AstronautInnen sind ExpertInnen darin, der Rest der Welt muss wohl noch etwas üben: Die durch die Coronakrise notwendig gewordene soziale Isolation trifft viele Menschen hart. Da hilft es auch wenig, daran zu denken, dass die Ausgangsbeschränkungen zur Sicherheit aller implementiert wurden. Einen Zeithorizont hat das Social Distancing jedenfalls noch nicht. Was also tun, um nicht zu vereinsamen?
Shoppen, Zocken, Schokolade
Um das Gefühl der Einsamkeit in den Griff zu bekommen, greifen manche Menschen zu Genussmitteln, die sie ablenken und ihnen Glücksgefühle verschaffen. So zumindest die Kernhypothese einer Studie der Uni Wien. Ausweichmechanismen wie Online Shopping, Süßigkeiten und Glücksspiele helfen aber nur kurzfristig, so der Studienleiter Claus Lamm: „Wir nehmen an, dass das nur ein schlechter Ersatz ist.“
Denn soziale Kontakte lassen sich nicht ersetzen. Der Psychologe empfiehlt deshalb, nicht nur häufig mit den Liebsten zu telefonieren, sondern auch Videochats zu nutzen. Nur schriftlich über soziale Medien zu kommunizieren, sei kein guter Ersatz. „Videotelefonie ist wichtig, weil man dabei auch echte Gefühle überträgt, beziehungsweise für das Gegenüber unmittelbarer spürbar macht, als das etwa bei E-Mails oder Messenger-Apps der Fall ist.”
Auswirkungen der Isolation unbekannt
Die derzeitige Situation führt mitunter zu extrem viel Unsicherheit. Es ist schwer einschätzbar, wie genau die Zukunft aussieht. Über die Auswirkungen dieser Unsicherheit und der sozialen Isolation auf die Psyche ist der Wissenschaft wenig bekannt, so der Experte Claus Lamm: „Wir wissen viel zu wenig darüber, was mit uns passiert.“
Was wir allerdings wissen, ist, dass Einsamkeit schlimme Folgen haben kann, und das nicht nur für die geistige, sondern auch für die körperliche Gesundheit. „Einsamkeit kann fast so gravierend für die Gesundheit sein wie schlechte Ernährung und Alkohol“, sagt Lamm. Man wisse unter anderem, dass Menschen, die alleine leben und unter Einsamkeit leiden, anfälliger für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind. Besonders ältere Menschen sind gefährdet.
Einsamkeit ist subjektiv
Entscheidend sei auch, wie man selbst die Isolation wahrnimmt. EinE EinsiedlerIn fühlt sich nicht einsam, auch wenn er oder sie es von außen betrachtet ist. Das entscheidende sei, so der Experte, wie wir die Isolation für uns einordnen. Ob man sich zu Hause eingesperrt fühlt, oder ob man sich vorhalten kann, dass dieser Zustand nur eine vorübergehende Sicherheitsmaßnahme ist, mache einen großen Unterschied.
Deshalb hält der Lamm die Vorschriften der Regierung zur Einschränkung sozialer Kontakte für sinnvoll. „Die Ausgangsbeschränkungen sind zwar aufgezwungen, wichtig ist aber, dass man dennoch nicht das Gefühl haben muss, stupiden Regeln zu folgen, sondern auch, Eigenverantwortung zu übernehmen.“ Wer sich in dieser Zeit einsam fühlt, soll das Gefühl im Gespräch mit anderen thematisieren, so der Psychologe. Auch das helfe, sich mit der Situation zu arrangieren und die subjektive Einsamkeit zu reduzieren.