Sie sind gerne gesehen, erfreuen uns mit ihren bunten Flügeln und es gibt 4.000 Arten von ihnen in Österreich: Schmetterlinge sind nicht nur ein hübsches Fotomotiv, sondern Insekten wie sie erfüllen zahlreiche ökologische Funktionen, erklärt Biodiversitätsforscher Johannes Rüdisser: „Sie bestäuben nicht nur Pflanzen, sondern spielen auch eine sehr wichtige Rolle in der Nahrungskette für andere Tiere. So ernähren beispielsweise fast alle heimischen Singvögel ihre Jungen mit Insekten. Aber auch viele Fledermäuse, Amphibien und Reptilien sind auf Insekten als Nahrungsgrundlage angewiesen.“
Biodiversität
Um den Schmetterlingsbestand in Österreich zu erheben, wurde nun die Forschungsinitiative „Insekten-Monitoring Österreich: Schmetterlinge“ ins Leben gerufen, die von Johannes Rüdisser geleitet wird. Man weiß zwar relativ genau, welche Schmetterlinge es in Österreich gibt, aber es gibt noch wenig Kenntnisse darüber, wie sich diese Bestände entwickeln. Der Rückgang der Biodiversität – also die Fülle der unterschiedlichen Lebensformen – betrifft auch die Schmetterlinge: Die biologische Vielfalt ist weltweit in Gefahr. Die Gründe dafür sind vielfältig: Flächenversiegelung, Intensivierung der Landwirtschaft, Schadstoffzunahme oder auch der Klimawandel.
Massensterben
In Österreich ist ungefähr die Hälfte der erfassten Schmetterlingsarten gefährdet. Johannes Rüdisser spricht von einer globalen Biodiversitätskrise: „Wir befinden uns inmitten des sechsten (bekannten) Massenaussterbens und schreiben damit Erdgeschichte.“ Bisherige Massenaussterben wurden durch globale Naturkatastrophen ausgelöst, wie etwa den riesigen Meteoriten, der vor 66 Millionen Jahren für das Aussterben der Dinosaurier verantwortlich war. Doch die aktuelle Aussterbewelle wird „einzig und allein von uns Menschen verursacht“.
Regeneration
Dabei besitzt die Natur eigentlich eine eindrucksvolle Fähigkeit, sich selbst zu regenerieren. Geben wir der Natur wieder mehr Raum, dann können auch die Biodiversitätsverluste wieder rückgängig gemacht werden. Aus diesem Grund wird von der EU am Renaturierungsgesetz gearbeitet. Johannes Rüdisser sieht zwar ein gewachsenes Problembewusstsein, aber es muss nun definitiv mehr gehandelt werden.
Schmetterlinge sind nicht nur wichtig für das Ökosystem, sie eigenen sich auch, um die Veränderungen in der Natur- und Kulturlandschaft zu beobachten, da sie sensibel auf Umweltveränderungen regieren. „Als Indikator dienen Schmetterlinge sozusagen als Fieberthermometer für den Zustand der biologischen Vielfalt“, hält Johannes Rüdisser fest.
Monitoring
Beim Viel-Falter Monitoring (nähere Infos gibt es hier) helfen freiwillige Lai*innen den Forschenden des Instituts für Ökologie der Universität Innsbruck, an über 400 Standorten die Tagfalter zu beobachten, zu bestimmen und zu zählen. Die Standorte wurden nach einem bestimmten Schema ausgewählt und liegen in unterschiedlichen Lebensräumen. So kommen repräsentative Ergebnisse zustande. Die Zählungen finden jedes Jahr zwischen Mai und September statt. An 80 Standorten wird zusätzlich das Vorkommen von Nachtfaltern erfasst. Um als Laie mitzuwirken, sind keine Vorkenntnisse nötig. Die Erhebungen ergänzen das Expert*innen-Monitoring mit wertvollen Daten zu den Zeiträumen, in denen die Flächen sonst nicht erhoben werden.
Das Viel-Falter Monitoring wird gemeinsam mit den Tiroler Landesmuseen und mit der Unterstützung durch das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK), dem Land Tirol, dem Land Vorarlberg, der inatura sowie der Stiftung Blühendes Österreich umgesetzt.
Unser Beitrag
Das Monitoring trägt durch die Zusammenarbeit mit Lai*innen dazu bei, das Bewusstsein für biologische Vielfalt zu stärken.
Auch darüber hinaus kann jeder einzelne Mensch etwas für den Erhalt der Biodiversität tun, erklärt Johannes Rüdisser: So sollten wir Natur erleben, uns über sie informieren und uns für deren Schutz einsetzen. Allem voran müssen wir lernen, weniger Ressourcen zu verbrauchen – etwa indem wir weniger Fleisch essen, hochwertige Produkte konsumieren und Mobilität ökologischer gestalten – individuell aber vor allem als Gesellschaft.