Nächste Woche, von 1.4. bis Dienstag 6. April werden die meisten Geschäfte und körpernahe Dienstleistungen in Ostösterreich (konkret Wien, Niederösterreich und das Burgenland) wieder geschlossen sein. Für Schulen gilt: Nach den Osterferien, werden diese vorerst bis 9. April auf Homeschooling umgestellt. Sollten Schüler*innen zuhause nicht betreut werden können, so soll eine Betreuung in Schulen sichergestellt sein. Der Appell seitens des Bildungsministers Heinz Faßmann ist jedoch eindeutig: die Kinder zuhause zu lassen.
Seit Beginn der COVID-19-Pandemie kämpfen Eltern damit, Home-Office und Homeschooling in Einklang zu bringen, was ohne Zweifel zu den herausfordernderen Aspekten der Krise zählt. Eltern werden zu Lehrerassistent*innen, die dank Job einer Doppelbelastung ausgesetzt sind. Zusätzlich ist mangelnde Planungssicherheit ein weiterer belastender Faktor für die Betroffenen. Eine Studie der Johannes Kepler Universität in Linz liefert nun Erkenntnisse zur Situation von Eltern und Schüler*innen während des 3. Lockdowns. Es wurde untersucht, mit welchen Herausforderungen sowohl Kinder als auch die Eltern konfrontiert waren.
Laut Christoph Helm, Leiter der Abteilung für Bildungsforschung der JKU, wurde besonderer Wert darauf gelegt, dass die Gesamtsituation der betroffenen Familien erfasst wurde und wie sich diese im Vergleich zum 1. Lockdown verändert habe. „Neben Fragen zum Fernunterricht und zum Lernerfolg der Schüler*innen wurden auch die psychosozialen Auswirkungen und die Einschätzung der Bildungspolitik erhoben“, erörtert Helm.
Dank Homeschooling liegen die Nerven blank
Die für Österreich repräsentative Elternbefragung zeigte, dass rund die Hälfte der befragten Eltern mit ihren Kräften am Limit sei und die erneuten Schulschließungen als große psychische Belastung wahrgenommen werden. Rund vier von zehn Eltern gaben an, häufiger mit ihren Kindern zu streiten und ein Drittel der Kinder war während der Schulschließungen insgesamt überfordert. Die Work-Life-Balance der Eltern leidet unter der Schließung des traditionellen Unterrichts. Vielen fehlt die so essentielle Zeit für sich selbst.
Während des 3. Lockdowns wurde insgesamt von den Kindern weniger Zeit für das Lernen und den Schulbesuch aufgewendet: Von rund acht Stunden vor dem Lockdown reduzierte es sich auf zirka sechs Stunden. Dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen ist die Zeit, die Kinder mit intensivem Lernen verbringen, deutlich gestiegen. Zum anderen fallen hier die Betreuungsmöglichkeiten an den Schulen ins Gewicht. „6 von 10 Eltern stimmen der Aussage zu, dass ihr Kind während der Schulschließung im Jänner 2021 deutlich weniger dazugelernt hat, als im normalen Unterricht vor der Pandemie“, so die Studie.
Vier von zehn Eltern gaben an, dass im Zuge der Online-Lehre Probleme aller Art bei ihren Kindern aufgetreten sind. Den größten Faktor spielt hier bekanntlich der fehlende soziale Kontakt. Laut der Elternbefragung stellt diese psychosoziale Problemlage bei 8 von 10 Kindern eine massive Herausforderung dar.
Schlechte Note für die Bildungspolitik
„Die Ergebnisse zeigen, dass sich Schulschließung auf nahezu alle Lebensbereiche der Eltern und Schüler*innen ausgewirkt hat. Bildungspolitik und die Schule von morgen müssen Eltern und Schüler*innen bedeutend stärker auf Situationen wie jene Schulschließungen, die sie nun bereits mehrmals durchstehen musste, vorbereiten“, erklärt Helm. Nur ein Drittel der Eltern schätzen die Schulschließungen als richtige Maßnahme ein. Die Hälfte der Eltern lehnt die Schritte ab.
Laut Helm brauche es eine Öffnung des Unterrichts hin zum Lehr-Lern-Format, bei dem die Förderung der Selbständigkeit und -Organistation im Zentrum steht. „Und es braucht Maßnahmen zur Intensivierung der Schule-Eltern-Beziehung, die eine Schulung der Eltern in der Unterstützung ihrer Kinder beim Lernen zuhause fokussiert“, gibt Helm weiters zu bedenken. Hier hat die Bildungsforschung bereits Konzepte vorgelegt.