Wer heute vermutet, krank zu sein, googelt mitunter zuerst nach Symptomen und Hausmitteln, bevor er oder sie sich in die Hände von ExpertInnen begibt. Doch nicht nur in diesem Bereich verändert sich die Gesundheitskommunikation rasant.
Fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Apotheker!
Isabelle Koinig von der Uni Klagenfurt widmet ihre Forschung der Gesundheitskommunikation, die sich seit einigen Jahren im Wandel befindet. Durch das Internet haben nämlich alle permanent Informationen über Krankheiten und die dazugehörigen Therapien in der Hand. Dass viele zuerst googeln, hängt laut Koinig damit zusammen, dass man so Informationen schneller erhalten würde und man auf diese Weise nicht sofort mit seiner eigenen (vermeintlichen) Krankheit an die Öffentlichkeit gehen müsse.
Diese neue Mündigkeit von PatientInnen hat interessante Auswirkungen auf die Pharmaindustrie. Mögliche KundInnen werden als aktive, selbstbestimmte TeilnehmerInnen wahrgenommen und auch so angesprochen. „Man sieht besonders in den letzten Jahren eine starke Veränderung in den Werbebotschaften, es wird ganz klar an die KonsumentInnen appelliert, sich zu involvieren. Vor 15, 20 Jahren waren die Aussagen noch sehr pauschal formuliert“, sagt Koinig.
Auch ÄrztInnen googeln
Im Internet finden sich mehr Informationen, als eine Ärztin oder ein Arzt jemals wiedergeben könnte. Verlieren PatientInnen durch diese Fülle an Infos nicht das Vertrauen in echte MedizinerInnen? Koinig verneint. „Interessanterweise werden Suchmaschinen sehr häufig konsultiert, das Vertrauen ihnen gegenüber ist aber sehr gering. ÄrztInnen wird nach wie vor am meisten vertraut.“
Nützlich sei das Internet allerdings doch, selbst ÄrztInnen würden öfter etwas nachschauen, da Krankheitsbilder immer komplizierter würden. Ein Ersatz für den Besuch in der Praxis ist das Googeln allerdings nicht. „Das Internet bietet gute Ergänzungsinformationen. Vieles, was man sich aus dem Internet herausliest, sind ja keine wissenschaftlich belegten Informationen, sondern eher persönliche Erfahrungen, die nach außen getragen werden“, meint Koinig.
Viren- und Datenschutz
Doch die technologischen Entwicklungen gehen noch weiter. Smartphone-Apps tracken Gesundheitswerte, erinnern an die Einnahme von Medikamenten und warnen AllergikerInnen bei Pollenflug. In Österreich sei man in der digitalen Entwicklung noch nicht so weit wie in anderen Ländern, meint Koinig, doch auch hier kämen der digitale Impfpass und ähnliches langsam ins Rollen.
Diese Entwicklungen bringen allerdings Probleme mit sich, die spätestens seit der Einführung der Datenschutzgrundverordnung bekannt sind. „Das große Problem ist derzeit der Datenschutz. Wir als KonsumentInnen wissen noch nicht, wie man richtig mit Daten umgeht“, sagt Koinig. Dennoch würde die Gesundheitskommunikation alles in allem dadurch profitieren, dass Information immer schnell verfügbar sind, so die Expertin.