In der Gesellschaft kann man sich – so möchte man meinen – darauf einigen, dass das Wohl der Tiere respektiert werden sollte. Trotzdem leiden Tiere und sie werden immer noch für menschliche Interessen genutzt, wenn nicht sogar ausgenutzt. Auf der Uni Innsbruck gehen Forscher*innen wichtigen Fragen der Mensch-Tier-Beziehung nach. „Wie sprechen wir über Tiere? Was bedeutet Tierwohl eigentlich genau und welche Arten sind schützenswert?“, sind unter anderem Fragen, die im Fokus stehen. Für Ökolinguistinnen wie Reinhard Heuberger führt der Weg zu einem respektvolleren Umgang mit Tieren auch über eine kritische Reflexion unserer Alltagssprache.
Für Reinhard Heuberger ist nämlich auch Sprache für einen respektvollen Umgang mit Tieren relevant. Er konstatiert, dass sprachliche Unterschiede wie „Menschen essen. Tiere fressen“, eine einschneidende sprachliche Distanzierung zwischen Mensch und Tier darstellen. „Häufig wird für analoge menschliche und tierische Konzepte ein unterschiedlicher Wortschatz verwendet, selbst wenn gar keine Unterschiede objektivierbar sind. Das schafft eine gewisse emotionale Distanz zu Tieren, was es uns wiederum leichter macht, Tiere für unsere Zwecke zu nutzen“, erklärt Ass.-Prof Dr. Reinhard Heuberger, der die Human Animal Studies an der Universität Innsbruck im Hinblick auf sprachwissenschaftliche Aspekte unterstützt in dem Journal. Er ist sich sicher, dass ein Neu-Denken des Sprachgebrauchs die Beziehung zwischen Mensch und Tier besser machen könnte. In diesem YouTube-Video analysiert Reinhard Heuberger Tierdefinitionen und zeigt auf, welche Haltung durch Sprache gegenüber Tieren transportiert wird.
Der Philosoph Andreas Oberprantacher hat sich indes für die Universität Innsbruck angesehen, wie es um die Rechte von Tieren steht. „Gefordert wird ein neues System von Rechten, das nicht an der scheinbaren Grenze von menschlichen Subjekten und tierischen Objekten Halt macht und Prozesse der Anerkennung und der Beteiligung anders und neu denkt, um so interspezifische Gewaltverhältnisse zu kritisieren und zu minimieren,“ führt Andreas Oberprantacher in dem Subject an. Auch wenn Mensch und Tier unterschiedlich handeln würden, bedeute dies nicht, dass sie gar nicht handeln und sprechen. Seiner Meinung nach seien besonders Haustiere in einer ambivalenten Rolle gefangen. Sie würden für uns eher emotional und sentimental zugehörig erachtet werden als beispielsweise Nutz- und Wildtiere, das schütze sie aber nicht davor, Rechte zu verlieren. Schließlich können Tiere im häuslichen Kontext leider Gewalt erfahren.
Mit der Frage nach dem Artenschutz setzt sich indes Karin Wohlgemuth auseinander. Ihrer Ansicht nach gehe die Relevanz von Artenschutz mit der Frage nach der Nutzung der Tiere Hand in Hand. Wenn Tiere einen besonders großen Nutzen für den Menschen haben, würden sie als besonders schützenswerte gelten. Rechte und Tierschutz sind auch in der medizinischen und naturwissenschaftlichen Forschung ein wichtiges Thema. Bei der Universität Innsbruck verpflichtet man sich hier, nach den Grundsätzen „Replace, Reduce, Refine“ zu arbeiten. Also Tierversuche wo es geht zu vermeiden, so wenig Tiere wie möglich für die Forschung einzusetzen und die Prozesse soweit zu verfeinern, um das Tierwohl besonders zu schützen. In Summe ist das Subject eine wichtige Auseinandersetzung mit den Themen Moral gegenüber Tieren, wie wir eine bessere Beziehung zwischen uns und ihnen garantieren können und wie wir unsere ethische Pflicht neu zu denken beginnen. Das gesamte Subject könnt ihr hier nachlesen.