, sagt Mara. 

Zu viel Menschlichkeit verunsichert

Neu ist dieses Phänomen nicht: Als mögliches Motiv für den Grusel nannte der deutsche Psychologe Ernst Jentsch schon 1906 den „Zweifel an der Beseelung eines anscheinend lebendigen Wesens und umgekehrt darüber, ob ein lebloser Gegenstand nicht etwa beseelt ist“. 

Und die „Uncanny Valley“-Hypothese (deutsch: Unheimliches Tal), die auf eine Schrift des japanischen Robotikers Masahiro Mori aus dem Jahr 1970 zurückgeht, besagt: Die Sympathie für menschlich wirkende Maschinen steigt genau so lange an, bis diese einen hochrealistischen Punkt erreichen. Danach tue man sich schwer damit, seine Erwartungen einzuordnen, erklärt Mara: „Wie wird sich dieses Gegenüber verhalten? Ist es so intelligent wie ich? Kennt es soziale Regeln?“

Roboterhund sorgt für Trubel im Gastgarten

Dass Roboterhunde an der Leine schon bald zum typischen Straßenbild gehören, ist aber ohnehin unwahrscheinlich. Sie werden in der Industrie eingesetzt, zur Inspektion von unzugänglichem Terrain und zur Datenerfassung etwa. Als Haustierersatz seien sie zudem schlicht zu teuer, so Mara. 

Martina Mara ist Professorin für Robopsychology am Linz Institute of Technology (LIT) der JKU
© JKU

Und auch Roboter, die Getränke zum Tisch bringen, werden vorerst die Ausnahme bleiben: „Man stelle sich nur den Trubel in einem Gastgarten vor – da hätte es ein Roboter, der ja immer auf Sicherheit und Abstandhalten programmiert sein muss, ordentlich schwer“. 

Die Mensch-Maschine

Noch kommen Roboter also meist backstage zum Einsatz: Von der Baustelle bis zum Wäschekeller im Krankenhaus. „Mit zunehmender Sicherheit, Wahrnehmungs- und Interaktionsfähigkeit von Robotern werden diese aber laufend zugänglicher für Menschen“, sagt Mara.

Am Robopsychology Lab der JKU, das die Medienpsychologin leitet, wird jedenfall bereits daran geforscht, wie das Zusammenspiel zwischen Mensch und Roboter am Arbeitsplatz funktionieren kann – und was es braucht, damit Vertrauen entsteht. 

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