Die Vögel zwitschern morgens, die ersten Sonnenstrahlen begleiten uns auf dem Weg in die Arbeit und die Wohnung sieht nach dem langen Winter staubiger aus. Der Frühling ist da und damit befindet sich der Begriff Frühlingsputz wieder in unserem aktiven Wortschatz. Das eigene Heim muss nun aufpoliert werden, doch was gibt es zu beachten? Antworten hat Franz Reinthaler, er ist am Diagnostik & Forschungsinstitut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin der Medizinischen Universität Graz tätig.
Die eigene Wohnung muss nicht komplett steril sein, wie der Experte versichert: „ ‚Gesund‘ genug geputzt ist dann, wenn kein sichtbarer Schmutz vorhanden ist. Es braucht nicht alles glänzen und strahlen bzw. nach ‚Chemie‘ riechen. Messparameter können z. B. die Optik sein – keine sichtbare Verschmutzung – oder auch olfaktorische – keine Geruchsbelästigung.“ Schließlich haben Studien bereits ergeben, dass Kinder, die mit Schmutz in Berührung kommen, seltener an Allergien leiden als solche, die in einem sehr reinlichen Umfeld aufgewachsen sind.
Beim Putzen gibt es dennoch einiges zu beachten. Die Bereiche des eigenen Haushalts, die aus hygienischer Sicht bedeutend sind: Sanitärbereiche, Oberflächen, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, und die Reinigungsutensilien. Die Toilette mag zwar einen „schlechten“ Ruf ob ihres Keimaufkommens haben, jedoch ist diese – regelmäßig gereinigt versteht sich – weniger mikrobiell belastet als eine Computertastatur. Im Bad gibt es mehrere Stellen, die schnell mit Keimen oder Pilzen belastet sein können: Duschköpfe, der Abfluss des Waschbeckens oder Fugen – besonders letztere können Brutstätten für Schimmelpilze sein, da im Bad ein feuchtes und warmes Klima herrscht und Fugen meist zu selten gereinigt werden.
Putz-Hotspots: Bad und Küche
Neben Bad und WC sollte der Fokus des Putzens auf die Küche gelegt werden, schließlich hantiert man hier mit Lebensmitteln und durch diese können Krankheitserreger in unseren Körper gelangen. Dazu Reinthaler: „Bezogen auf die tatsächlich auftretenden Infektionskrankheiten im Haushalt sind Hygienefehler in der Küche die größten Probleme. Dabei stehen die nahrungsmittel-bedingten Infektionen im Vordergrund (die häufigsten sind Erkrankungen durch Campylobacter sp. und Salmonella sp). Daher kommt der Küchenhygiene die größte Bedeutung zu. Lebensmittel wie rohes Fleisch, Eier, Fisch und Geflügel haben ein hohes Kontaminationsrisiko und ein wichtiger Punkt dabei ist es, rohe und zubereitete Lebensmittel immer an getrennten Stellen und mit getrennten Küchenutensilien zu verarbeiten.“
Der Kühlschrank ist ein weiterer Hotspot, den es zu beachten gilt. Die Kälte im Kühlschrank reicht nicht aus, um alle Keime abzutöten. Liegt ein Schimmelbefall von Lebensmitteln vor, sollte der gesamte Kühlschrank ausgeräumt, die verdorbenen Lebensmittel weggeschmissen und der Kühlschrank gereinigt werden – so kann verhindert werden, dass Schimmelsporen auf andere Lebensmittel gelangen.
Tipps für Allergiker*innen
Unterschätzt wird oft auch die Reinigung der Putzutensilien: Denn auf Tüchern, Schwämmen und Co. können sich Krankheitserreger ansiedeln bzw. vermehren, daher ist es besonders wichtig, diese regelmäßig auszutauschen. Jedoch ist es nicht notwendig, mit sehr aggressiven Reinigungsmitteln zu putzen, weiß der Experte: „Der Einsatz von aggressiven Chemikalien ist der größte Fehler. Es ist z. B. aus hygienischer Sicht nicht erforderlich, nach dem Benützen der Toiletten oder für deren Reinigung, aggressive (z. B. chlorhaltige) Reinigungsmittel zu verwenden, da damit keine Infektionen verhindert werden und nur die Umwelt belastet wird.“
Zu guter Letzt fragen sich auch viele Allergiker*innen, worauf besonders sie beim Putzen achten müssen: Vor allem Hausstaubmilben, die sich in Matratzen und Bettdecken einnisten, können problematisch werden. „Die Ausscheidungen dieser Milben können bei sensibilisierten Personen zu starken allergischen Symptomen bis hin zu asthmatischen Erscheinungen führen. Zur Bekämpfung sollte man Betten und Matratzen lüften, um die Feuchtigkeit zu entziehen. Die Betten soll man Ausklopfen und staubsaugen, um Milben und Allergene zu entfernen. Häufiges Wechseln der Wäsche entzieht den Nährboden. Außerdem hilft das Aushängen der Bettdecken und Tücher, denn Kälte und Sonneneinstrahlung (UV) tötet Milben ab“, so Reinthaler.
Der Experte hat ebenso noch weitere Tipps für Menschen mit Allergien: So können etwa in Putz- und Reinigungsmitteln Inhaltsstoffe enthalten sein, die allergische Reaktionen auslösen. Diese reichen von Hautrötungen bis hin zur Reizung der Atemwege. Dazu Reinthaler: „Sprühflaschen sind eher zu meiden: mit dem feinen Sprühnebel können Aerosole leichter in die Atemwege gelangen: auch Bio-Putzmittel können allergische Reaktionen auslösen, hier sind zwar keine künstlichen Duftstoffe enthalten, aber ätherische Öle, die ebenfalls zu Reizungen führen können.“