Mit einer statistischen Wahrscheinlichkeit von knapp 81 Prozent schafft es Österreich, bei der Fußball-Europameisterschaft der Herren, über die Vorrunde hinaus ins Achtelfinale. Das hat ein internationales Forscher*innenteam mit Beteiligung der Universität Innsbruck errechnet. Favorit in der Gruppe C dieser Fußball-EM, in der das österreichische Nationalteam spielt, ist demnach „eindeutig die Niederlande“, sagt Achim Zeileis vom Institut für Statistik der Uni Innsbruck. „Danach folgt aber schon Österreich.“ Die beiden weiteren Teams der Gruppe C, Nordmazedonien und die Ukraine, haben der Prognose zufolge eine deutlich geringere Wahrscheinlichkeit das Achtelfinale zu erreichen.
Mix aus statistischen Modellen
Neben Professor Zeileis waren Wissenschaftler*innen der TU Dortmund, der TU München, der Uni Gent und der norwegischen Hochschule Molde an der Berechnung beteiligt. Mehrere Informationsquellen wurden dafür kombiniert: Zum einen ein statistisches Modell für die Spielstärke jedes Teams auf Basis aller Länderspiele der vergangenen acht Jahren. Zum anderen ein Modell auf Basis der Wettquoten von 19 internationalen Buchmachern.
Und auch Informationen zur Teamstruktur – Wie hoch ist der Marktwert der Spieler? Wie viele Champions-League-Spieler sind im Team? – und zu sozio-ökonomische Faktoren des Herkunftslandes flossen in die Berechnung ein.
Was das BIP mit der Fußball-EM zu tun hat
Doch was haben sozio-ökonomische Faktoren, wie Bevölkerungszahl und Bruttoinlandsprodukt, mit der Gewinnwahrscheinlichkeit im Fußball zu tun? „Bevölkerungsreiche Länder haben einen größeren Pool von möglichen talentierten Spielern und wohlhabende Länder können diese tendenziell besser fördern – beispielsweise durch die Förderung von Schulsport und einer guten Infrastruktur für Vereinssport“, erklärt Zeileis.
In einem Machine-Learning-Modell, das zuvor mit Daten der vergangenen vier Europameisterschaften trainiert wurde, führten die Forscher*innen alle Informationsquellen zusammen. 100.000 Mal wurde die gesamte EM dann durchsimuliert: Spiel für Spiel, der Turnierauslosung und allen UEFA-Regeln folgend.
Europameister Frankreich?
100.000 Mal klingt viel, am Computer dauert ein einzelnes Turnier aber weniger als eine Sekunde, so der Statistiker. Anhand der Simulationen ergaben sich Wahrscheinlichkeiten für das Weiterkommen aller Teams und schlussendlich für den Turniersieg bei der Fußball-EM.
Und dieser geht laut den Berechungen mit einer Wahrscheinlichkeit von 14,8 Prozent an den amtierenden Weltmeister Frankreich. Auch England und Spanien haben demnach aber gute Chancen. Ob die Prognose zutrifft, wird spätestens das Finale am 11. Juli zeigen.
Fußball-EM: Es bleibt spannend
„Wir liefern Wahrscheinlichkeiten, keine Gewissheiten“, sagt Zeileis. „Es liegt in der Natur von Prognosen, dass sie auch danebenliegen können – sonst wären Fußballturniere auch sehr langweilig“. Und eine Gewinnwahrscheinlichkeit von 15 Prozent heiße zugleich eben auch, dass das Team zu 85 Prozent nicht gewinne.
Dass das österreichische Nationalteam eher nicht Europameister wird, kann aber wohl mit ziemlicher Sicherheit gesagt werden. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt laut Prognose jedenfalls nur bei 1,5 Prozent.
Univ.-Prof. Dr. Achim Zeileis lehrt und forscht am Institut für Statistik der Uni Innsbruck.