Wenn ForscherInnen wissen wollen, welche Tiere es in einem Gebiet gibt, müssen sie kreativ werden. Denn das Gebiet Stück für Stück abzusuchen ist aufwendig und oft auch teuer. Die Lösung, die Innsbrucker ForscherInnen gefunden haben, ist eine Revolution im Bio-Monitoring.
DNA-Test für Teiche
Bio-Monitoring, also das Monitoring von Arten – wo sie sind, wie viele sie sind und wie sie sich verhalten – ist ein wichtiger Teil der Naturwissenschaften. Ohne Bio-Monitoring wüssten wir nicht, wie es um die Artenvielfalt steht und dass viele Arten vom Aussterben bedroht sind.
Oft müssen ÖkologInnen und Co. sich auf anekdotische Sichtungen von Tieren verlassen, die selbstverständlich nicht überprüfbar und deshalb nicht brauchbar sind. Michael Traugott und sein Forschungsteam von der Uni Innsbruck haben dafür ein groß angelegtes Citizen Science Projekt („Der Frosch im Wassertropfen“) ins Leben gerufen, bei dem mit DNA-Tests ermittelt wurde, welche Amphibien-Arten sich in heimischen Teichen befinden.
„Niemand kann sich verstecken“
Dazu haben 100 BürgerInnen Wasserproben aus ihren (großteils privaten) Gartenteichen entnommen. Das Wasser wurde gefiltert, sodass Zellen, und damit die DNA von Amphibien, am Filter hängen bleiben. Mit einer Pufferlösung stabilisiert wurden die Filter den ForscherInnen zugeschickt, die dann mittels einer DNA-Sonde die Zellen auf dem Filter den jeweiligen Tieren zugeordnet haben.
Diese Methode ist sehr zuverlässig und genau, erklärt Michael Traugott: „Die Umwelt-DNA ist ein wunderbares Werkzeug. Niemand kann sich verstecken.“ Gefunden haben die ForscherInnen schließlich neun von zwölf der in Tiroler Gewässern lebenden Amphibienarten. Darunter sind gewöhnliche Arten wie Bergmolch, Erdkröte und Grasfrosch. Aber auch seltenere Arten wie Feuersalamander, Gelbbauchunken und Teichmolche konnten nachgewiesen werden.
„Das Ergebnis ist toll“, freut sich Traugott. „Erstmals konnten wir überprüfbare Daten gewinnen, die zeigen, dass es diese Amphibienarten in privaten Gewässern in Tirol gibt.“
Pilz verursacht Artensterben
Das Bio-Monitoring von Amphibienarten mittels eDNA, wie es die InnsbruckerInnen durchgeführt haben, ist weltweit das erste Citizen Science Projekt dieser Art. Das erfolgreiche Projekt hat allerdings einen ernsten Hintergrund: Die ForscherInnen haben in den Wasserproben auch den Chytridpilz gefunden, der die Haut von Amphibien befällt. Der Pilz hat bereits das größte dokumentierte Artensterben durch einen Krankheitserreger weltweit ausgelöst.
„Das Problem ist, dass wir kaum wissen, wo sich der Pilz befindet“, sagt Traugott. Bekämpfen kann man den Chytridpilz nicht. Denn einzelne Tiere zu behandeln wäre nicht finanzierbar und durch Einsatz von Fungiziden könnten auch andere Tiere im Wasser schaden nehmen. Die einzige Möglichkeit ist, nach dem Pilz zu suchen und, wenn er gefunden wurde, keine Amphibien von dem betroffenen Gewässer in ein anderes zu transferieren. Dank dem Projekt ist nun bekannt, dass es den Pilz auch in Tirol gibt. Er wurde in vier von 100 Gewässern nachgewiesen.
In ganz Österreich gibt es allerdings viele tausende Gewässer, von denen es noch keine Daten zum Arten- und Pilzvorkommen gibt. Daher will Traugott das Projekt in Zukunft bundesweit durchführen.