Elf Millionen Hektar Land wurden zwischen Oktober 2019 und Anfang Jänner 2020 in Australien durch Waldbrände vernichtet, diese Fläche ist größer als Österreich und Slowenien zusammen. Die katastrophalen Ausmaße der Waldbrände sind ein Anzeichen für die Auswirkungen des Klimawandels, aber auch eine Erinnerung daran, was Menschen tun können, um Brände zu verhindern. Schrödingers Katze hat dem Experten für Waldbrände Mortimer Müller von der Boku die drängendsten Fragen gestellt.
Warum brennt es gerade in Australien so stark?
Australien kämpft jährlich mit Waldbränden, man spricht deshalb sogar von „saisonalen Buschfeuern“. Das liegt daran, dass Trockenheit und Hitze Waldbrände begünstigen – von beiden hat das Land mehr als genug. Dennoch brennen die Buschfeuer für gewöhnlich nur von Dezember bis Anfang Februar, wenn auf der Südhalbkugel gerade Sommer ist. „Australien erlebt derzeit die heftigste Brandsaison der Geschichte“, sagt der Experte für Waldbrände, Mortimer Müller. Die Katastrophenbrände haben bis dato mindestens 22 Menschen das Leben gekostet. Als Hauptverursacher sehen viele den Klimawandel.
Lassen sich die Brände direkt auf den Klimawandel zurückführen?
„Einen einzelnen Brand kann man nicht in direkte Relation zum Klimawandel setzen, so einfach ist das nicht“, wiegt Müller ab. Direkte Verursacher von Waldbränden sind fast immer die Menschen selbst. Entweder durch Unachtsamkeit – wie etwa brennende Zigarettenstummel – oder Waldrodungen. Dennoch müssen wir aufgrund des Klimawandels mit immer mehr solchen Waldbränden rechnen. Denn es wird, wie Klimadiagramme zeigen, weltweit heißer und trockener.
Wird es auch in Österreich öfter und stärker brennen?
In heißen, trockenen Ländern ist zukünftig vermehrt mit Waldbränden zu rechnen. Österreich gehört hier nicht dazu, auch, wenn es in den vergangenen Jahren immer mehr Hitzetage und Tropennächte gegeben hat. Laut dem Waldbrandexperten kann man in Österreich keinen signifikanten Anstieg von Großbränden beobachten – wohl aber von Entzündungen, also Bränden, die schon nach kurzer Zeit wieder gelöscht werden können. Das ist vermehrt auf zwei Faktoren zurückzuführen: den Klimawandel und Blitzschläge. Aufgrund der durch den Klimawandel verursachten Hitze und Trockenheit kommt es, wenn ein Blitz einschlägt, öfter zu Bränden. „Es kommt nicht dort vermehrt zu Entzündungen, wo mehr Blitzschläge auftreten, sondern dort, wo es wärmer und trockener ist“, führt Müller aus. Das zeigen auch die Daten: „In Österreich kann man in den Sommermonaten bis zu fünfzig Prozent aller Waldbrände auf Blitzschläge zurückführen.“
Was kann man tun, um Waldbrände zu verhindern?
„95 Prozent der Waldbrände weltweit werden von Menschen verursacht“, verdeutlicht Müller das größte Problem. Viele Waldbrände entstehen durch Unachtsamkeit. Deshalb ist Vorsicht geboten, wenn mit Lagerfeuern, Zigaretten und anderen potenziellen Brandquellen hantiert wird. Wichtig ist außerdem der Katastrophenschutz. In Österreich beträgt die durchschnittliche Zeit, bis die Feuerwehr einen Brand erreicht, zwanzig Minuten. Für eine ähnlich effiziente Brandbekämpfung fehlen Australien schlicht die Einsatzkräfte.
Hören die Waldbrände in Australien bald auf?
Damit die kilometerlange Feuerfront, gegen die tausende australische Einsatzkräfte kämpfen, bald kleiner wird, muss das Wetter mitspielen. Es braucht weniger starken Wind und zudem lang anhaltenden Regen, damit der Zunder der Buschbrände – das am Boden liegende Laub – ausreichend durchnässt wird. „Einige der Brände werden sicher noch über Wochen, vielleicht Monate, weiterbrennen“, schätzt Müller die Situation ein. Doch mit dem Ende der Buschfeuer-Saison sei zu erwarten, dass sich die Situation entspannt.