Durch den Klimawandel werden auch Hütten in Wandergebieten vor große Herausforderungen gestellt. Wie können Betreiber*innen nachhaltiger wirtschaften? Und wie kann man als Gast helfen?
Herausforderungen durch Klimaerwärmung
Die Erderwärmung bringt allerhand Probleme mit sich, die insbesondere die Berglandschaften betreffen. Wer dort eine der vielen Hütten betreibt, wird also vor spezielle Herausforderungen gestellt. Jetzt schon spürbar ist zum Beispiel, dass der Andrang im Sommer aufgrund der hohen Temperaturen im Tal und dem milderen Wetter in den Bergen wesentlich größer ist. „Auch Debatten über Flugreisen, CO2-Ausstoß und den Klimawandel befördern Urlaub in der Nähe“, sagt Jutta Kister. Sie ist Geographin an der Uni Innsbruck und leitet ein Forschungsprojekt, in dem gemeinsam mit der Sektion München des Deutschen Alpenvereins e.V. zukunftsweisende Konzepte für Alpenvereinshütten erarbeitet werden.
Immer mehr Gäste bedeutet auch immer mehr Energieverbrauch, notwendige Sanierungsarbeiten und hohe Arbeitslast für die Betreiber*innen der Hütten. Die Wirt*innen trifft allerdings auch eine große Verantwortung gegenüber der Natur, so die Geographin. „Die hohe Arbeitsbelastung kann allerdings auch die Reflektion und Beschäftigung mit innovativer Zukunftsgestaltung hemmen“, erklärt Kister.
Nachhaltiger Einkehren
Die Last dieser Verantwortung gegenüber der Natur liegt natürlich auch auf den Schultern der Hüttengäste. Die Geographin Jutta Kister empfiehlt, den Hüttenurlaub schon im Vorhinein gut zu planen und während des Aufenthalts in den Bergen die Augen aufzuhalten.
Beispielsweise könne man mit leichtem Gepäck reisen. So ist es auch einfacher, das Ziel mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. „Im Zug und im Bus ist es möglich, die Veränderung der Natur zu beobachten, die Vorfreude auf das Ziel wächst dabei. Vor allem am Wochenende umgeht man so auch die Staus und braucht nicht unbedingt länger.“ Besonders bei einer weiten Anreise, ist es sinnvoll, länger am Stück an einem Ort zu bleiben, anstatt häufig für kurze Zeit anzureisen.
Beim Konsum auf den Hütten müsse man bedenken, welchen Herausforderungen diese gegenüberstehen. Trinkwasser sollte man daher sparsam verwenden. „Interessieren Sie sich für die Herkunft der Lebensmittel und wählen Sie öfter vegetarische Gerichte. Bringen Sie wiederverwendbare Trinkflaschen und Jausenboxen mit. Nehmen Sie Müll wieder mit ins Tal und entsorgen Sie ihn sachgerecht – gerne auch den, den Sie unterwegs finden“, rät Kister.
Beim Wandern sollte man besonders darauf achten, wo Schutz- und Ruhegebiete sind. Zudem eignet sich so eine Reise natürlich, um sich über die Artenvielfalt und die lokalen Auswirkungen des Klimawandels zu informieren – und möglicherweise aus erster Hand zu erfahren.
Was können Wirt*innen tun?
Um nachhaltiger zu bewirten, seien fundamentale, multidimensionale und langfristige Veränderungen notwendig, so Kister. „Dafür ist eine ganzheitliche Analyse notwendig, deren Ergebnis je nach Standort komplett unterschiedlichen ausfallen kann. Deshalb rate ich Verantwortlichen, einmal einen Schritt zurückzutreten und die Dinge zu reflektieren, auch gewohnte, eingefahrene Abläufe einmal in Frage zu stellen.“ Für das Forschungsprojekt haben Kister und ihr Team eine Hütte des Alpenvereins ganzheitlich analysiert und anschließend einzelne Bereiche identifiziert, in denen Maßnahmen zielführend sind. Im laufenden Projekt ANAH werden die Analysen auf fünf weitere Hütten ausgeweitet.
Als schnelle Maßnahme empfehlt sie Wirt*innen, direkt auf der Homepage der Hütte darüber zu informieren, wie man mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen kann. „Wir haben festgestellt, dass die Anreise häufig grenzüberschreitend erfolgt. Bei der Planung des Urlaubs muss schon klar sein, dass man auch wirklich an das gewünschte Ziel gelangt, um etwa in den Zug zu steigen. Dazu muss man aber auch den Bus-Anschluss ins Tal finden können“, so Kister.
Bei der Gestaltung der Speisekarte solle man auf Saisonalität und ökologischen Anbau achten. Dazu ist es auch hilfreich, mit Erzeuger*innen, die in der Nähe produzieren, lokale Netzwerke zu bilden. „Setzen Sie sich mit Verantwortlichen zusammen und finden Sie lokal angepasste Lösungen für Verkehrsreduktion, regionale Wirtschaftskreisläufe und/oder Einkaufs- und Energiegemeinschaften“, rät Kister.
Insbesondere diese Netzwerke können dabei helfen, gemeinsam die Verantwortung gegenüber der Natur zu schultern. „Verantwortung heißt, Antworten auf die Herausforderungen zu erarbeiten“, meint Kister. „Das muss ganz lokal passieren und auch über die indirekten Beiträge zu den globalen Herausforderungen des Klimawandels. Es ist zwingend notwendig, Antworten zu finden, nicht nur im Sinne der Gerechtigkeit für die heute lebende Generation, sondern auch hinsichtlich künftigen Generationen.“