Die Landwirtschaft kämpft aufgrund von Klimawandel und Dürre mit der ausreichenden Bewässerung ihres Ackerlands. Eine neue Erfindung von Forscher*innen der Boku könnte die Lösung sein.
Wasserspeicher im Boden
Etwa 70 Prozent des Süßwassers, dass wir Menschen jährlich verbrauchen, fließt in die Landwirtschaft. Gleichzeitig steigt mit der wachsenden Weltbevölkerung auch der Gesamtbedarf an Wasser. Angesichts dessen, dass wir in Zukunft aufgrund des Klimawandels mit immer heißeren Sommern und weniger Niederschlag rechnen müssen, arbeiten Wissenschaftler*innen daran, der Landwirtschaft unter die Arme zu greifen. Denn die Bewässerung der Anbauflächen bereitet Landwirt*innen Sorge.
Ein Hilfsmittel gegen dieses Problem sind sogenannte Hydrogele. Das sind Materialien, die Wasser aufnehmen, speichern, und langsam an ihre Umgebung abgeben. Herkömmliche Hydrogele bestehen aus unlöslichen Polymeren, also kurz gesagt Kunststoffen. An der Boku hat man nun ein Biohydrogel entwickelt, das nicht als Plastik-Rückstand im Boden bleibt, sondern biologisch abgebaut wird.
Lignin statt Polymer
Das von der Boku, allen voran dem Forscher Gibson Nyanhongo, entwickelt wurde, besteht aus Lignin. Lignincellulose, so der volle Name des Rohstoffs, ist ein Bestandteil von Holz. Es gibt Pflanzen ihre Form und Stabilität. Die „Verholzung“ – also das Festwerden – von Pflanzen nennt man auch Lignifizierung.
Wie kann man sich nun die Anwendung vorstellen? „Vorzugsweise wird das Biohydrogel in Form von Granulat auf das Feld gebracht, genau wie Düngemittel“, erklärt der Erfinder Nyanhongo. Zusammen mit dem Biohydrogel können Böden bis zu 95 Prozent des Wassers aufnehmen. Dadurch ist bis zu 40 Prozent weniger Bewässerung notwendig.
Neues Ackerland erschließen
Die Forscher*innen haben das Biohydrogel getestet, indem sie Pflanzen mit und ohne Lignin-Granulat Dürre ausgesetzt haben. Pflanzen ohne das Gel überlebten die einmonatige Testphase nicht, Pflanzen mit Hydrogel gediehen weiter (s. Foto oben).
„Das Hauptziel der Entwicklung dieses Hydrogels ist es, Bäuerinnen und Bauern zu helfen, ihre Kulturpflanzen vor der Dürre zu schützen und Bewässerungswasser zu sparen“, so Gibson Nyanhongo. Das Biohydrogel fungiert außerdem als Träger für Dünger sowie Pflanzenschutzmittel. Zudem verbessert es die Bodenqualität, wodurch neues Ackerland erschlossen werden kann. Derzeit suchen die Entwickler*innen nach Unternehmen, die das Produkt auf den Markt bringen.