Was haben Dan Browns „Sakrileg“ sowie die Filme „Indianer Jones und der letzte Kreuzzug“ (Regie: Steven Spielberg) und „Assassin’s Creed“ (Regie: Justin Kurzel) gemeinsam? Sie alle thematisieren, zumindest zum Teil: die Templer. Der 1118 gegründete Ritterorden, der 1312 aufgelöst wurde, fasziniert uns weiterhin. Doch wer waren die Templer überhaupt?
Der Templerorden war ein christlich-religiöser Ritterorden, deren Mitglieder – nur Männer wurden aufgenommen – wurden auch Templer, Tempelritter oder Tempelherren genannt. Es war der erste Orden, der die Ideale des adligen Rittertums mit den des Mönchtums verband. Das war insofern bedeutend, da diese beiden Stände zuvor getrennt waren. Die Templer verpflichteten sich zu einem Leben gemäß der drei Prinzipien des Mönchtums: Keuschheit, Armut und Gehorsam. Als religiöser Orden waren sie direkt dem Papst unterstellt. Dier Templer schützten Pilgernde auf ihren Reisen von Europa ins Heilige Land und während der Kreuzzüge waren sie auch militärisch aktiv. Ihr Einfluss wuchs stetig weiter und durch ihre erfolgreichen Kreuzzüge kamen sie zu Geld. Ihren Reichtum nutzen die Templer, um Kredite an europäische Herrscher zu vergeben – und so wuchs ebenso ihr politischer Einfluss. Die gestiegene Bedeutung der Templer war nicht bei allen gern gesehen und sie wurden zum Feindbild für den französischen König Philipp IV., der bei den Templern Schulden hatte. Er wollte den Orden vernichten und zwang daher Papst Clemens V. diesen aufzulösen. Was dieser auch tat: Er klagte die Templer wegen Ketzerei und Homosexualität – aus Sicht der Kirche damals ein großes Verbrechen – sowie weiteren Taten an und löste den Orden auf. Philipp IV. erließ daraufhin einen landesweiten Haftbefehl gegen die Templer und so begann deren systematische Verfolgung und Verhaftung.
Zwei historische Persönlichkeiten
Ihr Aufstieg, ihre Macht sowie ihr Ende – um die Templer ranken sich auch heute viele Erzählungen und ihr Mythos hält an. Jan Cemper-Kiesslich, seines Zeichens „Biologe mit archäologisch-historischer Schlagseite“ sowie der Rechtshistoriker Daniele Mattiangeli forschen gemeinsam zu den Templern. Jan Cemper-Kiesslichs Spezialgebiet ist die alte DNA-Analyse und die Einbettung der Ergebnisse in die Geschichtswissenschaften. Daniele Mattiangeli wiederum ist Rechtshistoriker und Professor für Römisches Recht und Rechtsgeschichte. Seit 2019 beleuchten die beiden schon die Ereignisse, die zur Auflösung des Templerordens geführt haben. Und sie haben bereits zweimal sterbliche Überreste entdeckt, die auf wichtige historische Persönlichkeiten hindeuten: Arnau de Torroja, 9. Großmeister der Templer, und nun Guillaume de Sonnac, 18. Großmeister der Templer.
Auf die vermutlichen Überreste von Guillaume de Sonnac sind die beiden dank zweier Polizisten, die in ihrer Freizeit den Geheimnissen rund um die Templer nachspüren, gestoßen. Diese entdeckten in der Commanderie d’Ozon, einem der ersten Stützpunkte des Templerordens, Skelette und informierten die mit ihnen befreundeten Wissenschafter. Daniele Mattiangeli und die Dissertantin Birgit Brenner fuhren nach Frankreich. Ihr Ziel: Die drei gefundenen Skelette untersuchen sowie Proben entnehmen. Jan Cemper-Kiesslich wiederum schaltete sich via Zoom zu, um Anweisungen zu geben.
Knochenproben
Dabei entdeckten Mattiangeli und Brenner schnell, dass eines der Skelette auf einen Person mit 1,80 Meter Körpergröße schließen lässt. So eine Statur ist für Menschen des Mittelalters und auch für Menschen aus Südfrankreich jedoch außergewöhnlich, auch die starken Knochen verwunderten die Wissenschafter*innen. Guillaume de Sonnac stamme jedoch vermutlich nicht aus Südfrankreich, sondern aus der Normandie, wie Daniele Mattiangeli gegenüber der Universität Salzburg erklärt. Zudem war sein ursprünglicher Name Wilhelm de Sonay. Mattiangeli mutmaßt, dass er seinen Namen aus politischen Gründen geändert hat, da de Sonnac französisch klingt und Südfrankreich eine Allianz mit dem Papst hatte.
Daniele Mattiangeli entnahm schließlich Knochenproben, die von Jan Cemper-Kiesslich im Labor untersucht wurden. Zudem wird deren DNA-Struktur mit jenen aus anderen Datenbanken verglichen. Wird sich nun herausstellen, dass das eine Skelett mit DNA-Strukturen von Sachsen oder Nordmännern vergleichbar ist, wäre dies ein wichtiges Indiz dafür, dass sich tatsächlich um Guillaume de Sonnac handelt. Die Chancen dafür sind gut, denn die Menschen im Norden haben sich kaum mit anderen Gruppen vermischt, daher kann die DNA-Struktur besser zugewiesen werden. Zudem untersucht Jan Cemper-Kiesslich noch ein Stück Holz des Sargs und ein Sargnagel auf ihr Alter. Wenn alles soweit zusammenpasst, dann können die beiden mit großer Sicherheit sagen, dass es sich tatsächlich um Guillaume de Sonnac handelt.
Herausforderungen und Kooperation
Auch bei der Feststellung der Identität von Arnau de Torroja sind die beiden schon recht weit gekommen, wie Jan Cemper-Kiesslich anmerkt: „Wir haben bisher noch nichts gefunden, was gegen die Hypothese spricht, dass es sich um die Überreste des Arnau de Torroya handelt – allerdings fehlt uns bisher der letztendlich valide Vergleich, nämlich DNA-Proben von Familienmitgliedern des Arnau, auf die wir – coronabedingt – bisher nicht die Möglichkeit hatten, zuzugreifen.“
Herausforderungen gab es für die beiden Wissenschafter einige, wie Jan Cemper-Kiesslich erzählt: „Zuvorderst ist das die „Übersetzung“ historischer, rechtshistorischer, kirchenhistorischer und kirchenrechtlicher Fragen in etwas, das sich mit Hilfe von laborgebundenen Analysen beantworten lässt; speziell herausfordernd ist natürlich die Pandemie, die für das Weiterkommen notwendige Reisen teilweise verunmöglicht hat; als schwierig ist aus der Umstand anzusehen, dass im Rahmen dieses Projektes viele, teilweise sehr unterschiedliche Interessen unter einen Hut gebracht werden müssen.“
Der Unterstützung vonseiten der Kirche zu ihrer Forschung haben die beiden jedoch: „ Wir verfügen über Patronatsschreiben des Salzburger Erzbischofs, Dr. Lackner, von Kardinal Parolin (Kardinal-Staatssekretär) und von Kardinal Monterisi sowie eine Kooperation mit der apostolischen Bibliothek.“ Schlussendlich wurde ebenso ein Forschungsverbund gegründet eine Kooperation der Universität Salzburg, Land und Stadt Salzburg sowie der Erzdiözese. Die Leitung haben Daniele Mattiangeli und Jan Cemper-Kiesslich inne.