Die Kreislaufwirtschaft könnte bald auch in der Modeindustrie Einzug halten. Im Rahmen des Projekts SCIRT erforschen Wissenschaftler*innen des Instituts für Verfahrenstechnik der TU Wien, wie sich Textilfasern wiederverwenden lassen. Das Projekt soll dazu beitragen, dass in Zukunft mehr Kleidung aus recycelten Textilien besteht.
Schon jetzt ist der Einsatz von Recyclingmaterialien in der Modeindustrie üblich – allerdings handelt es sich dabei selten um Textilien, sondern zum Beispiel um PET-Flaschen, die zu Polyesterfasern weiterverarbeitet werden. „Nur etwa ein Prozent der getragenen Kleidungsstücke wird wieder zu Fasern und somit zu neuer Kleidung verarbeitet“, sagt Andreas Bartl vom Institut für Verfahrenstechnik der TU Wien.
Aufwändig und teuer
Eine Kreislaufwirtschaft wie sie bei Metall, Glas und Plastik üblich ist, scheiterte bei Textilien bisher meist daran, dass das Recycling von Fasern teurer ist, als sie neu zu produzieren. Der Grund: Viele Kleidungsstücke bestehen aus zwei oder mehr Fasermaterialien.
Das hat Vorteile für die Funktionalität der Stoffe, die Fasern wieder voneinander zu trennen, ist aber aufwändig. Bartl und sein Team forschen insbesondere an Verfahren zur Wiederaufbereitung von Mischtextilien aus Polyester und Baumwolle – eine der gängigsten Materialkombinationen.
2025 wird Textilrecycling Pflicht
Sammelboxen für alte Kleidung findet man zwar heute schon an vielen Orten, doch: „Diese Sammelsysteme finanzieren sich durch den Verkauf der Second-Hand-Ware und erfassen daher auch nur diesen Produktstrom“, erklärt Bartl. Ab 2025 müssen aufgrund einer EU-Richtlinie aber alle Alttextilien getrennt gesammelt werden.
„Recyclingsysteme, die ökonomisch und ökologisch sinnvoll sind, müssen jedoch erst entwickelt und umgesetzt werden“, so Bartl. Wie das System genau aussehen soll, werde derzeit noch „intensiv diskutiert“. Möglich sei, dass neben den Tonnen für Plastikflaschen, Metalldosen und Glas dann auch eine Tonne für Textilien steht.
Kampf gegen Fast Fashion
Um Fast Fashion und dem immer schneller werdenden Zyklus des Kaufens und Wegwerfens von Mode entgegenzuwirken, braucht es jedenfalls mehr als Recycling. „Die Politik kann Rahmenbedingungen schaffen, die den Überkonsum einbremsen“, sagt Bartl. Es gebe viele Ideen, etwa eine Förderung für das Reparieren von Kleidung.
Der Branche sei bewusst, dass sich der Umgang mit Textilien stark verändern werde und die Ergebnisse des Projekts SCIRT dringend benötigt werden, ist man an der TU überzeugt. Auch Modeproduzent*innen sind am Projekt beteiligt – „um herauszufinden, welche Bedürfnisse der Markt hat“, so Bartl. Denn nur so könne aus einer Hose einmal ein Hemd werden.
Am Projekt SCIRT (System Circularity & Innovative Recycling of Textiles) sind 18 Partner aus fünf Ländern beteiligt. Die Koordination liegt bei der flämischen Forschungseinrichtung VITO, die in dem Bereich Cleantech und nachhaltige Entwicklung beheimatet ist.
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