Figuren aus den Lieblingsserien und -filmen, Spielzeug und Kleidung mit dem Gesicht der Heldin oder des Helden darauf haben einen Fixplatz auf den Wunschlisten vieler Kinder. Wie problematisch ist diese Verbindung von Medien und Konsum?
Besonders Großanbieter sind konsumorientiert
Disney nutzt die von ihnen geschaffenen Medienwelten wie kein anderer, um Fanartikel zu verkaufen. Problematisch ist dies, da die Zielgruppe vor allem aus Kindern besteht. Die sind nämlich leicht davon zu überzeugen, ein Spielzeug oder ähnliches „unbedingt zu brauchen“, denn Kinder hegen allgemein eine gewisse Sammelleidenschaft. „Großproduktionen von globalen Medianbietern wie Disney sind es, die ganz stark zum Konsum verführen“, sagt Caroline Roth-Ebner, Medienforscherin an der Uni Klagenfurt.
Roth-Ebner hat für einen Beitrag analysiert, in welchem Verhältnis für Kinder produzierte Medien und die Konsumwelt zu einander stehen. Als Beispiele hat die Medienforscherin die Filme „Die Eiskönigin“ (Disney) und „Mia and me“ (Hahn FilmAG) gewählt. Ihre Untersuchung macht klar, wie stark Konsum das Leitmotiv der Medienwelt ist. Zusätzlich zu den Filmen gibt es oft auch noch andere Medienprodukte wie Apps, Bücher, Serien und Spiele, die eine Geschichte vielfältig vermarkten und weiter zum Kauf von Fanartikeln anregen.
Rosa ist für Mädchen…
Spielzeuge und andere auf Kinder zugeschnittene Produkte spiegeln stark vorherrschende Geschlechterstereotype wider. Um das zu erkennen, muss man nur einen Online-Shop für Spielzeug ansteuern: Mädchen spielen mit Puppen, Burschen mit Autos. „Was Mädchen vom Markt angeboten wird, legt den Fokus ganz stark auf das Äußere“, so Roth-Ebner. Ein Beispiel: „Die Mädchenspielzeuge von Frozen sind stark auf die Optik ausgerichtet.“
Auch die Charaktere in „Die Eiskönigin“ werden sexualisiert dargestellt. Die Frauen sind zwar stark und emanzipiert, ihre Körper sind allerdings anhand eines unrealistischen Schönheitsideals modelliert. „Die meisten Produktionen lassen zu wünschen übrig“, bemängelt Roth-Ebner. Riesige Augen und eine Wespentaille sind der Status quo. Dabei ist dies von Kindern gar nicht unbedingt gewollt. Bei einer Studie gaben drei Viertel der befragten Kinder zwischen sechs und dreizehn Jahren an, den Körperbau, der der Hauptfigur in „Mia and me“ am nächsten kommt – sehr schlank und kurvig – am wenigsten zu mögen. Am beliebtesten war die Figur mit durchschnittlichem Körperbau.
Sollte man Konsum kontrollieren?
Wie stark Medien den Konsum bei Kindern anregen, zeigt sich im sozialen Umfeld. Wer einen bestimmten Fanartikel nicht besitzt, erfährt oft soziale Ausgrenzung. Zudem kann sich ein ungesundes, von den Medien vermitteltes, Körperbild desaströs auf die Gesundheit von Kindern auswirken. Soll man als Elternteil regulierend einschreiten, oder das Kind konsumieren lassen, was es möchte?
Medien prinzipiell zu verbieten, ist keine Lösung, so die Expertin: „Es gibt ja auch pädagogisch hochwertige Medienangebote“. Zudem würde ein Verbot nur dazu führen, dass das Kind das Vertrauen in die Eltern verliert und Verbotenes heimlich konsumiert. „Als Elternteil sollte man niemals bestimmte Medien einfach verbieten, sondern sich mit dem Kind darüber austauschen, welche Medien es konsumiert. „
Und wenn das Kind vom Gruppenzwang dazu gedrängt wird, nach einem bestimmten Spielzeug zu verlangen, nur, weil es gerade „in“ ist? „Auch hier sollten Eltern moderierend eingreifen und Kinder bestärken, doch den eigenen Vorlieben nachzugehen und sich nicht unbedingt an die Gruppe zu halten“, rät Roth-Ebner.
Wichtig sei, schon früh die Medienkompetenz zu fördern. Dazu könne man beispielsweise mit den Kindern darüber sprechen, warum sie welche Medien konsumieren (möchten). Neben den Schulen als pädagogischen Instanzen sieht Roth-Ebner die Familie in der Verantwortung: „Die Vorbildfunktion der Eltern ist sehr wichtig“, sagt die Medienforscherin. Wer also nicht möchte, dass das Kind die ganze Zeit auf sein Smartphone schaut, sollte das auch selbst nicht vorleben.