Im Krankenhaus will man gesund werden, für manche Patient*innen beginnt dort jedoch ein neuer Leidensweg – etwa, wenn sie sich mit einem Krankenhauskeim anstecken. Jedes Jahr sterben in Österreich 4.500 bis 5.000 Patient*innen an bakteriellen Infektionen durch diese Krankenhauskeime, zu denen verschiedene Bakterien zählen.
Die Keime verbreiten sich in Krankenhäusern besonders häufig – und das hat mehrere Gründe: Mangelnde Hygiene und falsch angewendete Antibiotika spielen eine bedeutende Rolle, ebenso die Tatsache, dass das Immunystem der Patient*innen oft geschwächt ist. Das macht es den Keimen leichter. Sie gelangen bei Personen mit geschwächter Abwehr bzw. Verletzungen auf der Haut oder auf den Schleimhäuten in den Körper und lösen Infektionen aus: Lungenentzündungen, Harnwegsinfekte, Wund- oder Hautinfektionen. Für gesunde Menschen stellen Krankenhauskeime kein Problem dar.
Multiresistente Bakterien
Grundsätzlich lassen sich Infektionen mit Bakterien gut mit Antibiotika behandeln, jedoch sind einige Bakterien gegenüber vielen Antibiotika unempfindlich. Diese nennt man multiresistente Erreger (MRE). Laut Nermina Malanovic hängt es von vielen Faktoren ab, ob die Krankenhauskeime tatsächlich Resistenzen entwickeln oder nicht, unter anderem daran, welche Antibiotika eingesetzt werden.
Die multiresistenten Bakterien reagieren nicht mehr auf Antibiotika, sie sind nicht therapierbar. Vor allem für immungeschwächte Personen ist das ein Problem. Nermina Malanovic: „Deswegen erhöht sich die Anzahl an Sekundärinfektionen bei Menschen mit COVID -19-Infektion oder nach einer Operation. Aus diesem Grund sind auch Infektionen in Kriegsgebieten so häufig, weil Menschen unterernährt, erschöpft und geschwächt sind.“
Das medizinische Personal wird durch Hygiene-Maßnahmen – wie dem Tragen von Handschuhen und Händedesinfektion – besser geschützt. Auch gesunde Spitals-Besucher*innen sollten auf ihre Handhygiene achten, da sie die Erreger in sich tragen können – ohne selbst zu erkranken. Es ist daher wichtig, bei einem Krankenhausbesuch regelmäßig die Hände zu waschen oder zu desinfizieren.
Einsatz von Peptiden
Nermina Malanovic gelang nun ein Durchbruch im Kampf gegen Krankenhauskeime: Sie entdeckte, dass Peptide – das sind winzige Eiweißmoleküle – die Zellmembranen der Erreger schädigen und abtöten können. Diese Peptide wirken nicht nur gegen Bakterien, sondern auch gegen Pilze, Viren und sogar Krebszellen. Die Molekularbiologin versucht mit einem Vergleich zu erklären, wie das funktioniert: „Im Gründe ist das wie das Platzen eines Luftballons: Man sticht rein, Luft kommt raus und der Ballon platzt und ist kaputt.“
Die Peptide zerstören also die Außenhülle von Bakterien. Dafür müssen sie nicht einmal in die Zelle eindringen. Es reicht, wenn sich die Peptide an die Außenhülle an beliebigen Stellen einnisten. Die Hülle eines Bakteriums, die aus Lipiden und Proteinen besteht, wird dadurch zerstört. Es entstehen winzige Löcher und Flüssigkeit sowie Moleküle können in das Bakterium eindringen. „Das ist nicht gut fürs Bakterium. Es hält diese Flut an Molekülen nicht aus, verliert seine Stabilität und stirbt.“
Angemeldete Patente
Die Krankheitserreger werden schnell vernichtet, sodass sich keine Resistenzen bilden können – das ist perfekt, um gegen multiresistenten Krankenhauskeime und andere Erreger vorzugehen.
Noch ist der Einsatz von Peptiden sehr kostspielig und nur spezielle Labors können diese Peptide herstellen. Nermina Malanovic, deren Paper im Fachjournal „Antibiotics veröffentlicht wurde, möchte mit ihrer Forschung dazu beitragen, dass sich das ändert und resistente Baktieren bekämpft werden können. Gemeinsam mit der Universität Graz hat sie bisher zwei Patente dazu angemeldet.